Franka Dietzsch - "Diesmal war es ganz anders"
Franka Dietzsch hat am Mittwoch bei der Weltmeisterschaft in Osaka (Japan) für den ersten deutschen Titelgewinn gesorgt. Die Neubrandenburger Diskuswerferin, für die es ihr bereits drittes WM-Gold war, trotzte damit den Achillessehnenproblemen, die sie in den letzten Wochen und bis zum WM-Finale beschäftigt haben. Erfahren Sie mehr im Interview…

Das dritte WM-Gold für Franka Dietzsch (Foto: Chai)
Franka Dietzsch, haben Sie mit Ihrem ersten Versuch im WM-Finale gleich die Konkurrenz lahm gelegt?Franka Dietzsch:
Das könnte stimmen. Ich finde es sehr schön, wenn ich als Erste oder zumindest gleich mit am Anfang werfen darf. Als ich die Startliste dann gesehen habe, sagte ich zu meinem Trainer Herrn Kollark: Das ist fast wie in Helsinki, hier kann eigentlich fast nichts mehr schief gehen. Wenn man dann im ersten Versuch gleich ein bisschen weiter wirft, als die anderen es vielleicht erwarten, dann macht das einem selbst Spaß und die anderen sind ein bisschen geschockt. Bis auf Darya Pishchalnikova ging bei den anderen in diesem Wettkampf gar nichts mehr.
Waren Sie sich Ihrer Sache dann auch schon relativ früh sicher?
Franka Dietzsch:
Nein, so war es nicht. Zwischendurch kamen auch schon welche, die mir gratuliert haben. Da habe ich gesagt: Nein, jetzt wartet erst einmal ab, der Wettkampf ist ja noch nicht beendet. Man muss schon bis zum letzten Wurf warten und ich habe auf den letzten Wurf gewartet. Aber ich war mir die ganze Zeit sicher, dass es für eine Medaille reicht.
Unter welchen Vorzeichen stand dieser Titelgewinn?
Franka Dietzsch:
Dieses Mal war es ganz anders. Durch meine Achillessehnenprobleme von vor vier Wochen, die mich immer noch begleiten, hatte ich kurzzeitig sogar überlegt, nicht nach Osaka zu kommen. Im Trainingslager in Kienbaum konnte ich nicht laufen, ich bin nur Fahrrad gefahren. Viel mehr ging gar nicht. Ich habe nur aus dem Stand geworfen, ohne Drehung. Deshalb musste ich auch den Start in Wattenscheid absagen. Erst in Japan konnte ich wieder richtig werfen. Nun bin ich aber froh, dass ich hergefahren bin und dass wir das alles so gut hinbekommen haben.
Wie erging es Ihnen mit Ihrer Achillessehnenverletzung im Wettkampf?
Franka Dietzsch:
Wir haben gute Ärzte und Physiotherapeuten dabei. Ich habe mich unmittelbar vor dem Einwerfen für das Finale noch einmal spritzen lassen. Das hat super geklappt. Ich war mir auch eigentlich sicher, dass ich gut durch den Wettkampf komme. Ich habe diese Probleme schon seit sieben oder acht Jahren. Es kommt immer wieder, manchmal auch richtig massiv. Mit zwei, drei Tagen Pause wird diese Verletzung auch immer wieder besser. Aber wir werden nun sicherlich auch noch einmal einen Arzt konsultieren und es per MRT oder Ultraschall untersuchen lassen.
War der Sieg in Osaka emotionaler als der vor zwei Jahren in Helsinki? Es sind mehr Tränen geflossen…
Franka Dietzsch:
Ja, wegen der Schmerzen und weil ich mir nicht richtig sicher war. Irgendwie kam da alles zusammen.
Sie waren früh in der Saison schon in Top-Form, machten dann viele Wettkämpfe und nahmen noch einmal im Training neu Anlauf für die WM. Wann waren Sie sich sicher, dass die Form für diese Titelkämpfe stimmt?
Franka Dietzsch:
Ich war mir schon in Kienbaum, wo wir von den Deutschen Meisterschaften im Juli bis zum Abflug waren, meiner Form sicher. Ich habe ja Parameter, anhand derer ich weiß, was es für den Diskus bedeutet. Ich war mir schon sicher, dass ich eine gute Form habe. Das nutzt mir dann aber alles nichts, wenn die Achillessehne am Ende nicht mitspielt. Jetzt hat sie aber mitgespielt und darüber bin ich froh.
Was ist Ihnen WM-Gold wert?
Franka Dietzsch:
Für mich ist eine WM gleichwertig mit Olympischen Spielen. Deshalb ist dieser Titel genauso schön.
Wie werden Sie jetzt feiern?
Franka Dietzsch:
Ich habe für mich in meinem Kühlschrank schon vorgesorgt. Ich bin Weintrinker. Mein Trainer trinkt lieber Rotwein, ich lieber Weißwein. Aber wir werden uns schon einig.
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