Falk Cierpinski - "Jetzt ganz Marathonläufer"
Falk Cierpinski strafte am Sonntag in München seine Kritiker Lügen und lief nach Berlin den zweiten Marathon innerhalb von vierzehn Tagen unter 2:30 Stunden und das sogar noch siegreich. Für den Münchner Triathlon im Juli und den Marathon benötigte der Hallenser in der Summe weniger als 4:30 Stunden. Diese Leistung machte ihn zum München Hero und 10.000 Euro reicher. Erfahren Sie mehr im Interview…

Falk Cierpinski gewann den Münchner Marathon und wurde auch München Hero (Foto: München Marathon)
Falk Cierpinski, wie fühlt man sich als frischgebackener München Hero mit 10.000 Euro mehr auf dem Konto?Falk Cierpinski:
Kaputt aber glücklich! Es fühlt sich schon sehr gut an. Man kann sich im Marathon nie hundertprozentig sicher sein, deswegen bin ich jetzt einfach nur erleichtert, dass es geklappt hat.
Ärgert es Sie ein bisschen, dass Sie den Jackpot von 20.000 Euro nun mit dem Dänen Rasmus Ahlfors teilen müssen?
Falk Cierpinski:
Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich auch für Rasmus. Ich weiß, dass man mit Triathlon und Marathon im Grunde nicht viel Geld verdienen kann, deswegen können wir das, glaube ich, beide ganz gut gebrauchen.
Was haben Sie mit dem Geld vor?
Falk Cierpinski:
Ich werde das Geld besonders für Trainingslager und Vorbereitungsmaßnahmen nutzen. Ich bin noch nicht im Marathon-Kader und erfahre deshalb auch kaum finanzielle Unterstützung. Da tut so eine kleine Finanzspritze schon mal gut.
Sie konnten schon Ende September in Berlin als bester Deutscher in 2:19:06 Stunden eine ordentliche Leistung abliefern. Jetzt haben Sie in München binnen 14 Tagen einen zweiten Marathon und das als Sieger in 2:25:24 Stunden nachgelegt. Dieser Plan hatte auch für viel Staunen gesorgt. Wie beurteilen sie jetzt im Nachhinein diesen Kraftakt?
Falk Cierpinski:
Das ist schon etwas Besonderes. Wir sind vor München noch ins Höhentrainingslager nach Bulgarien gefahren, hatten dort eigentlich nur erhaltendes Training und Massagen auf dem Plan und damit versucht, die Beine und den Kopf wieder frei zu bekommen. Ich hatte ja auch nicht geplant, in München noch einmal eine persönliche Bestleistung zu laufen. Ich habe mich voll auf eine Zeit um 2:30 Stunden konzentriert und musste nicht bis an die Grenzen gehen. Mein Vater Waldemar hat das im Vorfeld sehr treffend formuliert. Er sagte: "In Berlin wird Falk rennen, in München wird er laufen."
Hat es Sie irritiert, dass Ihre Konkurrenten, die ebenfalls für den München Hero Jackpot in Frage kamen, am Anfang voraus gelaufen sind?
Falk Cierpinski:
Ich denke, ich habe mir das Rennen gut eingeteilt. Ich habe natürlich gemerkt, dass die anderen Triathleten vorauseilen. Trotzdem habe ich versucht, Kraft zu sparen und habe darauf spekuliert, dass die anderen nach ungefähr dreißig Kilometern etwas langsamer werden und ich dann vorbei laufen kann. Dadurch, dass ich schon ein paar Marathons gelaufen bin, wusste ich, dass man mit seinen Kräften gut haushalten muss. Meine Erfahrung hat mir da schon geholfen.
Wie sehr war die Prämie in München ausschlaggebend für das Doppel, auch Antrieb und Motivation?
Falk Cierpinski:
Natürlich war die Prämie der Hauptgrund für das Doppel. Als Marathonläufer verdient man nicht alle Tage so viel Geld. Die Chance wollte ich nutzen.
Dachten Sie zwischendurch mal ans Aufgeben?
Falk Cierpinski:
Nein, ich konnte kontrolliert laufen. Zu Beginn war ich noch etwas unsicher, wie mein Körper auf das Höhentraining reagiert. Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass es gut geht.
Welches der beiden Rennen war für Sie persönlich härter?
Falk Cierpinski:
Ganz eindeutig Berlin. Wenn man schneller läuft, dann strengt es einfach auch mehr an.
Würden Sie es wieder so machen?
Falk Cierpinski:
Dieses Doppel war natürlich eine Ausnahme. Vierzehn Tage Regeneration sind nach einem Marathon schon sehr unüblich. Ich hätte in München wohl auch keine 2:19 Stunden mehr laufen können. Das war aber auch nicht geplant.
Sind Sie jetzt im Marathonlager angekommen, oder reizt sie immer noch der Triathlon bzw. Duathlon, wo Sie ja auch schon internationale Erfolge feiern konnten? Wie sehr haben diese zwei Rennen Sie vorangebracht?
Falk Cierpinski:
Ich denke, dass mich diese Erfahrung persönlich und sportlich sicher weiter gebracht hat. Ich sehe mich jetzt voll und ganz als Marathonläufer. Das Kapitel Triathlon ist für mich abgeschlossen. Der Triathlon im Sommer hier in München war noch einmal ein schöner Ausflug.
Wie leicht oder schwer fiel Ihnen der Umstieg vom Triathlon zum Marathon?
Falk Cierpinski:
Am Anfang war es schon schwierig. Ich war es einfach nicht gewohnt, im Training so viele Kilometer zu laufen, die man im Marathon aber nun mal braucht, um hinten durch zu kommen. Ich bewege mich momentan noch bei etwa 170 Kilometern pro Woche. Wir wollen das Pensum aber langsam auf 200 bis 250 Kilometer steigern.
Olympia in Peking lockt und ist auch ihr erklärtes Ziel. Wie sehen Sie nun Ihre Chancen?
Falk Cierpinski:
Das ist natürlich noch eine Menge Arbeit. Die Norm für Peking ist 2:13 Stunden, was noch mal eine deutliche Verbesserung meiner Zeit von Berlin nötig macht. Ich habe aber jetzt auch noch ein halbes Jahr Zeit. Langsam gewöhne ich mich an die Belastungen und die Kilometer im Training. Ich möchte das unbedingt versuchen. Mal sehen, ob es klappt.
Wie sieht Ihre Planung für das nächste Jahr aus? Wollen Sie Ihren München Hero Titel verteidigen, einem möglichen Olympiastart zum Trotz?
Falk Cierpinski:
Die konkrete Planung für die kommende Saison steht noch nicht. Deshalb kann ich noch gar nicht sagen, wann und wo mein nächster Start sein wird. Ich würde natürlich gerne wieder hier in München dabei sein. Ich werde abwarten, wie die Saison für mich verläuft.
Welche Zeiten sind mittel- und langfristig im Marathon drin?
Vater und Trainer Waldemar Cierpinski dazu:
Ich strebe mit Falk eine natürliche Leistungsentwicklung an, was als Nahziel eine Stabilisation bei einer Zeit von etwa 2:12 Stunden bedeutet. Damit wäre er auch für Peking qualifiziert und wir wären auf einem guten Weg, in naher Zukunft auf eine Zeit unter 2:10 Minuten zu kommen. Die WM in Berlin 2009 sehen wir sozusagen als Fernziel an, wo Falk langsam in der Lage sein sollte, an solche Zeiten heran zu laufen. Falks Ziel ist es, irgendwann meine Bestleistung (Anm. 2:09:55 h) zu knacken, und ich bin mir sicher, dass er das schaffen kann.
Welche Rolle spielt Ihr Vater Waldemar als zweimaliger Olympiasieger in Ihrem Leben? Kann er Sie, da er Sie ja auch gut und von klein auf kennt, viel besser einschätzen als ein "normaler" Trainer?
Falk Cierpinski:
Es ist für mich toll, jemanden mit solcher Kompetenz und Erfahrung an meiner Seite zu haben, der mich noch dazu so gut kennt. Die Zusammenarbeit funktioniert super und ich kann es mir anders gar nicht vorstellen. Wir verstehen uns blind und es gibt eigentlich keine Reibungspunkte "zwischen Vater und Sohn", was das Training anbetrifft.
Sehen sie den Namen Cierpinski eigentlich mehr als Antrieb und Vorbild oder auch als Verpflichtung und Druck?
Falk Cierpinski:
Ich kann natürlich nicht einfach unbeobachtet irgendwo starten. Die Vergleiche sind sicherlich immer da und auch die Erwartungen sind ziemlich hoch. Für manche steht jetzt auch schon der Olympiasieg fest. Ich kann das aber eigentlich sehr gut einschätzen und auch gut damit umgehen. Wir sprechen oft zu Hause darüber und so kann ich die Erfolge meines Vaters auch als Motivation sehen, meine eigenen Ziele und Erfolge zu erreichen. Eines steht jedenfalls fest: Fehler, die mein Vater im Laufe seiner Karriere gemacht hat, werde ich ganz bestimmt nicht machen. Somit profitiere ich in jeder Hinsicht von seinen Erfahrungen.