Franka Dietzsch kann es kaum mehr erwarten
Franka Dietzsch, die Weltmeisterin von 1999 und 2005 im Diskuswerfen, kann es gar nicht mehr erwarten. "Am liebsten würde ich schon heute in den Ring steigen, die Europameisterschaften könnte sofort beginnen", sagt sie und lässt keinen Zweifel an ihrer guten Form.
Für Franka Dietzsch ist die Zeit gekommen (Foto: Chai)
"Ich bin glücklich, dass ich mich in den letzten Wettkämpfen so gut präsentieren konnte. Körperlich fühle ich mich gut, auch wenn ich leichte Achillessehnenbeschwerden spüre. Doch die haben wir im Griff", berichtet die routinierte Athletin, die bei der EM in Göteborg (Schweden; 7. bis 13. August) die Favoritin in ihrer Disziplin ist.Die Neubrandenburgerin ist ein Sonnenkind, im übertragenen Sinne. Oft hat sie sich eingeredet, dass sie bei Regen nicht werfen könne. Meistens war es auch so. Doch die letzten Wochen brachten Sonne satt, und sie dankte es mit Leistungen. Die vorläufige Krönungfolgte im Juni: 68,51 Meter in Schönebeck bei Magdeburg. Doch Hoffnungen auf ähnliche Weiten in Göteborg nährt sie nicht. "In Schönebeck warfen wir nicht in einem Stadion, sondern auf einer Wiese. Und der Wind blies so günstig, dass solche Weiten herauskommen mussten." In Schweden wird es nicht so weit gehen, aber das muss es auch nicht. "Ich stelle mich auf das schlimmste Wetter ein, hoffe aber, dass es nicht regnet."
Gestärktes Selbstvertrauen
Die letzten Leistungen haben ihr Selbstbewusstsein weiter gestärkt. "Ich weiß, dass ich als Favoritin hinfahre. Aber jede Meisterschaft hat eigene Gesetze. Im letzten Jahr bin ich nicht als Favoritin nach Helsinki gefahren und kam mit Gold zurück. Diesmal werde ich entweder Gold gewinnen oder nichts." Doch den letzteren Gedanken verscheucht sie schnell.
Allerdings unterschätzt Franka Dietzsch die Konkurrenz keineswegs. Die Russin Darya Pishchalnikova, Zweite beim Europacup, ist jung und entwicklungsfähig: "Ich kannte sie vorher noch nicht." Die Polin Wioletta Potepa war voriges Jahr bei der WM schon dabei. "Über die Form der Tschechin Vera Cechlova weiß ich im Moment wenig. Ich habe mit Roman Sebrle über sie gesprochen, und der erzählte mir von einer Verletzung seiner Landsfrau. Das aber wird man in Göteborg sehen."
Eine Gegnerin fehlt auf jeden Fall: Natalya Sadova. Die Russin ist wegen Dopings aus dem Verkehr gezogen. " Vermutungen in dieser Richtung gab es immer schon mal, räumt Franka Dietzsch ein, und verweist darauf, dass die Russin regelmäßg im Mai und Juni zu Wettkämpfen auftauchte und danach bis zum Höhepunkt wieder abtauchte. Aber Vermutungen sind keine Beweise. "Natürlich macht ihr Fehlen die Sache einfacher", schätzt sie ein.
Wette mit Steffi Nerius
Am Sonntag fliegt Franka Dietzsch nach Göteborg, direkt aus dem Trainingslager in Kienbaum geht es über Berlin nach Schweden. Am 10. August ist der Finaltag der Diskuswerferinnen.
"Diesmal werde ich im Unterschied zu Helsinki auch bis zum Schluss der Europameisterschaften dort bleiben und mir am letzten Tag das Speerwerfen der Frauen ansehen, mit Steffi Nerius und Christina Obergföll." Steffi Nerius kennt sie seit ihrer Jugend. "Wir haben beide gemeinsam in Rostock mit der Leichtathletik angefangen, ehe sich unsere Wege trennten. Aber freundschaftlich verbunden sind wir immer noch. Und zwischen uns läuft bei gemeinsamen Wettkämpfen immer die Wette, wer mit seinem Wurfgerät, hier Diskus, dort Speer, weiter kommt." Wer in Göteborg die Wette gewinnt, ist noch offen. Das Beste wäre es wohl, wenn beide Gold holen würden, dann wäre die Weite auch zweitrangig.