Floé und Katja - Reiz und "Unreiz" des Zehnkampfs
Die eine ist eigentlich Stabhochspringerin, Junioren-Weltmeisterin sogar. Die andere holte sich am letzten Wochenende bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Berlin den Juniorentitel und zählt zu den Siebenkampf-Hoffnungen in Deutschland. Die Rede ist von Floé Kühnert und Katja Keller. Spricht man die beiden Athletinnen auf den in wenigen Jahren geplanten Zehnkampf für Frauen an, gehen die Meinungen weit auseinander. Herausforderung und Bedrohung, Reiz und "Unreiz" kristallisieren sich heraus.
Höhenfliegerin Floé Kühnert wartet auf den Frauen-Zehnkampf
"Ich hätte dieses Jahr schon gerne mal einen Zehnkampf gemacht", erzählt Floé Kühnert, "obwohl mein Trainer Leszek Klima ja dagegen ist." Sie lässt keinen Zweifel daran, dass sie sofort mit Feuer und Flamme dabei wäre, wenn es für die Frauen an die zehn Bewerbe ginge. "Ich würde das gerne machen, aber es ist neben dem Stabhochsprung schon schwer zu bewerkstelligen."Das hat sie auch in Berlin erfahren, als sie wieder ihre alten Siebenkampf-Pfade beschritt und sich mit 4.546 Punkten in der Wertung der weiblichen Jugend A auf dem elften Rang einreihte. Entscheidend war für sie aber die Mannschaftswertung, die sie mit ihren Kolleginnen des TSV Bayer 04 Leverkusen, Jennifer Oeser und Natascha Rother, gewann. "Es hat Spaß gemacht", stellt Floé Kühnert fest, "obwohl ich nicht für den Mehrkampf trainiert habe, ging es einigermaßen." Sie kann sich durchaus vorstellen, ihre Allrounderqualitäten weiterhin als zweites Standbein zu bestreiten, stellt aber klar: "Der Stabhochsprung bleibt meine Hauptdisziplin."
Im nächsten Jahr vielleicht Floés Zehnkampf-Abenteuer...
Aber doch hat sie etwas noch nicht aus dem Sinn verloren, der Zehnkampf spukt nach Berlin weiter in ihrem Kopf herum: "Im nächsten Jahr vielleicht!" Die Lust im Stabhochsprunglager auf dieses Abenteuer hat nämlich um sich gegriffen und Floé Kühnert wäre nicht alleine. "Auch Carolin Hingst würde das gerne mal versuchen", weiss sie zu berichten.
Natürlich beschäftigt auch die Spezialistinnen dieses Thema. Katja Keller vom LAC Erdgas Chemnitz ist eine von ihnen und sie hat sich in Berlin in einem spannenden Duell mit der Hannoveranerin Annika Meyer den Juniorentitel erkämpft.
Opposition im Mehrkampf-Lager
"Zehnkampf? Ich halte nichts davon", stellt sie klipp und klar fest, "ich glaube, ich würde dann aufhören mit dem Mehrkampf." Damit steht sie nicht alleine da. Bei den Mehrkampf-Verantwortlichen in Deutschland um Teamleiter Claus Marek und Bundestrainer Klaus Baarck hat sich eine deutliche Opposition gegen die Pläne der IAAF gebildet und selbst der neue schwedische Star, die blutjunge Europameisterin Carolina Klüft, sagt: "Ich will Spaß haben im Mehrkampf und der Zehnkampf wäre für mich kein Spaß mehr."
Katja Keller sieht das ähnlich. "Ich denke auch, dass sich der Typ der Mehrkämpferin ändern und männlicher werden würde." Kein Wunder also, dass sich die nicht ganz so kräftige Chemnitzerin mit diesem Gedanken nicht anfreunden will. Obwohl gerade mal 22 Jahre alt, wäre der Frauen-Zehnkampf für sie keine Herausforderung, sondern eher ein "Unreiz". In Berlin hat sie gezeigt, dass es für sie eine Alternative gibt. Mit ihrem Satz auf 6,47 Meter meldete sie im Weitsprung gehörige Ansprüche an und reihte sich in der DLV-Jahresbestenliste mitten unter den Spezialistinnen auf Rang sechs ein. "Das ist meine heimliche Liebe", lächelt sie.
Dann schweift sie schon mal rasch auf das nächste Jahr voraus. Natürlich in "ihrem" Siebenkampf und nicht im Zehnkampf: "Ich will eine neue Bestleistung und die WM-Teilnahme in Paris wäre ein großes Ziel. Außerdem ist die Einführung der Deutschen Meisterschaften in der Halle für mich ein großer Ansporn."