Münster bereit für glanzvolle Marathon-Premiere
Macht die Städte auf, die Läufer kommen! Vom Frühjahr bis in den Winter hinein verwandelt sich die Marathon-Welt in kleine und große Basare. Alles läuft und läuft und läuft! Überall ist Marathon. Auch in Münster, wo Michael Brinkmann, Cheforganisator beim 1. Volksbank-Marathon, zwei Kisten Bier blechen musste, weil er nicht glauben wollte, dass "sein" Rennen schon vorm offiziellen Anmeldeschluss ausgebucht war.
Münster erwartet die Läufermassen (Foto: Kiefner)
5.000 Teilnehmer sind am Sonntag (Start: 9 Uhr am Hindenburgplatz, Ziel auf dem Prinzipalmarkt) auf den Beinen. Brinkmann löste bereitwillig seine Wettschulden ein und staunte Bauklötze: "Wahnsinn!" Das Volk ist bunt gemischt: Die meisten Starter, mehr als ein Viertel (1.310 Aktive), kommen laut Computer-Info allein aus Münster.Der Marathon hat seine Mystik längst verloren. Keiner wird es ernsthaft bestreiten wollen. Er wurde seiner Geheimnisse peu à peu entkleidet, und heute ist er zusammen gesetzt aus Vernunft und Leidenschaft. "Man kann das schließlich trainieren", erklärt Brinkmann, selber ein begeisterter Hobbyläufer mit einer Bestzeit von 3:02:07 Stunden.
Immer in Massen...
Die vielen Dauerleister schnüren nun zu Tausenden ihre Wettkampfschuhe, rennen gegen elektronische Uhren an, rennen gegeneinander oder besser: miteinander. Immer in Massen! Stadtmarathon ist das Zauberwort. Manfred Steffny, früher zweimaliger Olympia-Teilnehmer (1968 in Mexiko und 1972 in München) und heute Herausgeber des Laufmagazins "Spiridon", hat mal treffend gesagt: "Der Marathon ist der Mount Everest des kleinen Mannes." Selbstbewusst wagen sich viele an die klassische Distanz von 42,195 Kilometern.
Der Stadtmarathon ist auch weniger durch Siegerzeiten in die Schlagzeilen geraten. Nein, es waren in erster Linie die Teilnehmerzahlen, sei es in New York, London, Berlin oder sonstwo, die aufhorchen ließen.
Das gewaltige Netz an Veranstaltungen ist gegenwärtig derart eng gestrickt, dass praktisch an jedem Tag irgendwo auf diesem Erdball ein City-Marathon angeboten wird. Klar, es ist ein lohnenswertes Geschäft, aber auch ein aufreibendes angesichts der Konkurrenz, die gegenseitig um die Teilnehmer buhlen. Der Lauf-Kunde freut sich, denn er ist König und hat die freie Auswahl.
Münster, die sportbegeisterte Uni-Stadt
Münster, die sportbegeisterte Uni-Stadt, wo im Mai die Auftakt-Etappe des Giro d'Italia endete und vor wenigen Tagen noch die Vorrundenspiele der deutschen Damen-Nationalmannschaft bei der Volleyball-WM über die Bühne gingen, zählt jetzt auch dazu. Dank Michael Brinkmann, der die glorreiche Idee hatte, einen Marathon zu etablieren. Das nötige Know-how hat er, denn Brinkmann organisiert seit Jahren die Riesenbecker Six-Days, ein Etappen-Rennen, das in Insider-Kreisen einen klangvollen Ruf hat.
Den Hauptsponsor hat er auch gleich mitgebracht, denn als Mitarbeiter der Volksbank hat das Bankinstitut dem Marathon gleich seinen Namen gegeben.
Die Läufer und Läuferinnen aus dem Münsterland waren sofort Feuer und Flamme. Der Gedanke an eine gute Zeit in einem kompakten Feld, mit gleichstarken Gegnern und nicht zuletzt mit einer jubelnden Menschenmenge am Straßenrand treibt sie voran. Wer die Sauerstoff-Droge einmal inhaliert hat, kommt davon nicht mehr davon los. Egal ob die Schnellen oder die Langsamen, die "Bleistifte", dünne, hagere Burschen, die meistens vorn in den ersten Reihen stehen, wie sich Lauf-Experte Manfred Steffny humorvoll ausdrückte, oder die "Radiergummis", die einige Pfunde zu viel auf den Rippen haben, sie alle genießen jeden Kilometer Teerstraße.
Premiere sprengt alle Erwartungen
Die Marathon-Premiere in Münster sprengt alle Erwartungen. Mit 5.000 Teilnehmern, darunter zahlreiche Debütanten, ist die Resonanz riesengroß. Sogar die Bürgermeisterin, Karin Reismann, macht mit. "Münster bewegt sich", erzählt Reismann, die mit der Startnummer "4219" das Abenteuer Marathon in Angriff nimmt, "alles läuft." Nur Berlin (25.792 im Ziel), Hamburg (14.833), Köln (13.034) und München (5.131) waren im vergangenen Jahr zahlenmäßig noch besser besetzt. In Münster ist es eine Lust, lang zu laufen.
Münster ist in erster Linie ein Lauf für die Masse, weniger für die Asse. "Antrittsgelder", betont Brinkmann, "werden bei uns nicht gezahlt." Den Siegern bei Männern und Frauen winken jeweils 1.500 Euro und ein Bonus bei einer flotten Endzeit. Wer unter 2:15 Stunden (Männer) bleibt bzw. unter 2:40 (Frauen), kassiert obendrein eine Extraprämie von 1.000 Euro. Doch die Hauptrolle, betonen Brinkmann & Co., spielen hier die Hobbyläufer, die sich mit Ehrgeiz und Leidenschaft auf den 1. Volksbank-Marathon vorbereitet haben.