Familie Ritte – Unternehmen Stabhochsprung
Während die deutsche Stabhochsprung-Elite bei den großen Meetings auf Höhenjagd geht, schreibt eine Stabhochsprungfamilie von der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen immer wieder die kleinen großen Geschichten. Wolfgang Ritte, seine Ehefrau Ute und die beiden Kinder Thomas und Christina stehen für das "Familienunternehmen Stabhochsprung" vom Niederrhein.
Wolfgang Ritte ist das Oberhaupt der Stab-Familie aus dem Niederrhein (Foto: Schröder)
Papa Ritte, der im vergangenen Jahr den M50-Weltrekord viermal auf nunmehr 4,72 Meter hinaufschraubte , krönte jetzt in Sindelfingen den Winter der Familie mit dem Hallen-WM-Titel der Senioren. Mit 4,45 Metern dominierte er im Glaspalast die Konkurrenz vor seinen Kollegen Kristjan Gissurarson (Island) und Emile-Jef Dewil (Belgien), die beide 4,20 Meter meisterten.Angefangen hat alles aber vor inzwischen vierzig Jahren, als Wolfgang Ritte schon im zarten Alter von zehn seine Leidenschaft für die Leichtathletik bei TuB Bocholt entdeckte. Seinen ersten großen Erfolg erzielte er 1971 als Deutscher Jugendmeister und Jugendrekordhalter mit 4,86 Metern. Er trat damals auch gegen Guido Kratschmer im Zehnkampf an.
Berufliche Zukunft
Im folgenden Jahr besiegte er mit 4,90 Metern als Juniorenmeister in Berlin den später führenden deutschen Stabhochspringer Günter Lohre. Danach wurde es still um die große Hoffnung vom Niederrhein. Sein Vater hatte ihm empfohlen, sich in erster Linie um die berufliche Zukunft zu kümmern.
Nach der gesicherten Anstellung als Beamter im NRW-Verkehrsministerium, Heirat, Hausbau in Moers und dem Familienzuwachs, begann seine zweite Karriere. "Eigentlich war es mein Ziel, den beiden Kindern die Leichtathletik und vor allem die Lust am Stabhochsprung zu vermitteln", erläutert der Familienvater, der die glückliche Hand hatte, eine Lehrerin zu heiraten, die als frühere Rheinhausener Leichtathletin ebenfalls noch einmal von vorne anfing.
Erfolgreicher Winter
Nach einer Steigerung auf die persönliche Bestleistung von 5,11 Metern in den Achtziger Jahren begann eine wahre Sammlung von über 30 Titeln bei Deutschen Seniorenmeisterschaften. "Das Jahr 2003 mit sechs DM-Titeln, zwei davon in der Halle, und drei Hallen-EM-Titeln konnte jetzt nur noch übertroffen werden von Titelgewinnen bei der Hallen-DM und bei der ersten Hallen-WM ", sah der erfolgreichste deutsche Stabsenior seine sportliche Perspektive vor diesem Winter, die er dann tatsächlich mit Titeln in Potsdam (4,63 m) und in Sindelfingen (4,45 m) krönte. Während seine Gattin in Sindelfingen mit 2,80 Metern immerhin W50-Zweite wurde.
Weniger über seine eigenen Erfolge als über die seiner Kinder freut sich der "Oldie". Den "Familienrekord" hat ihm sein Sohn mit der Höhe von 5,25 Metern als 19-jähriger bereits abgenommen. Thomas Ritte, der wegen eines Trainingsunfalls beim Turnen drei Jahre lang kürzer treten musste, hält sich wie sein Vater an den Rat von "Opa Ritte", nicht alles dem Sport unterzuordnen.
In der Verletzungspause forcierte er sein Medizinstudium und schloss sein erstes Staatsexamen mit der Note "Gut" ab. In die beruflichen Fußstapfen der Mutter tritt Tochter Christina, die zur Zeit im Examen als Lehrerin steht. Auch das dürfte den Großvater freuen.