Felix Franz - Talent mit Luft nach oben
Mit vier Jahren kam Felix Franz zur Leichtathletik. Den Durchbruch schaffte der jetzt 17-Jährige aber erst in diesem Jahr. In Moskau (Russland) lief der 1,91 Meter große Athlet im Mai bei seinem ersten Einsatz im Nationaltrikot zweimal deutsche B-Jugendbestleistung über 400 Meter Hürden. In Ulm wurde er erstmals Deutscher B-Jugendmeister und der nächste Erfolg wartet schon. Als zweitschnellster Läufer hat Felix Franz bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur (14. bis 26. August) beste Aussichten auf Edelmetall.

Schon einhundert Meter vor dem Ziel schaute der Athlet von der LG Neckar-Enz nach links und rechts, 50 Meter später dasselbe Bild: Ein Blick nach rechts, ein Blick nach links, ein Blick nach hinten, doch weit und breit war von der Konkurrenz nichts zu sehen. In 53,13 Sekunden trabte Felix Franz leicht und locker als souveräner Vorlaufssieger über die Ziellinie.
Erster Titel
Dabei hätte der 17-Jährige in Ulm zugunsten der Vorbereitung auf die Olympischen Jugendspiele gar nicht dabei sein sollen. Dann aber gab es doch das "Go", sehr zur Freude von Felix Franz. "Ich wollte unbedingt dabei sein. Schließlich habe ich noch keinen Titel", sagte der 17-Jährige.
Das änderte sich am Samstag. Um 18.15 Uhr stürmte der Neckar-Enzer in einer Zeit von 52,64 Sekunden zum Titel. "Jeder hat von mir diesen Titel erwartet. Deshalb lief es doch schwieriger als erwartet. Aber es ist mein erster Titel, das ist etwas Besonderes", sagte Felix Franz.
Talent früh entdeckt
Schon mit vier Jahren kam Felix Franz zur Leichtathletik. Bei der LG Neckar-Enz trainierte er zunächst bei seinem Vater. Als Schüler A lief er zum ersten Mal die 300 Meter Hürden. "Zum Spaß", wie der 17-Jährige sagt. Völlig ohne Hürdentraining kam der damals 14-Jährige nahe an den württembergischen Rekord. Von da an war eine Leidenschaft geboren. "Wir haben schnell gemerkt, dass ich auf dieser Distanz Potenzial habe und haben dann angefangen einmal die Woche dafür zu trainieren", sagt der Zwölftklässler.
Ein Jahr später wurde er Süddeutscher Meister über die 300 Meter Hürden, im Vorjahr kam ein dritter Platz bei den Deutschen B-Jugendmeisterschaften über die 400 Meter Hürden hinzu. Den Durchbruch schaffte Felix Franz in diesem Jahr.
Mit einer Leistungsexplosion avancierte der 17-Jährige von einem Mitläufer zu einer Medaillenhoffnung bei den ersten Olympischen Jugendspielen in Singapur. Eine Erklärung für die schnellen Zeiten hat Felix Franz nicht. "Ich kann es mir selber nicht erklären. Ich trainiere fünfmal die Woche, also im Vergleich zu anderen Läufern auf meinem Niveau relativ wenig. Davon trainiere ich auch nur zweimal disziplinspezifisch und sonst sehr vielseitig. Ich glaube, ich habe einfach auch die nötige Portion Talent", sagte Felix Franz.
Als Nummer zwei nach Singapur
Bei den europäischen Ausscheidungskämpfen für die Olympischen Jugendspiele, unterbot Felix Franz in Moskau gleich zweimal die deutsche B-Jugendbestleistung. Im Vorlauf lief er 51,54 Sekunden und im Endlauf 51,07 Sekunden. "Da hat einfach alles gepasst. Es war heiß und es war starke Konkurrenz da", sagt der 17-Jährige, der das direkte Duell mit den Besten liebt. "Je besser die Konkurrenz, desto fokussierter bin ich, umso schneller laufe ich auch."
An hochklassiger Konkurrenz wird es Felix Franz bei den Olympischen Jugendspielen, wo sich die besten 16 U18-Athleten der Welt messen, nicht fehlen. Dennoch fährt der Württemberger als Nummer zwei nach Singapur. Nur der Kubaner Norge Sotomayor war in 50,14 Sekunden und 50,85 Sekunden zweimal in diesem Jahr schneller und ist als U18-Weltmeister der haushohe Favorit auf Gold.
Endlauf ist das Ziel
Singapur wird nach Moskau erst der zweite Einsatz im Nationaltrikot für Felix Franz sein. Dennoch möchte er sich nicht verstecken. "Erstmals will ich natürlich auf jeden Fall in den Endlauf und dann wird man sehen." Helfen sollen ihm dabei sein Stärken. "Ich sehe die Hürden und weiß, was ich machen muss. Das läuft alles automatisch ab. Außerdem habe ich einen ziemlich langen Schritt, laufe bis zur siebten Hürde im 14-Rhythmus und wechsle erst dann auf den 15er."
Sein größter Trumpf für die Zukunft ist jedoch ein anderer. "Ich trainiere noch sehr wenige harte Läufe und kaum Kraft. Da kann ich mich in den nächsten Jahren noch viel steigern", sagt Felix Franz, der von seinem Trainer Thomas Riegraf langsam und behutsam aufgebaut wird. "Das langfristige Ziel sind die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Es gibt Leute in meinem Alter, die trainieren schon zehnmal. Ich weiß nicht, wie die sich noch steigern wollen", sagt der 17-Jährige.
Video vom Titel in Ulm