Florian Reus gewinnt EM-Gold und WM-Silber
Bei den Welt- und Europameisterschaften im 24-Stunden-Lauf erzielten die deutschen Ultraläufer am vergangenen Wochenende eines der besten Ergebnisse ihrer Geschichte. Der erst 28 Jahre alte, aber bereits mehrfache Deutsche Meister Florian Reus von der LG Würzburg wurde dabei Einzel-Europameister und Vize-Weltmeister.
Florian Reus, der mit der persönlichen Bestleistung von 255,4 Kilometern bereits als Führender der Weltjahresbestliste angetreten war, steigerte nun innerhalb weniger Monate noch einmal seine Bestmarke auf 261,718 Kilometer und rückt auf Platz vier der ewigen deutschen Bestenliste vor.Doch damit nicht genug: mit den Leistungen von Michael Vanicek (LG Nord Berlin) auf WM-Platz sieben (Europa Platz fünf, 251,8 km) und Patrick Hösl (LG DUV) auf WM-Rang 14 (EM 12., 245,9 km) verwiesen die deutschen Männer (zu denen noch Michael Hilzinger, Kai Horschig und Oliver Leu gehörten, die jedoch das Rennen vorzeitig aufgeben mussten) Frankreich und die USA auf die Plätze und wurden mit 759,45 Kilometern Welt- und Europameister!
Extraklasse
Aber auch die Frauen zeigten ihre Extraklasse. Die Deutsche Meisterin Melanie Straß (LT Marpingen) mit 222,774 Kilometern auf Platz elf (Europa 8.), Antje Krause (Marburg) auf Platz 13 mit 217,59 Kilometern (Europa Platz 10) und die bereits der W50 angehörende Marika Heinlein mit 210,85 Kilometern auf Platz 18 (Europa 14) erliefen in der Summe 651,22 Kilometer und gewannen hauchdünn vor den Schwedinnen auf WM-Platz vier die Bronzemedaille in der EM-Wertung.
Zwar waren die deutschen Läuferinnen und Läufer bereits mit einem starken Team angereist, Garant für die letztlichen Leistungssteigerungen waren wie bei der 100 Kilometer-WM im Frühjahr aber auch der unbändige Teamgeist und die Stimmung. So war im Betreuerteam neben dem kommissarischer DUV-Präsident Wolfgang Olbrich und den persönlichen BetreuerInnen auch der Vizeweltmeister von 2009, Ralf Weis, anwesend.
Und es war extrem spannend! So wurde der Weltmeistertitel bei den Männern und die Medaille der Frauen erst in der letzten Stunde erkämpft.
Dramatische Momente
Allein ganze acht Runden (ca. 13 km) nahmen die Männer den führenden USA in den letzten beiden Stunden ab.
Bei den Frauen gab es dramatische Momente, als Heike Christ, die zu diesem Zeitpunkt als drittstärkste deutsche Frau bereits 199,257 Kilometer gelaufen war (am Ende WM-Platz 30/EM 24) und während des Rennens bereits zwei Krisen überwunden hatte, gut zwei Stunden vor Ende endgültig aufhören musste.
Bis dahin hatten die deutschen Frauen den vierten WM- dritten EM-Platz gegenüber den aufkommenden Schwedinnen relativ sicher mit 10 bis 15 Kilometern Vorsprung verteidigen können. Die Schwedinnen, zuvor bereits leicht resignierend, warfen noch einmal alles nach vorne.
Voraussetzungen für den Erfolg
Nun rückte die Leistung von Marika Heinlein nach (die drei besten Leistungen eines Teams zählen für die Mannschaftswertung) und mit einer unbändigen Energieleistung mobilisierte das Team alle Kräfte und gewann verdient die Bronzemedaille mit ganzen zwei Kilometern Vorsprung. Grit Seidel (LG Nord Berlin) ergänzte die tolle Teamleistung mit 172 232,57 (58. Platz WM/47. EM).
Es zeigte sich erneut, dass Ruhe, Tempodisziplin und Geduld beim Ultralauf trotz guter Vorleistungen wichtigste Voraussetzungen für den Erfolg seien, freute sich nach dem Lauf Team-Leader Dr. Stefan Weigelt, der vor dem Lauf kräftig auf die Euphoriebremse getreten hatte.
Leider gab es bei der bis zum Zielschluss von den freundlichen, stets hilfsbereiten polnischen Ausrichtern einwandfrei organisierten Veranstaltung nach Ende des Rennens eine schwerwiegende Fehlentscheidung. Man wollte die Siegerehrung zunächst auf der Bühne eines in der Nähe der Laufrunde statt findenden Volksfestes vornehmen.
Im Staub sitzend
Leider erwies sich diese „Nähe“ als nahezu unüberbrückbare Entfernung für die ausgezehrten, teils kaum noch gehen könnenden Athletinnen und Athleten. Diejenigen, die es dann mit sich Durchfragen zur Bühne schafften, mussten im Staub sitzend oder liegend feststellen, dass auf den riesigen Freigelände und der großen Open-Air-Bühne nicht im Entferntesten eine Atmosphäre für eine Siegehrung vorhanden war und sich auch in Sachen Information überhaupt nichts tat.
Dr. Stefan Weigelt protestierte beim Präsidium der IAU während es das deutsche Team vorzog, zurück zum Wettkampfgelände zu gehen. Später wurde der Plan dann geändert und die Siegerehrung in die Stadt zum Athletendorf in die Sporthalle verlegt. Leider war damit eine erneute lange Verzögerung verbunden, so dass die deutschen Läuferinnen und Läufer es vorzogen, das Hotel aufzusuchen.
Interne Siegerehrung
Lediglich Florian Reus und Lebensgefährtin, Physiotherapeut Gerald Mexner und der Teamleader fuhren dann noch mit den später eintreffenden Bussen in das Stadtzentrum. Dort wurden die Mannschaften dann verpflegt und die nun richtige Entscheidung, die Ehrungen von der Sporthalle in die Mensa zu verlegen, wo sich die Athleten nun aufhielten, sorgte dafür, dass zumindest Atmosphäre und Stimmung wieder anstiegen und eine letztlich noch würdige Ehrung stattfinden konnte. Leider ohne den Großteil des deutschen Teams und allerdings auch ohne die sonst gespielten Hymnen für die Siegernationen.
Die fällige „Siegerehrung“ wurde dann abends allerdings intern nachgeholt. Ehrung und Vergabe der mitgebrachten Medaillen nahm dann eben der Teamleader beim Abendessen im Hotel vor, in dem dann anschließend diejenigen, die es trotz einer fast 40-stündigen Wachschicht überhaupt noch konnten, die Erfolge bis in den Morgen feierten.
Das Team vor dem Start
(Foto: Krause)