Filmon Ghirmai - Zwischen Nudeln und Laufen
Seit einem Jahr arbeitet Filmon Ghirmai in der Marketing-Abteilung des Nudelherstellers Alb Gold und muss versuchen Sport und Job unter einen Hut zu bringen. Mit viel Disziplin, Feingefühl und einem verständnisvollen Chef, hat der Tübinger das passende Rezept gefunden, um nichts von seiner Leistungsstärke einzubüßen - ganz im Gegenteil.
Am 1. Mai lief Filmon Ghirmai bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften in Ohrdruf auf Rang zwei und unterbot in 28:41,36 Minuten nicht nur seine Bestleistung deutlich, sondern blieb auch noch unter der Norm (28:45,00 min) für die Europameisterschaft in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August). Eine Leistung, die hoch einzuschätzen ist, denn seit einem Jahr arbeitet der 31-Jährige.Beim Nudelhersteller Alb Gold auf der schwäbischen Alb hat der Tübinger einen 50-Prozent-Vertrag. "Ich habe das große Glück, dass ich einen super Chef habe, der weiß, was ein Leistungssportler leisten muss und wie er trainieren muss", sagt Filmon Ghirmai. Sein Chef ist Matthias Klumpp, der früher selbst Leistungssportler war und Triathlon-Europameister wurde. Das ganze Unternehmen ist im Sportsponsoring sehr aktiv und bietet so einen idealen Arbeitsplatz für Filmon Ghirmai.
Zeit zur Regeneration fehlt
Trotz der vielen Freiräume, die ihm sein Chef gewährt, fordert es viel Disziplin Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen. Früh morgens um 6.30 Uhr absolviert Filmon Ghirmai seine erste Trainingseinheit, fährt dann zur Arbeit, um am Abend dann die zweite Einheit abzuspulen. "Die Regeneration fehlt so natürlich. Ich kann mich halt nicht einfach mal hinlegen und einen Mittagsschlaf machen", sagt Filmon Ghirmai, der nun mit seinen Kräften haushalten muss. "Ich kann nicht mehr so oft hart trainieren und brauche nach einem Wettkampf länger, um mich zu erholen."
Das hat der 31-Jährige nach den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften gespürt. Zweimal musste er danach Tempoprogramme abbrechen und einen Wettkampf absagen. "Das ist eben der Nachteil, wenn man arbeitet", sagt Filmon Ghirmai.
Profi keine Alternative
Die Möglichkeit nach dem BWL-Studium alles auf den Sport zu setzen, war für Filmon Ghirmai keine Option. "Ich bin 31 Jahre alt. Da muss man schauen, dass man einen Fuß in ein Unternehmen bekommt", sagt der Tübinger, der von einem Freund von dem Jobangebot erfahren hatte, eine Bewerbung hinschickte und die Stelle in der Marketingabteilung bekam.
Dafür ist Filmon Ghirmai sehr dankbar, denn hätte dies nicht geklappt, hätte der 31-Jährige seine Karriere beendet. "Wenn ich Vollzeit hätte arbeiten müssen, dann hätte ich mit dem Leistungssport aufgehört", sagt der 1,68 Meter große Läufer, der sein eigener Trainer ist und den Großteil seines Trainings alleine absolviert.
10.000 Meter oder Hindernisse?
Eigentlich ist Filmon Ghirmai Hindernis-Spezialist. Am 14. Juni wird er in Prag (Tschechische Republik) über die 3.000 Meter Hindernis auf EM-Norm-Jagd gehen. Doch auch, wenn der Tübinger dort die Norm schaffen sollte, weiß er noch nicht, welche Strecke er in Barcelona laufen wird. "Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Gefallen finde ich an den 10.000 Metern", sagt Filmon Ghirmai, der aber erst die ersten Hindernis-Rennen abwarten will.
Auf ein Karriere-Ende will sich Filmon Ghirmai nicht festlegen. Schon seit zwei Jahren plant der Deutsche Hindernismeister "von Jahr zu Jahr" und das will er auch weiter machen. "Ich habe keinen Druck. Solange die Motivation da ist und ich schnell genug bin, mache ich weiter", sagt Filmon Ghirmai.
Ein großes Ziel hat der 31-Jährige nämlich noch: die Olympischen Spiele. "Da war ich noch nie dabei. Das ist sicherlich noch ein Traum." Die nächste Möglichkeit, sich den Traum zu erfüllen, bietet sich 2012. Dann finden die Olympischen Spiele in London (Großbritannien) statt.