Fani Halkia beschwört die griechische Seele
Der Name Fani Halkia war am gestrigen Mittwochabend bei den Olympischen Spielen in Athen in aller Munde. Bei den 70.000 griechischen Zuschauern in der Arena aus Begeisterung über ihren Olympiasieg, bei manch kritischen Beobachtern aus Argwohn ob ihrer seltsamen Leistungssteigerung über 400 Meter Hürden um 3,63 auf 52,77 Sekunden innerhalb eines Jahres. Die Griechin versuchte sich nach ihrem Triumphzug zu erklären.
Fani Halkia bejubelte ihr olympisches Erdbeben in Athen (Foto: Chai)
"Was hier jetzt passiert ist, kann man mit Worten nicht umschreiben", sagte sie, "es ist wie ein Erdbeben." Inspiration erfuhr sie von Voula Patoulidou, jener Hürdensprinterin, die 1992 in Barcelona Gold für Griechenland holte: "Sie hat mir im Olympischen Dorf gesagt, dass ich es schaffen kann und dass es wunderschön werden würde."So herzergreifend der Auftritt von Fani Halkia für die griechische Sportwelt war, so schnell kamen Fragen zu ihrer Verbindung zum Skandaltrainer Christos Tsekos auf. Die 25-jährige versicherte: "Wir haben nie zusammengearbeitet. Mein Coach wurde mal von ihm betreut, aber er hatte zu seiner aktiven Zeit viele Trainer."
Falsche Eindrücke und spekulative Verurteilung
Gegen Quervergleiche wehrte sie sich: "Es sollten keine falschen Eindrücke entstehen. Ein paar unglückliche Fälle spiegeln nicht die Realität wider. Aber die Medien wollen diesen Eindruck erwecken und das beeinträchtigt den Rest der Athleten."
Trotzdem stellte sie sich wie schon vor ihr die weitere griechische Olympiasiegerin im 20 Kilometer Gehen, Athanasía Tsoumeléka, vor ihre unter schwerem Verdacht stehenden Landsleute Kostas Kenteris und Ekaterini Thanou: "Sie wurden aufgrund von Spekulationen verurteilt. Man hat sie gegen die Wand gepresst." Griechische Olympiasieger halten eben zusammen, vergangene wie neue, in guten wie in schlechten Tagen.
Der griechische Geist
Die lebhafte Fani Halkia, die zwischendurch für zwei Jahre dem Leistungssport abschwörte, sich als Journalistin und mit Gelegenheitsjobs durchschlug, beschwörte einen gewissen griechischen Geist, was für westeuropäische Ohren mitunter etwas seltsam klingt: "Wir brauchen keine illegalen Mittel, wir brauchen nur unsere griechische Seele, die wir nicht weggeben oder herleihen können. Man wird damit geboren, man hat sie oder man hat sie nicht."
Als "Mentor" bezeichnete die Europacup-Siegerin, die in diesem Jahr bei der Hallen-WM in Budapest erstmals international in Erscheinung trat, ihren Trainer Georgios Panagiotopoulos, den WM-Fünften von 1997 über 200 Meter. Vor ihm fiel sie nach ihrem Goldlauf mit der griechischen Fahne in der Hand ehrfürchtig auf die Knie: "Weil er der einzige war, der an mich geglaubt hat. Er hat mich mit Geduld aufgebaut."
Brenda Taylor: "Sie kam aus dem Nichts"
Nach dessen Geduld kam die goldbringende Leistungsexplosion von 56,40 auf 52,77 Sekunden. Damit stand Fani Halkia im Olympiafinale übrigens nicht alleine da. Die 24-jährige Russin Yekaterina Bikert steigerte sich in den letzten zwölf Monaten von 57,89 auf 53,72 Sekunden, die 21-jährige Sheena Johnson (USA) kam nach 55,71 Sekunden (2002) über 54,24 (2003) nun im Olympiasommer auf 52,95 Sekunden.
Fani Halkia erklärte das für sich so: "Ich war in den letzten drei Monaten in Topform, deshalb sind diese Leistungen und meine Entwicklung nur logisch." Oder? Die US-Läuferin Brenda Taylor stellte jedenfalls ihrerseits fest: "Diese Griechin kam vor dem eigenen Publikum aus dem Nichts."
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