Verbandsspitze hat Vertrauen in Marie-José Pérec
Die "Grande Nation" fiebert mit. Denn Marie-José Pérec, die erfolgreichste Leichtathletin in der Historie Frankreichs, genießt nach wie vor große Popularität. Mit ihr machen die Zeitungen Auflage. Wie "L'Equipe", das täglich erscheinende Sportblatt, das mit einem Exklusiv-Interview vor einigen Monaten erstmals über die Comeback-Pläne der dreimaligen Olmpiasiegerin berichtete. Doch angesichts ihrer Probleme mit dem verflixten Ischias-Nerv glauben nur noch wenige an eine erfolgreiche Wiederkehr, die mit der WM-Teilnahme eigentlich ihre Krönung finden sollte.
Marie-Jose Perec bleibt im Gespräch
Auch die Verbandsoberen haben berechtigte Zweifel, dass Marie-José Pérec noch rechtzeitig auf die Beine kommt. Fragt man nach Neuigkeiten, wird gemauert. "Wir sind alle auf dem gleichen Informationsstand", meinte Robert Poirier, der Technische Direktor, und ließ sich zu keinerlei Prognose hinreißen, "ich habe durch die Presse erfahren, dass sie mit dem Laufen wieder angefangen ist." Mit dieser positiven Meldung war "L'Equipe" wieder topaktuell gewesen und schneller als alle anderen.Noch Chance auf Qualifikation?
Aller Skepsis zum Trotz gab sich zumindest Robert Poirier betont optimistisch. "Ich bin recht zuversichtlich, was ihre WM-Pläne angeht", sagte er, "nach allem, was ich in den zwei Trainingstagen in San Diego, als ich bei ihr war, gesehen habe, glaube ich schon, dass sie sich für Paris qualifizieren kann."
Im März war Poirier eigens in die Staaten geflogen zu einem Treffen mit Marie-José Pérec, die sich im warmen Klima Kaliforniens gemeinsam mit ihrem Freund, dem 400-Meter-Spazialisten Anthuan Maybank, auf die Sommersaison 2003 vorbereitet.
Kein Grund zur Beunruhigung?
Brooke Johnson, der auch schon mit Butch Reynolds, dem Ex-Weltrekordler über 400 Meter, zusammen gearbeitet hat, ist der Coach ihres Vertrauens. Als Fernziel haben beide WM 2003 im Stade de France vor den Toren von Paris ausgegeben. "Die Verletzung bereitet ihr natürlich einige Sorgen, es ist aber nicht beunruhigend", fügte Poirier hinzu, "es wäre sicherlich von Vorteil, wenn sie ab sofort mit erhöhter Intensität laufen könnte, um sich dann speziell auf die 400 Meter zu konzentrieren."
Bernard Amsalem, seines Zeichens Verbandspräsident, war live dabei, als Poirier auf die neugierigen Fragen der Journalisten antwortete. Mit leicht ironischem Unterton teilte Amsalem mit, dass er selber noch keine neuen Infos von der "Göttlichen" erhalten habe.
Never Ending Story
Marie-José Pérec, die Greta Garbo auf den Kunststoffbahn, bleibt dennoch in aller Munde, obwohl sie kaum einer zu Gesicht bekommen hat. "Sie hat so große Lust, wieder in Paris zu laufen, dass sie alles versuchen wird, um fit zu werden", lobte Amsalem das einstige "Aushängeschild" der darbenden französischen Leichtathletik-Szene.
"Bei ihrer Erfahrung weiß sie am allerbesten, was zu tun ist", fügte er geschwind hinzu, "und sie wird nur dann kommen, wenn sie in der Lage ist, sich fürs Finale zu qualifizieren." Ob ihr das mit nunmehr 35 Jahren gelingen wird, bezweifeln allerdings viele. Hinter vorgehaltener Hand heißt es bereits , dass der "Never Ending Story" ein Schlussakt ohne Happy-End drohe.