Frank Busemann lobt Michael Schrader
Frank Busemann war „total begeistert“ vom neuen Zehnkampf-Ass Michael Schrader, der im März noch an Krücken lief und nun die Spitze des Weltvergleiches erklomm. „Wer in so jungen Jahren so viel Druck stand hält und Probleme meistert wie er in Götzis, der besitzt außergewöhnliche Qualitäten. Michael hat das Zeug dazu, im August in Berlin eine WM-Medaille zu gewinnen“, erklärte der einstige Strahlemann des deutschen Zehnkampfes.
„Irgendwie ist er ein Typ wie ich“, sagt Frank Busemann - und die Parallelen der beiden sind wirklich verblüffend. Der Star von gestern startete 1996 mit 21 Jahren ähnlich furios in die Saison, steigerte seine Bestleistung (8.238 Punkte) im Juni auf 8.522 Punkte - und gewann dann sensationell Olympia-Silber in Atlanta (USA; 8.706). Michael Schrader, jetzt exakt gleichaltrig, schraubte seine Bestleistung (8.248) im Juni 2009 auf ebenfalls 8.522 Punkte - und bei der Berliner WM (15. bis 23. August) traut ihm nicht nur Frank Busemann ein großes Ding zu.„Zweifellos ist er in Medaillennähe gerückt“, sagt Paul Meier, Präsident des deutschen Zehnkampfteams, über die Aussichten des Sportsoldaten der Förderkompanie Köln-Longerich. Paul Meier hatte bei der letzten Heim-WM 1993 in Stuttgart (8.548) Bronze gewonnen - vor dem Rostocker Christian Schenk (8.500), der zwei Jahre nach dem Olympiasieg von Seoul (Südkorea) 1990 letzter deutscher Götzis-Sieger gewesen war.
Nun hat Christian Schenks alter DDR-Rivale Torsten Voss den neuen Hoffnungsträger parat. „Ich vergleiche Michael noch stärker mit mir selbst als mit Frank Busemann“, sagt der Ex-Schweriner über den 1,86 Meter großen Uerdinger, der erst zwei Monate alt war, als sein heutiger Trainer 1987 in Rom (Italien) WM-Gold gewann.
Ein Sprint-Sprung-Typ
„Michael ist wie ich ein Sprint-Sprung-Typ. Auch er ist von der Muskulatur her nicht sehr auffällig, aber robust, im Training sehr zielstrebig und geht auch trotz Problemen seinen Weg. Nach der Stressfraktur am rechten Sprungfuß lief er bis Mitte März an Krücken. Auch in Götzis ließ er sich nicht so schnell irritieren von den noch unerklärlichen Krämpfen, die im Hochsprung und 400-Meter-Lauf fast das Aus bedeutet hätten. Wir gehen der Sache jetzt durch ein großes Blutbild auf den Grund“, sagt Torsten Voss.
„Ich habe zwischen den beiden Wettkampftagen trotzdem gut geschlafen“, sagt Michael Schrader, der dann mit Schmerzen in den Beinen den Hürdenstart probte und spürte: „Es geht.“ Es folgten vier weitere persönliche Bestmarken und nach dem 1.500-Meter-Lauf noch der Sieg über den zuvor klar führenden US-Amerikaner Trey Hardee (8.516).
Bislang kein Treffen zwischen Frank Busemann und Michael Schrader
„Ich wusste, ich musste 4:25 laufen für 8.500 Punkte, der Rest hat sich dann ergeben“, sagt Michael Schrader, der neun Jahre nach Frank Busemann (8.531 in Götzis) als erster Deutscher wieder in diesen Punktebereich vorstieß. „Ich kenne Michael bisher nur vom Fernseher“, sagt Frank Busemann. Und Michael Schrader bestätigt: „Wir haben noch kein Wort gewechselt.“
Michael Schrader, der sich jetzt von den vielen Schulterklopfern nicht irritieren lassen und „genau so weitermachen“ will, ist auch beim ERDGAS Mehrkampf-Meeting in Ratingen (20./21. Juni) nicht ohne Ehrgeiz. „Es geht um die Challenge“, sagt er. 30.000 Dollar erhält der Gesamtsieger in der Wertung des Weltverbandes IAAF der großen Zehnkampf-Meetings 2009. Viel Geld für einen, der noch ganz am Anfang steht. „Er hat noch viele Reserven“, sagt Trainer Torsten Voss.
Quelle: Sport-Informations-Dienst