Falk Wendrich liebt den Wettkampf
Das Ende des traditionsreichen Springer-Meetings in Wuppertal könnte der Beginn einer großen Karriere gewesen sein: Es ist der 21. Januar 2012, als sich Falk Wendrich beim letzten Hochsprung-Wettbewerb in Wuppertal mit 16 Jahren über 2,19 Meter windet und seine Hallen-Bestleistung um 20 (!) Zentimeter steigert. Der junge Hochspringer im Trikot des LAZ Soest ist der gefeierte Held des Abends. Noch während des Wettkampfes plaudert er ganz locker mit Moderator Wolf-Dieter Poschmann. So als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Der Rest ist bekannt: Im Sommer holt der Schüler mit 2,24 Metern Silber bei der U20-WM, steigert dabei wie in der Halle die deutsche U18-Bestleistung von Olympiasieger Dietmar Mögenburg und scheitert beim Hochsprung-Klassiker in Eberstadt nur hauchdünn an 2,27 Metern. Herausragende Leistungen, die von den Leichtathletik-Fans mit dem Titel „Jugend-Leichtathlet des Jahres 2012“ belohnt werden. „Das ist super. Ich freue mich wahnsinnig über diese Auszeichnung“, war der Neu-Wattenscheider überglücklich, als er von der Auszeichnung erfuhr.Noch schöner ist es für ihn, dass die Trophäe im Rahmen der Deutschen Hallen-Meisterschaften am 23. und 24. Februar in Dortmund überreicht wird. Schließlich ist die Helmut-Körnig-Halle das Trainingsrevier des 17-Jährigen. Dort kennt er jeden Winkel. Diesen Heimvorteil will er am DM-Sonntag nutzen, um bei den Männern um die Medaillen zu springen.
Überraschender Höhenflug
Die Höhenflüge im Vorjahr kamen für Falk Wendrich selbst sehr überraschend. Schließlich riss er sich bei einem einfachen Hopserlauf im Frühjahr ein Band im Sprungfuß und musste den Saisoneinstand verschieben. Der Form schadete das nicht. Problemlos qualifizierte er sich für die U20-WM - seiner ersten großen Nachwuchsmeisterschaft - und flog in Barcelona aufs Podest. „Ich mag es, in so großen Stadien zu springen. Es ist ein Ansporn für die Zukunft“, sagt der Schützling von Brigitte Kurschilgen.
Wie kaum einem anderen Hochspringer seines Alters gelingt es ihm, das Anlauftempo beim Absprung in Flughöhe umzusetzen. Biomechanische Analysen haben ergeben, dass sein Knie trotz der großen Kräfte beim Absprung nur minimal nachgibt. Das ist der Schlüssel für hohe Sprünge. Außerdem verfügt der angehende Abiturient über ein sehr gutes Bewegungsgefühl und kann so auch nicht ganz optimale Sprünge noch retten. Die Basis dafür hat sein früherer Heimtrainer Harald Bottin gelegt.
Nachholbedarf sieht der Soester vor allem in der Stabilität von Füßen und Rumpf. „Daran muss ich viel arbeiten, damit mein Körper die Belastungen aushält“, weiß er. Noch kommt Falk Wendrich nur auf sechs Trainingseinheiten pro Woche. So bleibt genug Zeit für das anstehenden Abitur und das geliebte Schlagzeug spielen.
An die Schauspielschule?
Nach dem Abitur im Frühjahr will er sich um einen Platz in der Bochumer Schauspielschule bewerben. Schon 2012 war ein erster Anlauf geplant, doch er war noch nicht alt genug für die Aufnahmeprüfung. „Vorher muss ich aber unbedingt noch Gesangsunterricht nehmen, denn auch das ist gefragt“, blickt der Teenager schmunzelnd in die Zukunft. Dass in ihm ein kleiner Schauspieler steckt, ist bei jedem Wettkampf zu beobachten. Zu gern fordert er die Zuschauer auf, rhythmisch zu klatschen. „Ich liebe den Wettkampf, brauche außergewöhnliche Situationen, um alles aus mir herauszuholen“, sagt Falk Wendrich.
Mit Sicherheit bringt der 17-Jährige alles mit, um in einigen Jahren in die Weltspitze vorzustoßen, ein konstanter 2,30-Meter-Springer zu werden. Doch genau das dachte man auch von Marius Hanniske. Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass der Berliner bei der DM in Ulm das Publikum beeindruckte. Mit gerade 18 Jahren flog er über 2,23 Meter und zu DM-Silber.
„Der sieht aus wie Thränhardt und springt wie Mögenburg“, waren sich die Experten 2003 schnell einig. Ein Jahr später gewann Marius Hanniske (wie Falk Wendrich) Silber bei der U20-WM. Danach jagte eine Verletzung die nächste. Zwar springt der Berliner noch immer, doch bleibt er heute 15 bis 20 Zentimeter unter den Ergebnissen aus Jugendzeiten.
2,40 Meter nur ein Traum?
Falk Wendrich ist sich sicher, dass er dieses Schicksal nicht teilen wird. Er ist ein technisch sauberer Springer, bei dem die Flüge über die Latte leicht aussehen. Wenn er ein Technik-Vorbild nennen soll, landet er beim Katari Mutaz Essa Barshim.
Der Olympia-Dritte könnte der nächste 2,40-Meter-Springer in der Welt sein. Eine Marke, die für Falk Wendrich noch einige Hochsprung-Welten entfernt liegt. Aber wer den Youngster - in Wuppertal oder anderswo - schon einmal live erlebt hat, kann sich selbst solche Höhenflüge vorstellen.
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