Flash-News des Tages und EM-Splitter
Auch am Samstag gab es wieder Spannendes und Aktuelles von den 18. Europameisterschaften in München.
Logenplätze für Carolin Hingst und Ralf Bartels
Die EM aus der VogelperspektiveWas würde wohl passieren, wenn Boris Henry, seines Zeichens EM-Dritter im Speerwerfen, sein Arbeitsgerät in den Bauch eines Luftschiffes werfen würde? Die Antwort ist: nichts! Das beruhigte die deutsche Stabhochspringerin Carolin Hingst am Samstag. Und so stieg die 22-Jährige unbesorgt ins riesige Fuji-Luftschiff zu einem Flug über München ein. Zusammen mit Kugelstoß-Bronzemedaillengewinner Ralf Bartels und vier Journalisten nutzte sie die Chance, sich das Olympiastadion und die EM aus der Vogelperspektive zu betrachten.
Schröder zu Besuch in München
Bundeskanzler Gerhard Schröder stattete dem Münchner Olympiastadion am Samstag einen Besuch ab. Der Schirmherr der EM begeisterte sich vor allem für die Sprints und Staffeln. In diesem Bereich kennt er sich aus, hat selbst über die 100 Meter 11,30 Sekunden stehen, "das ist allerdings 30 Jahre und mehr her". Positiv hervor hob Schröder auch die fantastische Leistung von Paula Radcliffe und "die Regenschlacht der Kugelstoßer" am Dienstag. Auf die Frage nach der Disziplin für den Wahlkampf antwortete er: "es kommt immer auf das Finish an". Den Abschluss seines Besuches bei der EM bildete eine Visite DLV-Sponsoren-Club.
Schwarthoff: Karriereende nicht beschlossen
Direkt nach seinem vierten Platz im 110-Meter-Hürden-Finale äußerte sich Florian Schwarthoff zu seinem angeblichen Karriereende: "Ich habe nie gesagt, dass ich nach der EM meine Karriere beenden will. Im Moment macht es so viel Spaß, und jetzt bin ich hier in München auch noch so knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt." Zu seiner weiteren sportlichen Karriereplanung möchte der 35-Jährige erst im Herbst wieder gefragt werden.
Rund 300.000 Zuschauer bei der EM
"Daran hätte ich im Traum nicht geglaubt", freute sich Olympiapark-Chef Wilfrid Spronk über die Zuschauer-Resonanz zu den Leichtathletik-Europameisterschaften in München. Spronk, auch geschäftsführender Vize-Präsident im EM-Organisationskomitee, kann aufgrund der Vorverkaufszahlen für Samstag und Sonntag davon ausgehen, dass die EM am Sonntagabend mit insgesamt rund 300.000 Zuschauern abschließen wird. "Mit 180.000 haben wir gerechnet, auf 200.000 gehofft", hatte Spronk schon am Donnerstag betont, als das Olympiastadion mit 48.500 Zuschauern erstmals restlos ausverkauft war. Die offizielle Zahl am Samstag lautete 46.300.
"Klassentreffen" von 1972
30 Jahre nach den Olympischen Spielen von 1972 traf sich ein Teil der damaligen Olympiahelden zur Wiedersehensfeier. Ausgelassen und fröhlich schwelgten die Medaillengewinner beim Klassentreffen in Erding in Erinnerungen. Neben Heide Rosendahl-Ecker, die damals Gold im Weitsprung und mit der Sprintstaffel gewann, Hildegard Falck-Kimmich, die über 800 Meter siegte, und Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wofermann bereicherte auch Renate Stecher, die 1972 Gold für die DDR über 100 Meter und 200 Meter gewann, die Runde. "Ob Ost oder West – wir Sportler haben uns immer verstanden", sagte Renate Stecher.
Verdächtigungen gegen Radcliffe ausräumen
Kritische Stimmen nach Paula Radcliffes überragendem Sieg in neuer Europarekordzeit über 10.000 Meter versucht der britische Verband jetzt mit einer Veröffentlichung zu begegnen. Gegen die Berechtigung der Dopingvorwürfe sprechen fünf negative Tests in den letzten zwölf Monaten. Auch während der Commonwealth Games wurde Paula Radcliffe auf die Einnahme verbotener Substanzen untersucht – ohne das etwas gefunden wurde.
Gold in guten Händen
Bei Klaus Körner ist das Gold in guten Händen, er veredelt die EM-Medaillen. Der Graveur zeichnet auf jede Plakette den Namen des Siegers und die Disziplin. Sein "Debüt" gab der Stuttgarter 1985 bei den DM in Stuttgart, später gravierte er die Medaillen in der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt bei der EM 1986 und der WM 1993. Da die Medaillen aus Glas sind, ist sein Job in München besonders schwer. "Ich muss in Spiegelschrift schreiben. Hinzu kommt der Zeitdruck. Für die Plaketten über 400 Meter mit Ingo Schultz als Sieger blieben gerade einmal zwölf Minuten."
Steve Backley: Titelverteidigung in vier Jahren?
Der viermalige Europameister Steve Backley denkt auch nach seinem Erfolg in München noch nicht an ein Ende seiner Speerwurfkarriere. "Die nächsten Olympischen Spiele sind nicht mehr weit weg, deshalb möchte ich dort in jedem Fall noch dabei sein. Ansonsten plane ich von einem Jahr zum nächsten." Der 33-Jährige schließt jedoch einen Start bei der kommenden EM in vier Jahren nicht aus: "Es ist möglich, dass ich in Göteborg meinen Titel noch mal verteidige."
Gute Quoten im TV
Die Leichtathletik-EM sorgt weiterhin für gute Quoten bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Trotz sportlicher Konkurrenz durch das Auftaktspiel der Fußball-Bundesliga verfolgten 3,59 Millionen Leichtathletik-Fans die Entscheidungen am Freitagabend im ZDF. Das entspricht einem Marktanteil von 19,5 Prozent. In der Spitze saßen mehr als vier Millionen TV-Zuschauer vor den Geräten, als Yvonne Buschbaum (Stabhochsprung) und Boris Henry (Speerwerfen) zwei weiter Bronzemedaillen für den DLV gewannen.
Russen bei Nationenwertung vorne
Nach 27 von 46 Wettbewerben liegt Russland in der Nationenwertung mit 139 Punkten vor Deutschland (94 Punkte) und Großbritannien (92 Punkte). Auf den Rängen vier bis sechs folgen Spanien (81 Punkte), Frankreich (71 Punkte) und Italien (64 Punkte). Bei der Nationenwertung fließen die Ergebnisse der Athleten von Rang eins bis acht pro Disziplin ein. Nach 27 Medaillenvergaben gibt es unter der 47 teilnehmenden Nationen 21 mit Medaillengewinnern und 31 mit Endkampf-Teilnehmern.