| Interview zur Heim-EM (I)

Frank Hensel: „Berlin soll perfekte und erfolgreiche EM werden“

In einer dreiteiligen Interview-Reihe lassen wir die Väter und Macher der Leichtathletik-EM in Berlin zu Wort kommen. Heute: Frank Hensel. Der ehemalige DLV-Generaldirektor war bereits bei der WM 2009 in Berlin als Geschäftsführer tätig und gilt zusammen mit DLV-Ehrenpräsident Dr. Clemens Prokop als „Vater der Bewerbung“ für die EM 2018. Als Vizepräsident des Europäischen Leichtathletik-Verbands (EAA) und Mitglied im BEM2018-Aufsichtsrat sowie dem Organisationskomitee hat der 67-jährige Mecklenburger eine wichtige Mittlerrolle zwischen der veranstaltenden EAA, dem ausrichtenden Organisationskomitee (OK) und dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Im Interview hofft Hensel auf sportlich, organisatorisch und atmosphärisch erfolgreiche Titelkämpfe sowie eine einmalige mediale Umsetzung.
Ewald Walker

Frank Hensel, noch vier Monate bis zum Beginn der EM am 7. August im Berliner Olympiastadion. Wie lang ist denn der Weg bis zu einer solchen großen Meisterschaft im Vorfeld?

Frank Hensel:

Wir haben uns 2013 für diese EM beworben, die Vergabe nach Berlin erfolgte im April 2014.

Wie ist der Stand der Vorbereitungen?

Frank Hensel:

Die EM ist die größte internationale Sportveranstaltung in diesem Jahr in Deutschland und stellt organisatorisch, logistisch und ökonomisch eine große Herausforderung dar. Das Team um die Geschäftsführer Frank Kowalski und Norbert Brenner leistet eine hervorragende Arbeit und trotzdem gibt es noch eine Menge zu tun. Der bisherige Ticketverkauf ist überaus gut, was uns dennoch antreibt ist die weitere Zuschauergewinnung. Derzeit liegen wir bei 170.000 verkauften Tickets, Ziel sind über 300.000 an den sechs Tagen.

Apropos Zahlen: Wie sieht der Etat der EM 2018 denn aus?

Frank Hensel:

Das Gesamtbudget der Veranstaltung liegt bei circa 35 Millionen Euro. Bei einer Fehlbedarfs-Finanzierung von 13 Millionen durch den Berliner Etat bedeutet dies, es müssen weitere Einnahmen von 23 Millionen Euro durch Ticketing, Vermarktung, Merchandising und Kostenerstattungen generiert werden. Zum Vergleich: 2009 bei der WM hatten wir einen Gesamtetat von 43,5 Millionen Euro. Und noch ein Vergleich sei erlaubt: Die WM 2017 in London kostete 70 Millionen. Damit ist erkennbar: Solche Großereignisse sind ohne öffentliche Unterstützung nicht mehr finanzierbar.
 
Die Finanzierung ist das eine, die Umsetzung der EM das andere. Welcher Anspruch steckt hinter diesen Europameisterschaften?

Frank Hensel:

Wir wollen nicht nur im Olympiastadion präsent sein, sondern die EM auch in die Stadt hineintragen. Schon 2009 bei der WM ist uns dies gegen den Willen der IAAF, die nicht aus dem Stadion heraus wollte, mit der WM-Meile am Potsdamer Platz gelungen. Damals wurden von der Polizei 1,5 Millionen Besucher in Verbindung mit den Straßenwettbewerben am Potsdamer Platz und in der Innenstadt gezählt.

Und wie soll diese Idee im Sommer 2018 umgesetzt werden?

Frank Hensel:

Mit einer Europäischen Meile auf dem Breitscheidplatz in Berlin wollen wir neben den offiziellen Straßenwettbewerben in einer Arena mit einer blauen Bahn um die Gedächtniskirche herum die Siegerehrungen durchführen und ein Kulturprogramm veranstalten.

Die europäische Idee steckt auch im neuen Format der European Championships, die parallel in Berlin und Glasgow stattfinden. Können Sie dies kurz erklären?

Frank Hensel:

Die European Championships sind ein neues Multi-Sport-Event, das alle vier Jahre die bestehenden europäischen Europameisterschaften verschiedender Verbände in einem Zeitfenster zusammenbringt. Während vom 7. bis 12. August die Leichtathletik-EM in Berlin stattfindet, werden in Glasgow ab dem 2. August die Europameisterschaften im Schwimmen, Kunstturnen, Radsport, Rudern, Triathlon und Golf-Team in Glasgow ausgetragen. Dieses neue Veranstaltungsformat ist auf Initiative der European Broadcasting Union (EBU) entwickelt worden und wird in diesem Jahr erstmalig umgesetzt. Die EBU als Dachorganisation der öffentlich-rechtlichen Sender erwartet sportartübergreifend einen Anstieg der TV-Quote. Zugpferd dieses neuen Formats ist sicher die Leichtathletik.

Sie setzen sich für die EM 2018 in Berlin also hohe Ziele?

Frank Hensel:

Wir wollen eine perfekte Organisation bieten, eine sportlich erfolgreiche EM, und gleichzeitig eine neue mediale Begleitung der Leichtathletik erreichen. Nachdem ich die Großveranstaltungen EM 1986 und WM 1993 jeweils in Stuttgart, die EM 2002 in München und die WM 2009 in Berlin schon miterlebt habe, muss ich Ihnen sagen: Ich freue mich sehr auf diese EM in Berlin!

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