Frankfurt-Marathon - So lief es national
Während die internationalen Top-Läufer am Sonntag beim Frankfurt-Marathon mit Spitzenzeiten glänzten, verlief der Tag für die deutschen Läufer unterschiedlich. Während Falk Cierpinski (SG Spergau) erneut von Seitenstichen ausgebremst wurde, steigerte sich Silke Optekamp (PSV Grün-Weiß Kassel) um fünf Minuten und wurde beste Deutsche und Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München) absolvierte ihren ersten Marathon schneller als geplant.
Während nur wenige Meter entfernt die afrikanischen Läufer ihren Triumphlauf durch Frankfurt feierten, saß ein sichtlich niedergeschlagener Falk Cierpinski umringt von Journalisten und suchte nach Erklärungen. Einmal mehr war der Sohn des zweifachen Marathon-Olympiasiegers an seiner Erwartungshaltung gescheitert, die nach zahlreichen Nackenschlägen nicht einmal mehr sehr hoch sein konnte.Fünfzehn Minuten nach dem großartigen Rekordrennen von Wilson Kiprotich Kipsang kam der Spergauer nach 2:20:43 Stunden als 31. ins Ziel. "Es ist zum Kotzen", drückte Falk Cierpinski seine Riesenenttäuschung in drastischer Weise aus. Und mit Blick auf die von ihm selbst gehaltene deutsche Saisonbestmarke von 2:17:18 Stunden: "So schlecht können wir doch nun wirklich nicht sein!"
Wieder Seitenstiche
Auf den gerade erst vor wenigen Tagen ernannten neuen Marathon-Bundestrainer Ronald Weigel kommt viel Arbeit zu, denn die deutsche Bilanz, vorrangig bei den Männern, fällt so schlecht aus wie schon lange nicht mehr. Seine Ausdauer-Kompetenz ist mehr denn je gefragt.
"Bereits nach 12 Kilometern hatte ich wieder Beschwerden", äußerte sich Falk Cierpinski zum Grund seines überaus enttäuschenden Auftritts bei idealen Laufbedingungen in der deutschen Finanzmetropole - und deutete immer wieder auf seine rechte Seite. "In der Vorbereitung hatte ich keine Probleme, da ich meine Trainingsprogramme ohne Druck rennen kann. Meine Form ist gut, so dass ich sogar daran denken konnte, meine Bestzeit angreifen zu können. Deshalb überrascht es mich, dass die Seitenstiche heute bereits so früh wieder aufgetreten sind."
Bevor er die Saisonplanung mit DLV-Trainer Ronald Weigel durchsprechen wird, steht allerdings ein Gang zum Zahnarzt an, weil der Spergauer als Ursache vereiterte Weisheitszähne sieht. "Ich hoffe, dass es nach der Operation steil aufwärts geht. Vielleicht schon mit einem Marathon in Frühjahr." Bereits im Januar geht das Team um Falk Cierpinski zum Höhentrainingslager nach Eldoret ins kenianische Herzstück des Langstreckenlaufes.
Frühes Ende für Tobias Sauter
Die Vorstellung der deutschen Läufer ist nicht alleine an der Person Falk Cierpinski festzumachen. Bundestrainer Ronald Weigel erlebte auf dem Fahrrad eine schwarze Stunde, denn Falk Cierpinskis Trainingskollege Tobias Sauter ging bereits nach 20 Kilometern aus dem Rennen. Nach Düsseldorf und dem EM-Lauf in Barcelona (Spanien) das bereits dritte unvollendete Rennen in diesem Jahr. "Das ist natürlich ein miserables Jahr für unsere Gruppe", kommentierte Falk Cierpinski das Ergebnis seiner Trainingsgruppe, zu der auch Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) zählt, der vorrangig wegen der Geburt seiner Tochter vor drei Wochen auf einen Start in Frankfurt verzichtet hatte, aber auch in Barcelona vorzeitig aus dem Rennen gegangen war.
So blieb es dem früheren MTB-Olympiastarter Carsten Bresser (TuS Heltersberg) vorbehalten, als zweitschnellster deutscher Läufer mit persönlichem Hausrekord von 2:24:18 ins Ziel zu laufen. "Ich hatte natürlich das Glück, bis 36 Kilometer in der schnellsten Frauengruppe laufen zu können. Das hat mir natürlich viel geholfen."
Silke Optekamp schnellste Deutsche
Mit Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) war auch die schnellste deutsche Marathonläuferin der Saison in Frankfurt am Start, doch keineswegs über die komplette Distanz, sondern als Staffelläuferin. Die Frankfurter Marathonluft schnuppern wollte auch die in dieser Saison wegen Verletzung nahezu komplett ausgefallene Julia Viellehner (LG Passau), als Staffelläuferin hatte sie derart viel Spaß, dass sie den im kommenden Jahr ernsthaft eingeplanten Marathon gerne in Frankfurt machen möchte: "Super Atmosphäre. Es reizt mich schon, hier im kommenden Jahr richtig schnell zu laufen!"
Richtig schnell gelaufen ist aber auch die für den PSV Grün-Weiß Kassel startende Silke Optekamp, die ihre im Frühjahr in Kassel gelaufene Bestmarke noch einmal um fünf Minuten steigern konnte - und nun als schnellste Deutsche auf Rang zwölf in einer Endzeit von 2:39:56 Stunden kam. "Ich denke, dass dies mein schönstes Geburtstagsgeschenk ist", freute sich die Zahnmedizinische Assistentin aus Mönchengladbach am Tag ihres 32. Geburtstags. In der aktuellen Saison-Bestenliste rückt der Schützling von Trainer Jürgen Austin-Kerl auf Rang vier vor.
Ingalena Heuck mit flottem Trainingslauf
Auch Ingalena Heuck durfte die Bombenstimmung in der Frankfurter Festhalle genießen. Nach der krankheitsbedingten Absage in München wollte sie eigentlich nur einen flotten Trainingslauf absolvieren. "Wir wollten 1:30 anlaufen und dann einmal schauen, was noch mit einer schnelleren zweiten Hälfte machbar ist", so ihr Trainer Pierre Ayardi. Doch für die Deutsche Halbmarathonmeisterin sollte es nach 1:23:04 Stunden schwer mit einer schnelleren zweiten Hälfte werden.
Mit 2:48:19 Stunden lag sie dennoch als zweitschnellste deutsche Läuferin auf Rang 18 der Gesamtwertung. "Ich bin damit sehr zufrieden, denn eigentlich wollte ich langsamer laufen."
Mehr:
Rekordfestival krönt Frankfurt-Marathon