Franka Dietzsch – "Ein bisschen enttäuscht"
Als Weltmeisterin, Weltjahresbeste und Favoritin angetreten, hat Diskuswerferin Franka Dietzsch am Donnerstag bei der Europameisterschaft in Göteborg (Schweden) Platz zwei belegt. Die ersten Reaktionen der Neubrandenburgerin hat leichtathletik.de für Sie zusammengestellt.
Franka Dietzsch haderte mit ihrer Weite (Foto: Kiefner)
Franka Dietzsch, hatten Sie die neue Europameisterin Darya Pishchalnikova auf der Rechnung?Franka Dietzsch:
Naja, sie war ja schon beim Europacup in Malaga dabei. Schon dort hat sie überraschend weit geworfen. Es gibt immer Überraschungen und Enttäuschungen.
Wie groß ist Ihre persönliche Enttäuschung?
Franka Dietzsch:
Ich bin natürlich ein bisschen enttäuscht, aber nicht über den Platz, sondern mit der Weite kann ich überhaupt nicht leben. Ich bin nicht unzufrieden, aber ich hätte ganz gerne zwei, drei Meter weiter geworfen. Wenn ich so Silber gewonnen hätte, könnte ich damit besser umgehen. Ich habe soviel drauf. Da stört mich auch kein Wind von vorne, von hinten oder von oben. Ich hatte mich draußen gut eingeworfen. Ich hatte zu Herrn Kollark gesagt, er soll mir lieber nicht verraten, wie weit der Wurf gewesen ist, sonst ist man ja noch überdrehter. Ich hatte aber schon gesehen, dass das sehr, sehr gut war. Dem bin ich hinterher gejagt.
Was ist dann im Stadion passiert?
Franka Dietzsch:
Als ich ins Stadion kam, war das alles weg. Mit 63,88 Metern im ersten Durchgang war ich sicher im Endkampf und dann habe ich gedacht: jetzt hast du noch fünf und kannst Gas geben. Aber dann ging gar nichts. Wenn Darya Pishchalnikova nicht weiter geworfen hätte, dann hätte ich mit 63,88 Metern Gold gewonnen. Das ist eigentlich schlimm.
Wie fühlt es sich an, nur gegen einen einzigen Wurf verloren zu haben?
Franka Dietzsch:
Es ist egal, ob es nur einer ist, der besser war. Ich hätte auch nur einen Wurf machen und damit gewinnen können. Das spielt keine Rolle.
Hatten Sie das Gefühl, den Wettkampf noch einmal drehen zu können?
Franka Dietzsch:
Eigentlich schon. Vielleicht wäre der letzte Wurf weiter gegangen, wenn er nicht im Netz gelandet wäre. Aber das sind jetzt Spekulationen. Es ist nicht passiert.
Waren Sie zwischenzeitlich auch genervt?
Franka Dietzsch:
Es waren fünf oder sechs Siegerehrungen dazwischen. Dann gab es einen schwedischen Kameramann, der wohl den Auftrag hatte, mich die ganze Zeit zu verfolgen. Ich konnte mich keine Minute entspannen oder irgendwo hinkucken, wo er nicht auch war. Damit hatte ich schon zu kämpfen. Wenn der Wettkampf dann auch nicht so gut läuft, ist man schon ein wenig genervt.
Sie hatten gesagt, Sie könnten die Favoritenrolle verdrängen. Ist das trotzdem nicht ganz gelungen?
Franka Dietzsch:
Ich glaube, ich habe das schon gut verdrängt. Ich wollte nur ein bisschen weiter werfen. Das war es, was ich nicht verdrängen konnte. Das ist mir nicht richtig gelungen.