Franka Dietzsch - Glück kam geflogen
Franka Dietzsch (SC Neubrandenburg) ließ am Freitagabend die Diskusscheibe beim 2. SoleCup in Schönebeck auf die Weltjahresbestweite von 68,51 Metern fliegen und brachte sich damit nachdrücklich für die Europameisterschaften in Göteborg (Schweden; 7. bis 13. August) ins Gespräch. Eigentlich normal für eine amtierende Weltmeisterin, aber die Ergebnisse dieses Jahres ließen die Neubrandenburgerin bisher noch nicht ungehemmt jubeln.
Franka Dietzsch ist in prächtiger Form (Foto: Möldner)
Doch das lag eher an den äußeren Bedingungen, an Regen und niedrigen Temperaturen, als an ihrer Form. Aber diesmal war alles anders, das Glück kam gewissermaßen geflogen.Die Wurf-Anlage in Schönebeck, einem 35.000-Einwohner-Ort in der Nähe von Magdeburg, ähnelt ein wenig der auf den Halleschen Brandbergen. Es ist ein großes Sportgelände, früher war es vor allem von einem normalen Fußballstadion mit Tribüne geprägt. In den letzten beiden Jahren wurde dort viel getan, auf einem Rasenplatz nebenan wurde ein Kugelstoßring angelegt und zwei Wurfringe für die Diskus- und Hammerwerfer. Man konnte sich also beim Diskuswerfen die Windrichtung aussuchen und hatte diesmal mehr Glück als noch im Mai beim Werfertag in Halle/Saale. Segelwiese wäre aber zuviel gesagt, denn nahe Bäume nehmen doch einiges an Wind weg. Doch der verbliebene Wind reichte aus, um die Diskusscheiben bei Männern und Frauen weit fliegen zu lassen.
Kein Regen
Franka Dietzsch warf im ersten Versuch 66,76 Meter, steigerte sich im fünften auf 67,48 Meter und setzte im letzten Versuch mit 68,51 Metern noch einen drauf: "Wichtig war, dass es keinen Regen gab." Der war in den Wettervorhersagen angekündigt und deshalb bemühte sich die erfahrene Athletin auch, möglichst schnell den Wettbewerb anzufangen. "Ich habe beim Einwerfen ein bisschen Dampf gemacht und gesagt: Mädels, beeilt Euch, damit wir fertig werden, bis der Regen beginnt." Der Regen kam nicht, dafür aber ein Superwind.
"Beim Einwerfen sieht man schon, ob es geht oder nicht," erklärte Franka Dietzsch hinterher. Und es ging! "Ich habe da schon 68 Meter geworfen. So sagte es zumindest mein Trainer Dieter Kollark."
Start war fraglich
Glücklich über die 68,51 Meter zieht sie das Fazit: Superwind, Superform, doch da macht sie dann eine Einschränkung. "Eigentlich habe ich überlegt, ob ich in Schönebeck überhaupt antrete. Im Vorfeld habe ich mir eine Muskelzerrung am Gesäß zugezogen. Vom Trainingslager in Kienbaum bei Berlin bin ich einige Male nach Neubrandenburg zu meinem Physiotherapeuten gefahren, um mich behandeln zu lassen. Am Wettkampftag habe ich morgens noch in Kienbaum probiert, ob es gehen würde. Es ging gut, und ich entschied, nach Schönebeck zu fahren." Alles also nicht optimal, aber manchmal klappt es dann eben besonders gut.
Nur zweimal in ihrer langen Karriere hat sie bisher weiter geworfen. 1999 mit 69,51 Metern in Wiesbaden und 1998 in Stendal mit 68,91 Metern. Das Werfen in Schönebeck hat ihr unheimlich Spaß gemacht, kein Wunder bei dieser Weite. Und locker und fröhlich, die vielen Glückwünsche einheimsend, konnte sie diesen Abend ausklingen lassen, mit der Gewissheit, dass auch in Göteborg wieder mit ihr im Kampf um Gold zu rechnen ist.