Franka Dietzsch – Mit Konstanz wieder Weltspitze
Zwanzig Jahre Hochleistungssport hinterlassen ihre Spuren. 2003 bei der Weltmeisterschaft in Paris und ein Jahr später bei den Olympischen Spielen in Athen patzte Franka Dietzsch in der Qualifikation. Doch von Aufgeben war noch lange nicht die Rede. Ganz im Gegenteil. Die 37-Jährige ist wieder voll da und sagt: "Zur Zeit macht es viel Spaß. Ich bin gesund und freue mich riesig auf die WM in Helsinki."
Franka Dietzsch war in Florenz Herrin im Ring (Foto: Chai)
Beim Europacup in Florenz trug sie am letzten Wochenende einen von sechs DLV-Einzelsiegen zum Mannschaftsergebnis bei. Es war zugleich der sechste Sieg in acht Wettkämpfen, die sie dieses Jahr schon bestritten hat. "Ich habe schon im Winter gut trainiert und mir vorgenommen, dass ich eine Saison machen möchte, in der ich 67 Meter schaffen kann", sagt Franka Dietzsch, die nun Jahr für Jahr über die Fortsetzung ihrer sportlichen Laufbahn entscheidet.
Nummer eins der Welt
Doch Grund, ans Aufhören zu denken, gibt es eigentlich keinen. 66,29 Meter hat sie in diesem Sommer schon erzielt, damit ist sie gemeinsam mit der russischen Olympiasiegerin Natalja Sadova derzeit die Nummer eins der Welt.
"Wichtig ist für mich die Konstanz. Denn die gibt mir Sicherheit. Und da hatte ich die letzten Jahre öfter Probleme", sagt Franka Dietzsch, die glaubt, dass man bei der WM in Helsinki 66 Meter werfen muss, um auf dem Treppchen zu stehen.
Gelingt ihr das, würde eine großartige Karriere ihre glanzvolle Fortsetzung finden. Denn denkt man an den Frauen-Diskuswurf in Deutschland, fällt ihr Name garantiert. Franka Dietzsch, seit zwanzig Jahren gehört sie nicht nur zur nationalen, sondern auch zur weltweiten Spitzenklasse.
Medaille mit 18
Ihre erste Medaille bekam die wurfgewaltige Wirtschaftskauffrau bereits im Alter von 18 Jahren um den Hals gehängt. Silber bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Athen. Der Grundstein für eine große Karriere war gelegt.
Die Jahre 1998 und 1999 waren wohl ihre erfolgreichsten. Weder bei der Europameisterschaft 1998 in Budapest, noch bei der Weltmeisterschaft 1999 in Sevilla konnte ihr die Konkurrenz das Wasser reichen. Ganz zu schweigen von ihren Gegnerinnen im eigenen Land. Franka Dietzsch ist nicht nur Welt- und Europameisterin, sondern wurde zwischen 1997 und 2004 auch sieben Mal deutsche Meisterin.
Kein Profi-Typ
Die auf der Ostseeinsel Usedom geborene Franka Dietzsch ist ein Bewegungstalent. Im Diskusring kann sie ihre ganze Stärke ausspielen: eine ausgezeichnete Technik, ein gutes Rhythmus-Gefühl und eine hohe Drehgeschwindigkeit. Doch auch abseits der Sportstätte weiß sie sich ansprechend zu bewegen. Die Mitarbeiterin der Sparkasse in Neubrandenburg liebt das Tanzen. Lateinamerikanisch oder Standard, alles kein Problem für die großgewachsene Athletin.
Trotz aller Erfolge ist die Neubrandenburgerin, die sich 1991 der Trainingsgruppe von Dieter Kollark, der auch Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss betreut, anschloss, immer auf dem Teppich geblieben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sie nie den Schritt in den richtigen Profi-Sport wagte. "Profi? Ich weiß nicht, ob mir das gut tun würde", überlegt die sympathische Werferin. "Ich hätte Angst abzustumpfen."
Beruflich ist sie eingespannt. "Seit Oktober 2004 habe ich in der Sparkasse in Neubrandenburg eine andere Arbeit, sitze jetzt im Servicecenter. Vorher stand ich fünf Stunden täglich am Schalter, das war doch nicht sehr leistungsfördernd." Die neue Arbeit scheint ihr jedenfalls gut zu tun.