Flagstaff – Training in luftiger Höhe
Tono Kirschbaum hat Stress um die Ohren. Nach der Rückkehr aus Flagstaff, wo drei seiner Schützlinge in luftiger Höhe trainieren, muss er heute den Animateur spielen: sein Töchterchen hat Geburtstag. "Antonia wird sechs", erzählt der Coach vom TV Wattenscheid 01, "ich mach´ gerade den Plan fertig für die Schatzsuche." Und nebenbei telefoniert er noch mit Alexander Lubina, Jan Fitschen und Christian Güssow, seinen "US-Urlaubern", die sich gemeinsam mit Irina Mikitenko und Christian Köhler in Arizona auf die Hallensaison vorbereiten.
Tono Kirschbaum - zurück aus Flagstaff (Foto: Hörnemann)
Flagstaff, mit 37.000 Einwohnern die größte Stadt zwischen Phoenix und Salt Lake City, liegt am Südrand des Great Plateau und ist das Tor zum Grand Canyon. "Ich war hier schon zum fünften oder sechsten Mal", kramt Kirschbaum in seinen Erinnerungen, "so ganz genau weiß ich es selber nicht." Früher ist er mit Rüdiger Stenzel und Mark Ostendarp in die Staaten geflogen. Diesmal begleitete er Jan Fitschen, Alexander Lubina und Christian Güssow. "Christian Köhler, der 800-Meter-Mann aus Rostock, und Irina Mikitenko sind auch da." Irina Mikitenko wird von ihrem Ehemann Alexander betreut.Tono Kirschbaum weilte knapp zwei Wochen in den USA. "Die andern setzen sich am Montag in Phoenix in den Flieger." Ihnen steht dann ein stressiger Rückflug bevor. "Ja", bestätigt Kirschbaum, "von Phoenix düsen sie nach Chicago, dann weiter nach London bis Düsseldorf. Das ist preiswerter. Denn die Jungs haben dies Trainingslager aus eigener Tasche finanziert."
Magen-Darm-Virus
In den ersten Tagen hatten sie ein wenig Pech, weil ein Magen-Darm-Virus die Runde machte. Alexander Lubina war der Erste, den es erwischte. "Er hat mein köstlich zubereitetes Menü gar nicht mehr probiert." Tono Kirschbaum, Chefcoach und Chefkoch in einer Person, hatte einen würzigen Tex-Mex-Eintopf auf den Tisch gezaubert: Chili Con Carne.
Jan Fitschen, Christian Güssow und Christian Köhler haben richtig zugeschlagen. "Kurz darauf lagen Jan und Christian flach." Nur Christian Köhler ging es noch gut. "Ich zweifelte schon an meinen Kochkünsten", sagt Tono Kirschbaum mit leisem Grinsen, "doch Alex hatte nichts davon gegessen, und ihm ging es genauso schlecht." Bloß gut, dass sie sich schnell wieder erholt haben.
Die Trainingsbedingungen in Flagstaff, so Tono Kirschbaum, seien ganz ausgezeichnet. "Da gibt es allein vier Kunststoffbahnen", erklärt er, "und ein Schwimmbad." Als die Wattenscheider in der Uni-Stadt angekommen sind, reiste das deutsche Schwimm-Nationalteam gerade ab. Auch die Australier und selbst die Japaner waren mit ihren besten Schwimmern extra nach Flagstaff gedüst.
Plätzers auch in der Höhe
Stephan Plätzer, der einstige 800-Meter-Spezialist vom TV Wattenscheid 01, war auch in Flagstaff. Mit seiner norwegischen Ehefrau Kjersti, der Olympiazweiten im Gehen, legte er in der leistungsfördernden Höhenluft das Fundament für eine erfolgreiche Saison 2004.
Neben der Lauferei haben Kirschbaum & Co. auch auf Tourismus gemacht. "Am dritten Tag", bemerkt er, "haben wir eine Wanderung im Grand Canyon unternommen." Denn etwa 120 Kilometer nördlich von Flagstaff befindet sich eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der USA: der Grand Canyon National Park, der unvergleichliche Ausblicke auf die erodierte Welt des Colorado-Flusses bietet.
Das Wetter kurz vorm Jahreswechsel sei okay. "Bei unserer Ankunft hat's noch geschüttet wie aus Kübeln", meint Tono Kirschbaum, "da hatten wir das Schlimmste befürchtet." Alle dachten, die Welt würde untergehen. "Tagsüber schien dann aber die Sonne, so dass die Temperaturen an machen Tagen auf knapp über 20 Grad angestiegen sind." Nachts ist es meist richtig kalt, und bisweilen friert es sogar. "Das Wetter wechselt rasch."
Schnee auf den Gipfeln
Flagstaff ist 2100 Meter hoch gelegen. "In der Ferne", weiß Tono Kirschbaum, "siehst du den Schnee auf den Gipfeln liegen." Er mag diesen Flecken Erde, wo alljährlich viele Sportler, vornehmlich Läufer, überwintern, weil sich hier viel besser trainieren lässt als im kühlen und oft feuchten Klima Europas.
Alexander Lubina und Jan Fitschen gefällt's gut. Beide haben in Flagstaff bereits kund getan, wo sie ihren nächsten Wettkampf bestreiten werden. Lubina startet beim Silvesterlauf in Trier und Fitschen in Bozen. Da wollen sie zeigen, dass sich ihr US-Trip gelohnt hat.