Franka Dietzsch und Steffi Nerius sagen Adieu
Keine Tränen, nichts als Freude und endlich das Du: Die dreimalige Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch und Speer-Weltmeisterin Steffi Nerius sagten beim DKB-Cup-Finale im brandenburgischen Elstal vor den Toren Berlins gemeinsam Adieu. Nach fast drei Jahrzehnten Leistungssport traten die beiden Ausnahmeathletinnen im historischen Olympischen Dorf von 1936 ab.
„Dankeschön Franka, der absolute Höhepunkt ist - du kannst ab jetzt du zu mir sagen“, meinte Trainer Dieter Kollark beim Abschied nach 19-jähriger Zusammenarbeit zu seiner Goldwerferin. Mit der Neubrandenburgerin ging zum Queen-Song „We are the champions“ die Grande Dame der deutschen Leichtathletik.Deutschlands Speerspitze Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen), die konstanteste deutsche Athletin der letzten Jahre, rief den 3.000 Zuschauern zu: „Ich genieße jede Sekunde. Es war eine sensationelle Karriere mit einem grandiosen letzten Jahr.“
Auch Sonja Kesselschläger verabschiedet
Zudem wurde die Neubrandenburger Siebenkämpferin Sonja Kesselschläger, 2004 in Athen (Griechenland) Olympia-Sechste im Siebenkampf verabschiedet.
Beim letzten Wettkampf griff Steffi Nerius noch einmal in den mit 30.000 Euro gefüllten deutschen Leichtathletik-Jackpot und gewann dank 62,90 Metern 10.000 Euro. Mit der üblichen Stirnband-Botschaft hatte die Leverkusenerin die Fans begrüßt: „Finale! Ich will Euch hören!!!“ Nach dem letzten Wurf auf deutschem Boden hieß es dann: „Steffi sagt tschüss. Danke.“
Ihren hollywoodreifen Abschied hatte die 37-Jährige bereits bei der Heim-WM in Berlin mit der Goldmedaille perfekt gemacht: „Das war der Wettkampf meines Lebens.“ Der letzte Wurf steht nun beim Weltfinale am kommenden Samstag (12. September) in Thessaloniki (Griechenland) an.
"Diskus-Queen"
Den machte die Neubrandenburgerin Franka Dietzsch schon in Elstal, wo die Show im Vordergrund stand. Gegen Diskus-Weltmeister Robert Harting (SCC Berlin) trat die 41-Jährige jetzt noch einmal zum Zielwerfen an. Vorher genoss sie bereits Sekt als Zielwasser. Fans und Freunde überreichten eine Schärpe mit der Aufschrift „Diskus-Queen“. „Es muss jetzt keine Tränen geben“, sagte Franka Dietzsch und lachte. „Es waren schöne Jahre.“
Die Gefühle der Ex-Weltmeisterin waren im Laufe der verkorksten Saison auf der Strecke geblieben: „Ich habe mich in den vergangenen Monaten mit jedem schlechten Wettkampf ein Stück weit mehr verabschiedet.“
Das Qualifikations-Aus bei der Heim-WM in Berlin war schmerzhaft. Allerdings schrieb sie mit ihrem zehnten WM-Start Geschichte. Zusammen mit der portugiesischen Geherin Susana Feitor ist sie Rekord-Teilnehmerin.
Medaillenflut
Zusammen holten Steffi Nerius und Franka Dietzsch seit 1998 zwölf internationale Medaillen für Deutschland, fast die Hälfte davon in Gold. Bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften stand das Duo auf dem Podest. Auf drei WM-Titel (1999, 2005 und 2007) sowie EM-Gold 1998 und EM-Silber 2006 brachte es Franka Dietzsch.
Die Serie von Steffi Nerius begann 2002 mit EM-Silber in München. Seitdem griff sie bei acht internationalen Meisterschaften siebenmal Edelmetall ab. 2009 bei der WM und 2006 bei der EM jeweils Gold. Hinzu kamen Olympia-Silber 2004 sowie dreimal WM-Bronze (2003, 2005 und 2007).
Viel Verbindendes
Viel verbindet die beiden Athletinnen. Beide stammen von einer Ostseeinsel: Steffi Nerius von Rügen, Franka Dietzsch von Usedom. Gemeinsam besuchten sie zu DDR-Zeiten die Sportschule in Rostock. „Ich zähle sie zu meinen besten Freundinnen“, sagt Steffi Nerius über die Diskus-Kollegin, mit der sie in den vergangenen Jahren bei großen Meisterschaften regelmäßig das Zimmer teilte.
Oft stachelten sich die beiden gegenseitig an: Die jeweilige Weite der anderen zu übertreffen, war das Ziel. In der Endabrechnung liegt die zehnmalige Deutsche Meisterin Franka Dietzsch mit ihren 69,51 aus dem Jahr 1999 knapp vor der Speer-Kollegin, die 2008 auf 68,34 Meter kam und in ihrer Karriere sechs DM-Titel gewann. Und doch gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden Ausnahme-Könnerinnen, die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) bereits mit dem Rudolf-Harbig-Preis ausgezeichnet worden sind.
Während Diplom-Sportlehrerin Steffi Nerius weiß, dass sie ab dem 1. Oktober hauptamtliche Trainerin in der Behindertensport-Abteilung ihres Vereins TSV Bayer 04 Leverkusen wird, sagt Bankkauffrau Franka Dietzsch: „Ich weiß, was ich machen möchte und was nicht. Aber das erzähle ich beides nicht.“
Franka Dietzsch
Steffi Nerius
Sonja Kesselschläger
Quelle: Sport-Informations-Dienst