Frankfurt-Marathon der Superlative
Der Frankfurt-Marathon hielt am Sonntag, was er im Vorfeld versprochen hatte. Der Kenianer Gilbert Kirwa unterbot als Sieger in 2:06:14 Stunden den ein Jahr alten Streckenrekord um 1:07 Minuten. Insgesamt sechs Läufer blieben unter 2:10 Stunden. Schnellste Frau war die Kenianerin Agnes Kiprop in 2:26:57 Stunden. Luminita Zaituc (LG Braunschweig; 2:35:06 h) wurde bei ihrem Abschied Zehnte.
Bei rund 12 Grad waren um 10 Uhr morgens die Läufer zum 28. Frankfurt-Marathon gestartet, der mit 12.614 Läufern aus 17 Nationen einen neuen Melderekord verzeichnete. Das Top-Feld der Männer ging das Rennen noch schneller an als geplant, so dass alles auf eine Endzeit unter 2:06 Stunden hindeutete, bevor das Tempo im weiteren Verlauf gedrosselt wurde. Mit 63:35 Minuten war die Durchgangszeit bei der Hälfte des Rennens dann eine gute halbe Minute langsamer als zunächst geplant.Nach 28 Kilometern zog Vorjahressieger Robert Kiprono Cheruiyot das Tempo an und löste sich von seinen Konkurrenten. Elias Kemboi (beide Kenia) folgte ihm zunächst als Einziger musste aber schnell wieder abreißen lassen, als der erst 21 Jahre alte Robert Kiprono Cheruiyot erneut das Tempo forcierte. Gilbert Kirwa war es, der danach zunächst an Elias Kemboi vorbeizog und schnell zum Führenden aufschloss.
Schulter an Schulter immer schneller
Schulter an Schulter trieben sie sich zu einem immer schnelleren Tempo. Zwischen 30 und 35 Kilometer wurden die fünf Kilometer in lediglich 14:39 Minuten zurückgelegt. Nach 38 Kilometern war es letztlich Gilbert Kirwa, der das Tempo erneut anzog, mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht. Robert Kiprono Cheruiyot, der ab Kilometer 34 unter Oberschenkelproblemen litt, kämpfte darum, den Abstand nicht zu groß werden zu lassen, konnte aber nicht wieder aufschließen.
„Bei Kilometer 39 habe ich meinen Trainer William Kiplagat immer näher kommen sehen, da habe ich noch einmal beschleunigt. Ich hätte mich verlegen gefühlt, wenn er schneller als ich gewesen wäre.“ So war es Gilbert Kirwa, der als erster die Frankfurter Festhalle, die „Gud Stubb“ mit ihrer einmaligen Gänsehaut-Atmosphäre, erreichte.
Damit bestätigte er auch den guten Riecher des Sportlichen Leiters Christoph Kopp, der ihn als seinen persönlichen Top-Favoriten gehandelt hatte. In 2:06:14 lief er eine neue persönliche Bestleistung. Bei seinem bislang einzigen Marathon in Wien hatte er in 2:08:21 Stunden gewonnen. „Zwei Siege in meinen ersten beiden Marathonrennen – ich bin sehr glücklich“, sagte er im Ziel. Belohnt wurde er mit insgesamt 95.000 Euro, dem höchsten Preisgeld bei einem deutschen Marathon in diesem Jahr. Robert Kiprono Cheruiyot seinerseits war keineswegs enttäuscht. „Ich freue mich, dass ich meine Bestleistung verbessert habe.“
Vorjahressieger wird Zweiter
Vorjahressieger Robert Kiprono Cheruiyot blieb als Zweiter in 2:06:23 Stunden ebenfalls unter der alten Bestmarke des Frankfurt-Marathons. Damit ist der Frankfurt-Marathon in diesem Jahr der einzige deutsche Marathon, bei dem zwei Läufer unter 2:07 Stunden blieben. Robert Kiprono Cheruiyot als Dritter folgte sein Trainer William Kiplagat. Der 37-Jährige verpasste seine zehn Jahre alte Bestzeit von 2:06:50 Stunden nur um 15 Sekunden.
Begeistert empfingen die Zuschauer auch den Österreicher Günther Weidlinger, der als bester Europäer den österreichischen Rekord um 1:35 Minuten auf 2:10:47 Stunden verbesserte. Dabei hatte der 31-Jährige erst am 7. August wieder angefangen zu trainieren. Zuvor waren bei ihm fälschlicherweise ein Leistenbruch und danach Ermüdungsbruch im Becken diagnostiziert worden, bevor sich herausstellte, dass beides nicht zutraf, sondern er unter einer Muskelansatzentzündung in der Leiste litt.
Keine Erklärung
„Ich bin viel schneller angegangen, als ich wollte“, sagte er. „Aber im Nachhinein war es genau richtig.“ Zwischen Kilometer 30 und 35 hatte er erstmals gedacht, dass er den Landesrekord würde verbessern können, „aber erst auf den letzten Kilometern war ich mir sicher. In Wien war ich kurz vor dem Ende noch eingebrochen.“ Im Nachhinein konnte er sich nicht erklären, wie er so schnell hatte laufen können. „Aber bei Halbmarathon habe ich mich noch so locker wie zu Beginn gefühlt“, sagte der Österreicher, der nun sein neues Ziel angreift: eine Zeit unter 2:10 Stunden. „Wir werden sehen, wann es passiert, aber ich bin mir sicher, dass es passiert.“
Schnellster Deutscher war Triathlet Steffen Justus (Hansgrohe Team Schwarzwald) als 24. „Nach dem Saisonfinale der Triathleten konnte ich mich nur fünf Wochen vorbereiten“, erklärte er. „Daher bin ich mit meinen 2:18:44 Stunden mehr als zufrieden.“
Kenianischer Doppelerfolg bei den Frauen
Bei den Frauen gab es einen kenianischen Doppelerfolg durch Agnes Kiprop (2:26:57 h) und Hellen Kimutai Jemaiyo (2:27:50 h), die im Ziel Arm in Arm gemeinsam feierten. Auch die Frauen waren das Rennen sehr schnell angegangen und lagen zunächst auf Kurs zu einem neuen Streckenrekord, den die Russin Alevtina Biktimirova mit 2:25:12 Stunden hält. Zwar wurde diese Marke nicht geknackt, mit 2:26:57 Stunden schob sich Agnes Kiprop, die auf den letzten vier Kilometern Oberschenkelprobleme hatte, trotzdem auf Position sieben der ewigen Frankfurter Bestenliste.
Dritte wurde die Polin Karolina Jarzynska, die sich das Rennen gut eingeteilt hatte und sich auf den letzten Kilometern noch weit nach vorne schob. In 2:29:10 Stunden verbesserte sie ihre Bestleistung um rund vier Minuten. Sichtlich Probleme auf der Strecke hatte Luminita Zaituc bei ihrem letzten Marathon-Rennen als Leistungssportlerin. „Als kurz vor dem Start die Kameras auf mich gerichtet waren, hätte ich beinahe angefangen zu weinen“, sagte sie.
Erst beflügelt, dann fiel es schwer
„Auf der ersten Hälfte war ich beflügelt, danach fiel es mir ganz schön schwer“, berichtete sie. „Aber ich wollte einfach unbedingt ins Ziel kommen.“ In der Frankfurter Festhalle wurde sie vom Publikum begeistert gefeiert. Hand in Hand mit Renndirektor Jo Schindler lief sie auf dem roten Teppich zurück und verabschiedete sich von den Frankfurter Fans.
Nicht ins Ziel kam hingegen die Düsseldorferin Sonja Oberem, die nach zwölf Kilometern das Rennen vorzeitig beendete. „Ich hatte bereits in der Vorbereitung enorme Knieprobleme und musste deswegen auch mein Training umstellen“, erklärte sie. In der vergangenen Woche seien die Schmerzen verschwunden gewesen, am Sonntag waren sie aber bereits nach fünf Kilometern wieder aufgetreten und schnell schlimmer geworden. „Manchmal kann man Schmerzen ausblenden, aber das ging heute nicht“, sagte sie. „Ich bin dauernd eingeknickt. Wenn man nicht schnell laufen kann macht es auch keinen Sinn.“
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