Feuertaufe für DLV-Nachwuchs in Donetsk
Für 51 deutsche Nachwuchs-Hoffnungen steht ab Mittwoch (10. Juli) bei der U18-Weltmeisterschaft in Donetsk (Ukraine) die internationale Feuertaufe an. DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska sagt: „Es ist die leistungsstärkste Mannschaft, die wir je zu einer U18-WM entsendet haben.“ Das überraschend große Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) geht die Aufgabe forsch, selbstbewusst und unbekümmert an.

Mit Medaillenhoffnungen reisen aus deutscher Sicht nämlich andere an. Diesem Druck wird Jörg Peter, für die Donetsk-Reise verantwortlicher Nachwuchs-Bundestrainer, seine Schützlinge aber nicht aussetzen.
Kein Druck, sondern eigene Ziele
"Die Athletinnen und Athleten sind dort um zu lernen. Es hat sich jeder für sich sein eigenes Ziel vorgenommen", stellt er fest und wird dann vor Ort vor allem darauf schauen, dass die Bestleistungen attackiert werden. "Und wenn es dann nicht so klappt, wie sich das der einzelne vorgestellt hat, so ist das auch nicht so schlimm."
„Wir sehen die U18-WM als Entwicklungs-Meisterschaft für Talente der Zukunft", unterstreicht Idriss Gonschinska. „Bereits im Verlauf der Saison gab es in dieser Altersklasse zahlreiche Weltklasse-Leistungen, so dass wir optimistisch nach Donetsk fahren."
Beste Aussichten bei den Werfern
Dabei ist eines auch diesmal unübersehbar. Vor allem die Werfer können wieder einmal das schwarz-rot-goldene Know-How auf der Bühne einer U18-WM ausstellen. Und sie geben sich durchaus angriffslustig.
Kugelstoßerin Alina Kenzel (VfL Waiblingen) nimmt die U18- und U20-Erfolge der Vergangenheit als "Ansporn, das auch zu schaffen". Gemeinsam mit ihrer Neubrandenburger Kollegin Anika Nehls, die von der dreimaligen Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch trainiert wird, will sie "einen raushauen". In den Weltjahresbestenliste liegen sie auf den Plätzen vier und fünf in Lauerstellung.
Patrick Müller ist dort als Zweiter hinter dem Polen Konrad Bukowiecki (22,33 m) sogar ein ganz heißer Medaillenkandidat. Der Neubrandenburger Kugelstoßer zeigte sich zuletzt in Gotha mit der Steigerung seiner deutschen U18-Bestleistung auf 21,92 Meter gerüstet für die U18-WM.
Henning Prüfer angriffslustig
Neben ihm wird auch Vereinskollege Henning Prüfer in den Ring gehen, der aber vor allem im Diskuswerfen seine Ansprüche anmeldet. Mit 65,87 Metern stellte auch er in diesem Sommer eine neue deutsche U18-Bestleistung auf. Als Dritter der Weltjahresbestenliste kann er Jagd auf eine Medaille machen. Er gibt die Parole offensiv aus: "Mein persönliches Ziel ist es anzugreifen und wenn möglich zu gewinnen." Auch sein Kollege Tony Zeuke (LV 90 Erzgebirge) gehört zum erweiterten Kreis der Podestanwärter.
In der weiblichen Jugend geht mit Claudine Vita und Lara Kempka ein ähnlich ambitioniertes Diskus-Duo aus der Werfer-Hochburg Neubrandenburg an den Start, das in das Finale einziehen und dort eine möglichst gute Rolle spielen will.
Gina Lückenkemper will ins Finale
Doch nicht nur die Werfer können in Donetsk deutsche Akzente setzen. Auch auf der Bahn lohnt es sich etwas genauer hinzuschauen. Gina Lückenkemper vom LAZ Soest verbesserte sich zuletzt in Mannheim über 200 Meter auf 23,35 Sekunden und rangiert damit nun auf Rang vier der U18-Weltjahresbestenliste.
"Ich will ins Finale", verweist sie auf ihr Saisonziel. Alles andere ist die Kür. Wer die unbekümmerte 16-Jährige aber kennt, kann erahnen, dass sie die Bahn in Donetsk nur allzu gerne "rocken" und so weit wie möglich vorne mitlaufen würde.
Auf den 110 Meter Hürden stehen Hendrik Hannemann (LG Neumünster) und Florian Lickteig (TV Dudenhofen) nach ihrem furiosen Auftritt bei der Jugend-Gala in Schweinfurt nun international auf den Rängen vier und sechs. Ähnlich gut positioniert sind über 400 Meter Hürden die Erfurterin Lisa-Marie Jacoby und Eileen Demes (TG Obertshausen).
Teilnehmerrekord zeichnet sich ab
Im Dreisprung kann der Fürther Dimitri Antonov nach einer Medaille greifen, wenn er seine Vorleistung von 15,63 Metern bestätigt. Besonders vielversprechend stellt sich die Situation auch im Siebenkampf dar. Dort war in diesem Sommer mit der Britin Morgan Lake nur eine Athletin besser als Louisa Grauvogel (LG Saar 70) und Celina Leffler (SSC Koblenz-Karthausen).
Die Aussichten stehen damit gut, dass das deutsche Medaillenergebnis der letzten U18-WM deutlich übertroffen werden kann. In Lille (Frankreich) gab es damals zweimal Gold und einmal Bronze.
Nicht außer Acht lassen darf man aber, dass sich die internationale Konkurrensituation auch im U18-Bereich offenbar weiter verschärft. Mit 1.532 Athletinnen und Athleten aus 165 Ländern wurden so viele gemeldet wie noch nie zuvor. Vor zwei Jahren waren in Lille noch 1.322 Nachwuchstalente dabei.
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