Frank Schauer: "Erste DM-Medaille überhaupt!"
Der neue Deutsche Meister im Marathon heißt Frank Schauer. Der 24 Jahre alte Magdeburger war am Sonntag die Überraschung der Titelkämpfe im Rahmen des 28. München-Marathon. leichtathletik.de-Mitarbeiter Wilfried Raatz sprach nach seinem Coup mit frischgebackenen Titelträger.
Frank Schauer, herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft. Der Titelgewinn dürfte auch für Sie eine Überraschung sein, wir jedenfalls hatten Sie nicht auf unserer Favoritenrechnung!Frank Schauer:
Ich konnte eigentlich unbeschwert laufen. Klar, mein Ziel war ein Platz auf dem Treppchen. Und vor allem Bestzeit laufen. Von daher habe ich mir alleine etwas Druck gemacht.
Wie kam es, dass Sie als quasi Nobody mit zudem der schwächsten Bestzeit aller Läufer in der Spitzengruppe schon früh im Rennen die Initiative ergriffen haben?
Frank Schauer:
Ich habe einfach nach 28 Kilometern etwas riskiert. Das Rennen war bis dahin eher unrhythmisch. Nach meinem Ermüdungsbruch in Frühjahr konnte ich gut trainieren - und wollte vor allem ein gleichmäßiges Rennen laufen. Das habe ich auch dann gemacht. Es hat sich dann sehr rasch eine Lücke gebildet, aber eigentlich wollte ich nicht so früh eine Entscheidung herbeiführen!
Ihre Verfolger haben sicherlich spekuliert, dass sie dieses forsche Tempo nicht bis zum Schluss durchhalten würden. Sie haben aber offensichtlich die "besseren Beine" gehabt.
Frank Schauer:
Klar, bei 33 Kilometern waren auch meine Beine schwer. Aber das habe ich auch erwartet. Natürlich war ich mir nicht sicher, ob das alles gut ausgehen würde. Aber ich komme über die Umfänge, laufe gerne im Training 30 bis 40 Kilometer. Auch wenn ich bei meinem Trainer Jürgen Eberding mit den starken Mittelstrecklern wie den Motschmann-Brüdern oder Julius Lawnik auch einmal kurze Sachen mache...
Wie kommt es, dass Sie plötzlich einen derartigen Leistungssprung über die Marathonstrecke machen? Eine Verbesserung von fast sieben Minuten kommt praktisch einem Quantensprung gleich!
Frank Schauer:
Ich bin bisher vier Marathonläufe gelaufen, die waren alle nicht optimal. Ich habe in Hamburg und Frankfurt auf der zweiten Hälfte jeweils sechs Minuten verloren. Heute bin ich auf der zweiten Hälfte mit 1:08:10 sogar schneller als auf der ersten Hälfte gelaufen. Ich bin ein ausgesprochener Dauerlauftyp und mache im Training regelmäßig lange Einheiten. Mir fehlt es vor allem bei der Endbeschleunigung, aber das lässt sich wohl trainieren.
Sie sind 24 Jahre alt und bereits stark auf das zeitaufwändige Marathontraining fixiert. Wie lässt sich dieses mit Ihrem Studium vereinbaren?
Frank Schauer:
Ich laufe, seit ich Sieben bin. Meinen ersten Marathon habe ich mit Zwanzig versucht, bin leider bei 31 Kilometern ausgestiegen. Seit der 10. Klasse war ich auf der Sportschule in Magdeburg und viel in den Sport investiert. Meine Eltern unterstützen mich natürlich. Über den Olympia-Stützpunkt habe ich einige Erleichterungen im Studium erreichen können, deshalb bin ich jetzt schon im 11. Semester und werde im kommenden Jahr meinen Abschluss machen. Mit meinem Beruf als Maschinenbauer werde ich natürlich in der Wirtschaft kaum vernünftig meinen Sport betreiben können, deshalb werde ich versuchen, zunächst vielleicht bei der Uni unterzukommen. Wie willst Du sonst zwölf Einheiten in der Woche trainieren?
Welcher Stellenwert hat dieser Marathontitel nun für Sie?
Frank Schauer:
Das ist meine erste Medaille bei Meisterschaften überhaupt. Ich war 2011 zwar einmal Junioren-Vierter im Halbmarathon, das war es allerdings auch. Cross kann ich nicht, auf der Bahn ist vieles auch noch verbesserungswürdig, obwohl ich in diesem Jahr sogar Deutscher Hochschulmeister über 10.000 Meter geworden. Und zwar auch noch im Spurt! Den Marathontitel kann mir niemand mehr nehmen. In ein paar Jahren fragt keiner mehr, in welcher Zeit ich diesen Titel gewonnen habe oder wer hier im geschlagenen Feld war.
Auch wenn die Freude über den unerwarteten Titelgewinn überwiegt, haben Sie schon Pläne für die nähere Zukunft? Zum Beispiel eine Teilnahme an internationalen Meisterschaften?
Frank Schauer:
Eine EM-Teilnahme wäre natürlich ein Ziel. Aber vor allem gilt es, meine Zeit weiter verbessern. Dazu muss es im Training einfach laufen und auch die Bedingungen im Wettkampf müssen stimmen! Deshalb kann ich mir vorstellen, im Frühjahr in Düsseldorf oder Hamburg zu laufen...