Filmon Ghirmai mit Fuss in der EM-Tür
Mit einem bravourösen Rennen vollzog Hindernisläufer Filmon Ghirmai vom LAC Pliezhausen am späten Mittwochabend im schweizerischen Luzern einen Karrieresprung. Der zweifache deutsche Juniorenmeister und DM-Dritte des vergangenen Jahres über 3000 Meter Hindernis erzielte in einem Weltklassefeld mit fantastischen 8:24,59 Minuten eine deutsche Jahresbestleistung (bisher Europameister Damian Kallabis, VfB Stuttgart, 8:27,70 min) und steigerte seine persönliche Bestleistung um fast fünf Sekunden!
Filmon Ghirmai hat beste Chancen auf die EM-Teilnahme (Foto: Gantenberg)
"Das ist hervorragend," kommentierte DLV-Cheftrainer Dr. Bernd Schubert (Chemnitz) die Leistung Ghirmais, "er hat jetzt den Fuß ganz dick in der EM-Tür drin und ist nur zu verdrängen, wenn zwei andere Athleten bei den Deutschen Meisterschaften die `harte' Norm laufen." Und genau dieses nächste Ziel war auf der dreistündigen Heimreise von Luzern bereits das Thema zwischen Isabelle Baumann und Filmon Ghirmai. "Ich stehe nicht unter Druck und werde vorne mitlaufen," ist Ghirmais Taktik am "EM-Ticketschalter" Wattenscheid. Ghirmai liegt damit in Europa auf Rang fünf und hat sich seinen Traum, die Teilnahme an den Europameisterschaften vom 6. bis 11. August im Münchner Olympiastadion, fast erfüllt. Zwar hat der DLV die A-Norm auf 8:22 Minuten festgesetzt, für den gerade der Juniorenklasse entwachsenen Ghirmai (23) gilt die "weiche" Jahrgangsnorm von 8:28 Minuten.
"Irgendwann musste dieser Sprung ja kommen", zeigte sich Ghirmai am Ende eines lauen Sommerabends total "happy". "Ich habe über längere Zeit verletzungsfrei trainieren können," nennt der in Eritrea geborene und seit seinem vierten Lebensjahr in Gomaringen wohnende Ausnahmeläufer den Hintergrund seiner Entwicklung.
Lob von Trainerin für professionellen Lauf
Vor 6000 Zuschauern hatte sich der Pliezhäuser bei "Spitzenklasse Luzern" an die Fersen dreier Kenianer sowie der Europäer Simon Vroemen (Niederlande) und Vincent Le Dauphin (Frankreich) gehängt und nie abreißen lassen. "Fili ist ein absolut professionelles Rennen gelaufen," zollte Trainerin Isabelle Baumann Ghirmai ein großes Lob. "Er ist hochkonzentriert gelaufen und weiß inzwischen, was er kann," so Baumann. "Zwei Runden vor Schluss habe ich realisiert, dass heute etwas Großes möglich ist," analysierte der LAC-Läufer das Rennen.
Sieger wurde Ex-Weltrekordler Wilson Boit Kipketer (Kenia) in 8:13,52 Minuten knapp vor seinem Landsmann Julius Nyemi (8:13,85). Vroemen (8:20,30) und Le Dauphin (8:21,63), der Anfang Mai beim Pliezhäuser Läufermeeting bereits Europameister Kallabis besiegt hatte, zählen zu den engsten Medaillenkandidaten für die EM in München.
Annecy (Junioren-WM 1998), Göteborg (U20-EM 1999), Amsterdam (U23-EM, 2001) und jetzt die EM in München vor Augen - Filmon Ghirmai hat eine kontinuierliche Entwicklung in einem stimmigen Umfeld vollzogen. "Ich freue mich riesig für ihn", zeigte sich Alexander Seeger, Entdecker und langjähriger Trainer erfreut über Filis "Kick" am Vierwaldstädter See, den er zuhause im Internet am Live-Ticker miterlebte.
Ewald Walker
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