Flash-Interviews am Dienstag Nachmittag
Wenn es auch wettertechnisch nichts zu holen gab am ersten Tag der Leichtathletik-Europameisterschaften im Münchner Olympiastadion, so gab es dennoch davon unbeeindruckt einige sportliche Highlights zu bejubeln. Die Athleten äußerten sich im Anschluss an ihre Wettkämpfe wie folgt:
Ralf Bartels machte Bronze fast sprachlos... (Foto: Kiefner)
Ralf Bartels (GER), Kugelstoßen:Ich kann mich nicht erinnern bei so viel Regen schon einmal einen Wettkampf gemacht zu haben. Mit dem Wettkampfverlauf bin ich nicht ganz zufrieden, weil ich nach dem ersten Versuch erst mal eingebrochen bin. Mein Ziel war der achte Platz; als ich das geschafft hatte, konnte ich noch einmal richtig draufgehen. Aber dass es soweit geht und für Bronze reicht, hätte ich mir nicht träumen lassen. Ich bin überwältigt und froh überhaupt Worte zu finden.
Markus Esser (GER), Hammerwurf:
Ich komme mir vor wie in einem Alptraum. Ich könnte jetzt viel diskutieren, aber ich bin einfach zu blöd gewesen. Ich wollte mein eigenes Ding machen und kam beim Einwerfen auch noch auf 76 Meter. Jetzt bin ich um eine Erfahrung reicher, lernen tut man immer. In vier Wochen fahre ich zur Militär-WM, vielleicht kann ich mich dort ein bisschen rehabilitieren. Ansonsten setze ich auf das nächste Jahr.
Franek Haschke (GER), 1500 Meter:
So wollte ich mich nicht verkaufen, ich bin gut gelaufen und meine Taktik war auch gut. Überrascht hat mich der Rennverlauf nicht, aber hinten raus hat es nicht mehr gereicht. Am Regen hat es nicht gelegen.
Marion Wagner (GER), 100 Meter:
Mir waren es zu viele Fehlstarts und das Wetter war zu schlecht. Es ist ärgerlich, dass deshalb die Zeit nicht besser war, denn ich bin eigentlich in guter Verfassung. Aber für die Staffel war es gut, dass ich schon mal auf der Bahn laufen konnte.
Sina Schielke (GER), 100 Meter:
Vorne raus war der Lauf ganz gut, hinten raus bin ich ein bisschen eingegangen. Aber mir fehlt einfach nach dem Muskelfaserriss das Training. Ich war nervös, aber nicht wegen meines ersten Starts einer großen Meisterschaft, sondern eben wegen der Verletzung. 11,53 bei den Bedingungen sind okay.
Steffi Nerius (GER), Speerwurf:
Ich hatte es mir viel schöner vorgestellt. Der Wettkampf war etwas chaotisch, es fing an zu regnen. Erst hatte ich eine schöne Wettkampfspannung dann nervte mich alles etwas. Ich wusste aber nach dem 2. Versuch, die 60,27 m würden reichen.
Melanie Paschke (GER), 100 Meter:
Die erste Runde ist immer die schwerste. Die 11,36 bei solchen Bedingungen lassen hoffen. Ich will Saisonbestleistung laufen. Wenn ich damit in den Endlauf komme, wäre es perfekt. Ich habe mich vorher konzentriert und mich nicht verrückt gemacht. Ich finde das Flair im Athletendorf ist für uns alle sehr wichtig.
André Höhne (GER), 20 km Gehen:
Eine persönliche Bestzeit hatte ich mir vorgestellt, deshalb war es ein perfekter Wettkampf. Ich hatte nur keinen mit dem ich mitgehen konnte. Teilweise war es sehr kalt an der Strecke und es herrschte Gegenwind. Aber die Betreuer und meine Familie haben mich angefeuert und auch die Stimmung vom Stadion schwappte auf die Strecke über.
Jan Albrecht (GER), 20 km Gehen:
Die Zeit ist okay. Am Anfang ging es schnell los, aber ab dem 15. Kilometer wurde es richtig schwer. Dann war Kampfgeist gefragt. Ich wurde gut angefeuert, auch meine Eltern, mein Bruder und meine Freundin waren da.
Ingo Schultz (GER), 400 Meter:
Es ist eigentlich eine ungewohnte Uhrzeit zum Laufen, aber das ist kein Problem für mich. Ich bin um 5 Uhr aufgestanden. Der Lauf war relativ locker, es wäre ja auch schlimm gewesen, wenn ich bis zum Anschlag hätte gehen müssen!
Alexander Kosenkow (GER), 100 Meter:
An den Witterungsbedingungen hat es nicht gelegen. Die ersten 80 Meter habe ich mich sehr gut gefühlt, dann ging nichts mehr. Vielleicht habe ich zuletzt zu viel trainiert, denn eigentlich wäre schon das Halbfinale drin gewesen. Aber jetzt konzentriere ich mich auf die Staffel.
Martin Buss (GER), Hochsprung:
Ich bin froh, dass ich die Qualifikation überstanden habe. Als ich ins Stadion kam, dachte ich, ich schaffe es nicht. Ich war wegen des regnerischen Wetters sehr unsicher. Aber ich bin jetzt hinsichtlich des Finales guten Mutes, auch wenn ich in der Quali nicht die erhoffte Sicherheit bekommen habe. Das ist was fehlt, aber ich fühle mich gut.
Mark Kochan (GER), 100 Meter:
Mit dem Halbfinale habe ich nicht wirklich gerechnet. Ich bin wieder gut rausgekommen. Die ersten Meter passen momentan wirklich gut. Aber es fehlt am Ende etwas die Kraft. Leider bin ich Fünfter geworden, aber der Vierte war weit weg. Für die nächsten Wettkämpfe nehme ich die Lockerheit und Erfahrung mit.
Marc Blume (GER), 100 Meter:
Es geht vorwärts. Es läuft so, wie ich es mir erträumt habe. Ich denke es ist noch mehr drin, wenn die Bedingungen stimmen. Es tut richtig gut bei so einem Publikum, eine solche Leistung abliefern zu können. Das spornt tierisch an. Ich möchte nicht darüber spekulieren, was die Zeit für die nächste Runde wert ist.
Heike Drechsler (GER), Weitsprung:
Bei so einem Wetter ist es für eine technische Disziplin sehr schwer. Es war für mich wichtig gesund aus dem Wettkampf zu kommen. Es war gut, dass es im ersten Versuch gleich geklappt hat, im Letzten wollte ich zuviel.
Sofia Schulte (GER), Weitsprung:
Mein Ziel war es, ins Finale zu kommen. Jetzt hoffe ich, dass morgen die Sonne scheint, denn heute bei dem Regen war es schon gefährlich.
Dörthe Friedrich (GER), Speerwurf:
Das war der schlechteste Wettkampf meines Lebens. Es ist unglaublich, ich war so motiviert. Ich kann wie vor vier Jahren nur mitnehmen, Erfahrungen gesammelt zu haben.
Ivonne Teichmann (GER), 800 Meter:
Es war ein unrhythmisches Rennen. Am Anfang ging es gleich schnell los, deshalb musste ich viel außen laufen. Die geplante Taktik habe ich umgesetzt, es war aber nicht so, dass ich am Ende dachte, ich hätte es geschafft. Vorher hatte ich die Konkurrenz nicht so stark eingeschätzt."
Claudia Gesell (GER), 800 Meter:
Das Rennen hat Spaß gemacht. Anfangs dachte ich, es wird schnell. Bei 500 Meter habe ich gemerkt, dass noch etwas geht. Wollte sicher ins Halbfinale, deshalb habe ich hinten raus Gas gegeben. Morgen muss ich von der Zeit her noch was drauflegen.
Bianca Kappler (GER), Weitsprung:
Ich bin ein bisschen enttäuscht, es war einfach nicht mein Wetter. Ins Finale zu kommen, wäre nicht schwer gewesen. Es hat nicht sollen sein. Es war mein erster großer internationaler Auftritt, deshalb nehme ich einiges an Erfahrung mit.
Sabrina Mockenhaupt (GER), 10.000 Meter:
Das Publikum hat mich gut getragen. Ich wollte das Feld von hinten aufrollen. Das hat gut geklappt. Das Rennen hat Spaß gemacht, war vom Kopf her super. Jetzt geh' ich in den DLV-Sponsoren-Club und tanze meinen Shakira-Tanz.
Bastian Swillims (GER), 400 Meter:
Ich bin eher der Typ, der gerne länger schläft, aber heute war die frühe Uhrzeit wohl gut für mich. Ich bin gut rausgekommen, es gab bei dem starken Feld auch nichts zu verschenken. Ich dachte vorher, eher über die Zeit in den Zwischenlauf zu kommen. Jetzt heißt es entspannen und hoffen im Zwischenlauf wieder genauso gut drauf zu sein.
Jana Tucholke (GER), Diskus:
Mit der Weite bin ich nicht zufrieden, aber dass es für's Finale gereicht hat, hat mich selbst etwas überrascht. Ich war vor dem Wettkampf sehr nervös und konnte die letzten 2 Nächte kaum schlafen. Beim Einwerfen lief alles noch ganz gut, aber der Ring im Stadion war heute sehr glatt.
Alexander Kosenkow (GER). 100 Meter:
Es fällt schon schwer am frühen Morgen zu laufen. Aus den Blöcken am Start muss einfach noch mehr kommen. Ich bin selbst gespannt, was heute Nachmittag noch möglich ist. Ich werde jetzt versuchen eine Stunde zu schlafen und ein bisschen zu entspannen.
Detlef Bock (GER), Kugelstoßen:
Die Weite ist einfach indiskutabel, ich habe mir auf jeden Fall mehr erwartet. Wir waren gut vorbereitet, aber ich habe es einfach nicht umsetzen können. Die Enttäuschung ist groß.
Mark Kochan (GER), 100 Meter:
Ich habe mir eigentlich etwas mehr versprochen. Ich denke durch die Zeiten, die ich in dieser Saison schon gelaufen bin, habe ich mir einen Einzelstart hier bei der EM verdient. Die Erfahrungen mit Callroom usw. sind für mich als jungen Athleten schon einzigartig.
Andy Dittmar (GER), Kugelstoßen:
Ich bin ratlos. Ich konnte einfach keinen Druck machen. Ich war von den Beinen her zu langsam. Ich könnte mich jetzt in einen Ecke setzen und heulen.
Charles Friedek (GER), Dreisprung:
Es war mir klar, dass die Weite des ersten Versuchs ausreichen würde. Ich habe den Balken noch nicht richtig getroffen. Es sind sicher noch viele Zentimeter mehr drin. Es geht einfach darum, druckvoller und relaxter an den Balken heranzukommen. Eine EM in Deutschland ist für mich was ganz besonderes. Das wäre auch woanders als in München so. Über den historischen Hintergrund hier mache ich mir keine Gedanken. Was im Finale möglich ist, muss man sehen. Auf jeden Fall muss man für eine Medaille sehr weit springen.
Karsten Kobs (GER), Hammerwurf:
Das war zum Leben zu viel, zum Sterben zu wenig. Ein Meter mehr hätte es schon sein sollen. Ich hatte etwas Probleme mit dem Ring, der etwas glatt war. Vom Kopf her musste ich zwei schlechte Jahre kompensieren und habe deshalb vor dem Wettkampf vielleicht zu viel nachgedacht. Hoffentlich wird es nicht der undankbare 13. Platz. In einer Stunde weiß ich wahrscheinlich, was ich hätte besser machen müssen. Die ersten beiden Würfe waren zu langsam, der Dritte zu schnell. Bei großen Meisterschaften ist es 1000 Mal schwieriger gut zu werfen, als bei kleinen Meetings.
von Natalie Wörner