Flash-Interviews aus Bochum-Wattenscheid
leichtathletik.de sammelte für Sie die interessantesten Stimmen bei den Deutschen Meisterschaften im Lohrheidestadion in Bochum-Wattenscheid.
Heike Drechsler ist auf gutem Kurs nach München (Foto: Kiefner)
Dörthe Friedrich (Deutsche Meisterin Speerwurf):„Ich wusste, dass ich gut in Form bin und auch weit werfen kann. Das war nur eine Frage der Zeit. Ich bin insgesamt zufrieden, auch weil ich meine Leistungen stabilisiert habe. Früher in der Jugend habe ich schon öfter mal im letzten Versuch gewonnen, schön, dass es heute mit dem Meistertitel geklappt hat, auch wenn es am Ende wirklich knapp war. Im Training und der Vorbereitung auf die EM werde ich jetzt nichts verändern, sondern einfach genauso weitermachen wie bisher. In München will ich einfach nur gut werfen.“
Grit Breuer (Deutsche Meisterin 4x400 Meter Staffel):
„Ich hatte lange Probleme mit meiner Achillessehne. Wegen einer Sehnenscheidenentzündung konnte ich einige Wochen fast gar nicht trainieren. Wie zuletzt im Training hatte ich auch heute im Rennen immer noch den Fuß bandagiert, aber das war eher prophylaktisch. Im Lauf merke ich von der Verletzung nichts, es kommt jetzt darauf an, wie es in den nächsten Stunden wird. Zusammen mit meinem Trainer Thomas (Springstein) müssen wir jetzt abklären, wie wir weiter machen. Entweder hart trainieren oder in Wettkämpfe reingehen. Ich tendiere eher zu den Wettkämpfen.“
Steffi Nerius (Zweiter Platz Speerwurf Frauen):
"Jetzt bin ich zum sechsten Mal Vize-Meisterin geworden. Das passt ins Bild 'Vize-Leverkusen' (Fußball). Ich war mir sicher, dass ich mit 64 Metern gewinnen würde. Innerhalb von drei Sekunden war es vor meinem letzten Versuch dann schwer, mich noch einmal umzustellen und voll zu motivieren. Als Fazit würde ich den Wettkampf einfach positiv interpretieren. Jetzt schlage ich halt bei der EM zu."
René Herms (Deutscher Meister 800 Meter):
„Die Taktik war, das Rennen schnell zu machen. Die erste Runde habe ich geführt, dann hat Nils (Schumann) die Spitze übernommen. Auf der Zielgeraden dachte ich mir, in Dortmund hast du mich überholt, jetzt drehen wir den Spieß um. Wichtiger als die Platzierung war heute die Zeit. Heute zu gewinnen war schwerer als bei der DM letztes Jahr in Stuttgart, doch ich habe es schon mehrfach gesagt; ich habe zwar Respekt vor dem Olympiasieger, aber keine Angst. Ich rechne Nils die Unterstützung hoch an, wir hatten uns vorher abgesprochen, dass ich die erste Runde führe, und er zwischen 400 und 600 Meter das Tempo hochhält.“
Nils Schumann (2. Platz 800 Meter):
„Wir hatten uns vorher abgesprochen, René fragte, ob ich ihm helfen kann. Dass bei mir dann hinten ein Stück fehlt, war nicht voraus zu sehen. Mit meinem Trainer werde ich jetzt analysieren, woran es gelegen hat.“
Astrid Kumbernuss (Deutsche Meisterin Kugelstoßen 19.45 Meter):
„Eigentlich bin ich nicht unzufrieden, auch wenn es nicht an die 20 Meter ging. Ich bin zur Zeit im harten Athletik- und Krafttraining und habe damit nur gestern etwas pausiert. Eigentlich ist es bekloppt, so zu einer Meisterschaft zu fahren, aber es lief dafür ganz ok. Ich habe die Kugel ganz gut getroffen und war auch technisch zufrieden, nur natürlich viel zu langsam. Für München bin ich optimistisch und werde jetzt noch an der Spritzigkeit arbeiten.“
Martin Buß (Deutscher Meister Hochsprung 2.25 Meter):
„Ich war heute etwas zu dicht dran bei den letzten Sprüngen. Im Training und in Annecy habe ich gemerkt, dass ich höher springen kann. Die 2.25 Meter heute sind eigentlich ein Witz, so wie ich mich im Kraftbereich verbessert habe. Ich hätte gerne aus eigener Kraft die DLV-Norm erfüllt, so ist es nur die EAA-Norm. Ich bin fest davon ausgegangen, dass ich heute bis 2.30 Meter springen kann.“
Kathleen Friedrich (Deutsche Meisterin 1500 Meter):
„Kristina (da Fonseca-Wollheim) hat heute die meiste Arbeit gemacht. Ich habe dann den Endspurt angezogen und gewonnen. Der Rennverlauf war eigentlich so, wie ich es erwartet hatte. Ich freue mich auf München, bin aber immer noch nicht gesundheitlich voll in Ordnung. Ich will nicht als Touristin zur EM, sondern habe selbst höhere Ansprüche an mich. Dort will ich auf jeden Fall in den Endlauf.“
Franek Haschke (Deutscher Meister 1500 Meter):
„Der Wind war heute sehr böig und hat zeitweise viel Kraft gekostet. Ich wollte aber unbedingt mein Tempo gehen und habe mich nicht an den anderen orientiert. Der Start beim Europacup in Annecy hat mir viel Selbstvertrauen und Motivation gegeben. Es ist ein tolles Gefühl, für die Nationalmannschaft zu laufen, das hat total Spaß gemacht. Jetzt freue ich mich tierisch über den DM-Titel, denn der Druck auf mich war schon groß. Ich bin ein guter Freund von Wolfram (Müller), aber stand irgendwie immer in seinem Schatten. Ich denke vom Talent her bin ich genauso gut wie er.“
Kirsten Bolm (Deutsche Meisterin 100 Meter Hürden):
"Ich bin heute gegen meinen Ischiasnerv gelaufen. Damit hatte ich schon länger Probleme. Bei der Staffel gestern war die Belastung aber zu groß. Damit kam mein Körper nicht klar. Ich wollte aber unbedingt den Titel verteidigen, obwohl ich heute früh mein Bein kaum bewegen konnte. Deutsche Meisterin zu sein, ist immer eine Ehre. Ich muss jetzt versuchen, die Probleme in den Griff zu kriegen."
Florian Schwarthoff (Deutscher Meister 110 Meter Hürden):
"Hauptsache ist, ich habe den Titel gewonnen. Es waren keine Bedingungen, um schnell zu laufen. Das ist schade, denn ich hätte gerne die Norm gelaufen. Aber es war einfach nicht das Rennen dafür. Ich bin noch zu unsicher. Jetzt hoffe ich, der DLV gibt mir noch etwas Zeit für die Norm. Die Form steigt. Vor fünf, sechs Wochen dachte ich noch, ich muss die Saison abbrechen. Und jetzt bin ich Deutscher Meister!"
Annika Becker (Deutsche Meisterin Stabhochsprung mit Europarekord 4.77 Meter):
„Das ist ein Supergefühl, ich kann es gar nicht beschreiben, einfach bombastisch, unglaublich. Mir fehlen die Worte. Ich hatte gehofft, dass ich gut springe, aber dass es so hoch hinaus geht, damit habe ich nicht gerechnet. Jetzt muss ich erst mal damit fertig werden. Bei 4.82 Meter war dann die Luft raus. Meine Mutter hat heute Geburtstag. Sie wollte ein schönes Geschenk, ich glaube, das habe ich ihr gemacht.“
Yvonne Buschbaum (2. Platz Stabhochsprung 4.50 Meter):
„Keine Ahnung, warum es heute nicht so lief. Ich bin nicht sauber gesprungen, auch die Konstanz hat gefehlt. In München wird wohl die Tagesform entscheiden. Um eine Medaille zu holen, muss man über 4.60 Meter springen.“
Carolin Hingst (3. Platz Stabhochsprung 4.50 Meter):
„Es ist einfach nur geil. Ich wollte alles zeigen, dass ich Spaß am Stabhochsprung habe. Druck habe ich nicht gespürt.“
Gabi Rockmeier (Deutsche Meisterin 200 Meter in 23,43 sec):
„Die Bedingungen heute waren sehr schwierig – wir hatten von Anfang an Gegenwind. Es war extrem schwierig zu laufen. Ich freue mich fast mehr über meine Schwester Birgit, die an diesem Wochenende schon zwei 400 Meter-Läufe in den Beinen hatte.“
Birgit Rockmeier (2. Platz 200 Meter in 23,55 sec):
„Meine Erfolge an diesem Wochenende sind ein Geschenk an meinen Trainer, Heinz Löser, der nach einer überstandenen Krankheit zum ersten Mal wieder bei einem Wettkampf dabei war. Es ist unheimlich wichtig für mich, dass er dabei ist. Nach meinen 400-Meter-Läufen konnte ich heute ganz locker in die 200 Meter reingehen. Mit mehr Druck, denke ich, auch noch schneller laufen zu können.“
Marc Blume (Deutscher Meister über Meter in 20,87 sec):
„Für mich sind die 200 Meter wie ein Halbmarathon. Als ich auf die Zielgerade eingebogen bin, habe ich die Augen gar nicht mehr aufgekriegt. Jetzt muss ich erst einmal regenerieren. Ich werde mich jetzt für vier Tage in einen Schaukelstuhl setzen und nach weiteren vier Tagen mit dem schaukeln beginnen.“
Filmon Ghirmai (Deutscher Meister 3000 Meter Hindernis):
„Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass Damian (Kallabis) noch zulegt, aber auf der Zielgerade habe ich mich unheimlich gut gefühlt und konnte zum Glück noch zulegen. Mit dem Sieg habe ich vor dem Startschuss überhaupt nicht gerechnet. Ich bin erkältet hierher gekommen und habe mich sehr schlapp gefühlt. Seit zwei Wochen ist nun Isabell Baumann, mit der ich schon seit drei Jahren zusammen arbeite, meine Trainerin. Mit Alexander Seeger habe ich zehn Jahre sehr gut zusammen gearbeitet, aber in letzter Zeit hat er sich mehr auf den Sprint konzentriert. Wir haben uns im Guten getrennt und diesen Titel habe ich auch ihm zu verdanken.“
Damian Kallabis (2. Platz 3000 Meter Hindernis):
„Na, das war doch was für die Zuschauer, immerhin das einzig Positive aus meiner Sicht – second place is the first looser. Eigentlich habe ich mehr mit Ralf (Aßmus) gerechnet und erwartet, dass Filmon (Ghirmai) eher einen langen Spurt zieht. Dass er aber im kurzen Finish so stark ist, damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet."
Michael Möllenbeck (Deutscher Meister Diskus 65.83 Meter):
„Klar, dass ich zu Hause alles geben wollte. Mein Ziel war, mit deutlichem Vorsprung zu gewinnen. Obwohl mir das gelungen ist, bin ich mit der Weite nicht zufrieden. Den Wettkampf habe ich aus vollem Training heraus gemacht. Technisch war ich relativ schlecht. Meine Fußgelenke sind heute wegen des gestrigen Trainings sehr müde gewesen und wenn die Füße eines Diskuswerfers nicht fit sind, gibt es auch keine guten Würfe. Ich bin derzeit topp in Schuss und wenn es so weitergeht, dann denke ich, sind bei der EM 68 Meter oder mehr drin.“
Heike Drechsler (Deutsche Meisterin Weitsprung 6.64 Meter):
„Ich bin schwer in den Wettkampf reingekommen. Die Norm war wichtig, um die anderen zu beruhigen. Ich selbst weiß, dass ich noch zwei bis drei Wochen brauche, um richtig in Form zu kommen. Das Ziel ist nicht die Norm, sondern eine Medaille bei der EM. Dafür werde ich noch einiges drauflegen müssen.“
Sofia Schulte (3. Platz Weitsprung 6.50 Meter):
„Ich bin nervlich voll am Ende. Für mich zählte heute nur barfuss oder Lackschuh. Mit meinem Trainer hatte ich abgesprochen, dass der erste Sprung ein sicherer Versuch wird und ich dann fünfmal volles Risiko gehe. Aber so recht ist daraus nichts geworden. Mein Potenzial konnte ich heute noch nicht voll ausschöpfen, ich hatte mir in den Kopf gesetzt, zur EM zu fahren oder wenigstens mit Bestleistung auszuscheiden, deshalb war der psychische Druck groß. Jetzt bin ich aber überglücklich.“
Bianca Kappler (4. Platz Weitsprung 6.45 Meter):
„Eigentlich war mein Wettkampf nicht so toll. Mit der Platzierung und der Weite bin ich nicht voll zufrieden. Ich bin fitter, als ich es heute gezeigt habe. Ich hatte drei ungültige Versuche. Das Thema EM-Nominierung ist jetzt wahrscheinlich durch und ich bin dabei. Das macht mich sehr glücklich. Wahrscheinlich werde ich zusammen mit Sofia (Schulte) eine Woche ins Trainingslager gehen, um den letzten Feinschliff für München zu bekommen.“
Susen Tiedtke (5. Platz Weitsprung 6.38 Meter):
„Natürlich bin ich mit Platzierung und dem Wettkampf nicht zufrieden, aber für mich kam es nicht so überraschend. Seit ca. fünf Wochen habe ich gesundheitliche Probleme und konnte kaum trainieren. Erst hatte ich Magen-Darm-Probleme, dann Schüttelfrost, außerdem Schwierigkeiten mit der Wade und der Achillessehne. München ist jetzt kein Thema mehr. Wie es genau weitergeht, weiß ich noch nicht, vielleicht versuche ich es mal mit dem Dreisprung.“
Thomas Kremer (Trainer von Sina Schielke):
„Sina hat in ihrem 200 Meter Vorlauf eine Muskelverletzung im Oberschenkel erlitten. Zum Glück ist sie sehr schnell behandelt worden. Die Erstversorgung mit Kompression und Eis erfolgte direkt im Stadion. Eine Ultraschall-Untersuchung wird morgen genauen Aufschluss über die Verletzung geben. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Zerrung, aber ein Muskelfaserriss ist nicht ganz auszuschließen. Auf jeden Fall bleibt genug Zeit, um bis zur Europameisterschaft in München wieder fit zu werden und in Form zu kommen. Sina ist, nach der guten Leistung gestern, sehr enttäuscht jetzt, aber sie hatte wohl Glück im Unglück.“
Karsten Kobs (Deutscher Meister Hammerwurf):
„Ich könnte mich ja rausreden und sagen, das war ein Wettkampf, den man gewinnen muss und wo die Weite nicht so wichtig ist. Aber das tue ich nicht. Mir fiel es schwer, ins Werfen reinzufinden. Ich habe immer eine halbe Sekunde zu spät bemerkt, was ich falsch gemacht habe. Eigentlich wollte ich dem Publikum 80 Meter bieten. Obwohl es nicht klappte, gab es viel Applaus. Vielen Dank dafür. So ein Wettkampf wie heute, wo ich keinen Wurf richtig getroffen habe, ist nicht sehr förderlich. In München werde ich mich besser verkaufen. Das verspreche ich.“
Markus Esser (2. Platz Hammerwurf):
„Wenn ich daran denke, dass mehr drin gewesen ist, sträuben sich mir die Nackenhaare. Trotzdem war es ein guter Wettkampf, bei dem ich meine gestärkte Psyche nach all den Rückschlägen dieses Jahres beweisen konnte, zumal ich bis Freitag noch eine Mandelentzündung hatte.“
Holger Klose (3. Platz Hammerwurf):
„Der ganze Wettkampf war eine Katastrophe. Der Kreis war sehr stumpf und es ist schade, dass bei einer Deutschen Meisterschaft keine besseren Weiten möglich sind. Nichts desto trotz hatte jeder die gleichen Bedingungen, aber ich konnte einfach meine Trainingsleistungen nicht umsetzen. Es ist ein tolles Gefühl, frischgebackener Vater zu sein, doch zur Zeit wohnt meine Frau mit dem Kind bei ihren Eltern. In der nächsten Woche werde ich in Eberbach eine prophylaktische Maßnahme für meinen Rücken wahrnehmen und mich danach voll auf die EM in München konzentrieren.“