| Interview

Florian Schwarthoff: „Ich springe immer noch vom Sofa auf“

Florian Schwarthoff hält seit zwanzig Jahren mit 13,05 Sekunden den deutschen Rekord über 110 Meter Hürden. Für die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg (24. bis 26. Juli) rückt er in die Rolle eines Beraters. Wie der Olympia-Dritte dazu gekommen ist, wie er die deutsche und die Fürther Leichtathletik sieht, verrät er im Interview.
Christian Fuchs

Florian Schwarthoff, wie kann man mit einer Deutschen Meisterschaft in Nürnberg den Nachwuchs greifen und begeistern?

Florian Schwarthoff:

Für mich war das wirklich ein Aha-Erlebnis, als ich mit meinen Eltern das erste Mal bei einer Leichtathletik-Veranstaltung gewesen bin. Als Christian Haas damals die 100 Meter gewonnen hat, war das für mich absolut irre. Ich hatte mich ein paar Tage danach beim Leichtathletik-Verein angemeldet. Vielleicht gibt es jetzt auch ein paar junge Menschen, die sich von der Deutschen Meisterschaft beeinflussen und begeistern lassen. Das sollte unser Ziel sein. Das ist die große Herausforderung und der große Wunsch von allen.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie für die DM in Nürnberg in eine Beraterrolle geschlüpft sind?

Florian Schwarthoff:

Ich bin hier vor Ort. Ich bin Erlanger, ich arbeite in Nürnberg als Geschäftsführer in einem Planungsbüro. Deshalb war es naheliegend. So viele ehemalige internationale Leichtathletik-Größen gibt es hier nicht. So hatte mich der DLV angefragt. Es gab auch immer wieder Kontakte. Ich war nach meiner Karriere lange Präsidiumsmitglied im DLV. Wir hören und sehen uns öfters. Ich habe gesagt, im Rahmen meiner Zeit mache ich das gerne.

Sie hatten sich einst als DLV-Präsidiumsbeauftragter aus beruflichen Gründen zurückgezogen. Ist es inzwischen wieder entspannter?

Florian Schwarthoff:

Ich war als Präsidiumsbeauftragter sehr, sehr viele Wochenenden, auch bei nationalen und internationalen Meisterschaften, im Einsatz. Das hatte ich sehr gerne gemacht. Aber die zeitliche Belastung jetzt hier ist sehr viel geringer und überschaubarer. Das kriege ich hin.

Wie fällt Ihr Ausblick für die DLV-Nationalmannschaft mit Blickrichtung Rio 2016 aus?

Florian Schwarthoff:

Wir haben viele starke Athleten, die aktuell vorne dranstehen. Wir haben gute Nachwuchsathleten, die in den nächsten ein, zwei Jahren rankommen werden. Mir ist wirklich nicht bange.

Wie sehen Sie die Lage in Ihrer Disziplin, dem Hürdensprint?

Florian Schwarthoff:

Momentan ist es nicht ganz so wie damals zu meiner Zeit, als wir wirklich ganz viele starke Athleten hatten und es schwieriger war, sich bei den Deutschen Meisterschaften ganz vorne zu platzieren als dann bei Europameisterschaften ins Finale zu kommen. Das war eine unglaubliche Dichte. Aber das ist eine Wellenbewegung. Momentan sind andere Disziplinen ganz stark. Damals gab es kaum Stabhochspringer, jetzt haben wir einen amtierenden Weltmeister. Das ist ein Auf und Ab. Es gibt keine Nation auf der Welt, die in jeder Disziplin vorne ist - nicht einmal die Amerikaner. Wir dürfen froh sein, dass wir so viele gute Athleten haben. Es wird aber nie so sein, dass wir überall stark sind und Medaillenchancen haben. Momentan gibt es im Hürdensprint keine Leitfigur, an der sich alle anderen hochziehen, wie das vielleicht bei mir der Fall gewesen ist. Aber das wird auch wieder kommen.

Wie intensiv verfolgen Sie noch die Hürdensprinter?

Florian Schwarthoff:

Sehr intensiv. Wenn etwas im Fernsehen läuft, dann kucke ich mir das an. Wenn ein Wettbewerb in der Nähe ist, dann fahre ich da hin. Wenn Europameisterschaften in Zürich sind, dann buche ich mir einen Flug und setze mich drei Tage ins Stadion. Ich verfolge die Leichtathletik - und den Hürdenlauf ganz besonders. Ich kann immer noch nicht sitzen bleiben, wenn ich das im Fernsehen sehe, sondern muss vom Sofa aufspringen.

Wie hatten Sie die EM in Zürich aus deutscher Sicht erlebt?

Florian Schwarthoff:

Ich war Freitag, Samstag und Sonntag im Stadion. Da gab es auch Medaillen für die deutsche Mannschaft. Für mich war es ein ganz tolles Erlebnis. Ich mache das auch nicht ausschließlich am Erfolg der Deutschen fest, sondern ich habe Spaß Leichtathletik anzukucken. Ich freue mich einfach. Für mich ist das auch ein bisschen wie ein Klassentreffen. Ich sehe so viele Leute, die ich von früher her kenne. Das macht einfach Spaß.

Um die Fürther Leichtathletik ist es ruhiger geworden als zu Ihrer aktiven Zeit. Wie sehr schmerzt das?

Florian Schwarthoff:

Ich habe keinen persönlichen Herzschmerz. Ich finde es aber natürlich sehr schade, dass das LAC Quelle Fürth, für das ich auch gestartet bin, nicht mehr so ein herausragender Verein ist, wie das früher der Fall gewesen ist. Aber sie machen im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine super Nachwuchsarbeit. Es werden in den nächsten Jahren wieder starke Athleten herauskommen, da bin ich mir sicher. Die Infrastruktur ist da, die Halle ist da, der Platz ist da, die Trainer sind da - mit all ihrer Erfahrung und ihrem Wissen. Daraus wird auch etwas entstehen.

 

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