Blaues Wunder von Berlin bereit für neue Events
Das "blaue Wunder von Berlin" war im September in aller Munde. Die neue, knallbunte Bahn des renovierten Olympiastadions vereinnahmte schon vor der diesjährigen Auflage des Golden-League-Meetings ISTAF die Schlagzeilen auf sich. Nach dem gelungen Event, das 61.500 Zuschauer anlockte, frohlockten auch die Athleten. Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler gab im Rund die Botschaft aus: "Bleibt dabei und unterstützt Berlin für die Bewerbung um die Weltmeisterschaft 2009!"
Das "blaue Wunder von Berlin" (Foto: ISTAF)
Die Karlsruherin war von der Atmosphäre in diesem Spätsommer gefangen. "Es war klasse, hier noch einmal zu springen, ein super Publikum", sagte das inzwischen vom aktiven Leistungssport zurückgetretene Aushängeschild der deutschen Leichtathletik.Die mit neuem Glanz versehene Arena im Westteil Berlins begeisterte aber auch die ausländischen Gäste. Joanna Hayes, Olympiasiegerin über 100 Meter Hürden, meinte: "Ich liebe diese blaue Bahn. Sie ist schneller als schnell. Es herrscht eine wunderbare Atmosphäre. Alleine im Stadion rumzulaufen, fühlt sich schon gut an. Ich will die nächsten Jahre immer wieder kommen."
Falls sich Berlin am 4. Dezember im Bewerbungsrennen um die Austragung der Weltmeisterschaft 2009 gegen Split und Valencia durchsetzt, könnte die sympathische US-Amerikanerin auch in fünf Jahren wieder an der Spree über die Zielgerade jagen.
Gelungener Spagat
Das Olympiastadion gilt jedenfalls als Trumpf der Berliner Bemühungen um die WM. Der Spagat zwischen sporthistorischen Traditionen, an die die Olympischen Ringe im Rund erinnern, und modernen Ansprüchen ist gelungen. Im Olympiajahr 2000 wurde mit der Renovierung, die 2,42 Millionen Euro gekostet hat, begonnen.
In diesem Sommer stand dann die feierliche Eröffnung an. "Man hat gesehen, wie sehr sich der Umbau gelohnt hat", meinte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Woworeit, "das Stadion ist zu einer der modernsten Arenen der Welt geworden, hervorragend gerüstet für Sport- und Kulturveranstaltungen aller Art, und ein großer Gewinn für Berlin."
Die Heimstätte des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC hat als Attraktion nun noch mehr Anziehungskraft. 2005 ist das Internationale Turnfest mit 100.000 Teilnehmern geplant, 2006 werden sechs Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft dort ausgetragen.
Erstklassige Technik und Logistik
Die Multifunktionsarena ist mit einer erstklassigen Technik und einer optimalen Veranstaltungslogistik diesen Herausforderungen gewachsen.Zu den Vorzügen zählen auch die VIP-Räumlichkeiten mit 113 Einzellogen und den eigenen, unterirdischen Parkplätzen.
Ganz besonders stolz ist man in Berlin auf das neue Dach. Die neue, scheinbar schwebende Konstruktion ruht mit ihrer transluzenten Außenhaut auf schlanken Stahlsäulen und schützt nahezu alle der etwa 76.000 Sitzplätze vor Regen oder Sonne. Für das neue Dach wurden 3.500 Tonnen Stahl verarbeitet und mit einem steifen, glatten Stoff bespannt, damit sich kein Dreck auf dem hellen Dach absetzen kann.
Aufwärmhalle unter Marathontor
Und für die Leichtathleten besonders interessant: Eine Aufwärmhalle mit fünf Bahnen über 100 Meter und einer Weitsprunganlage steht ebenfalls unter der Erde, exakt unter dem Marathontor, parat. Bis kurz vor dem Einsatz können die Sportler dort bleiben und sind vor jeder Witterung geschützt. Der Callroom ist gleich nebenan. Ein kunststoffbeschichteter Laufweg führt ins Stadion, man müsste also auf dem Weg ins Innere nicht einmal die Spikes ausziehen.
Es beweist, Berlin hat die Hausaufgaben gemacht. Und das einst am 1. August 1936 erstmals eröffnete und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder hergestellte Olympiastadion ist mit neuem Glanz bereit für neue Großereignisse. Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 könnte eines davon sein.