| Nach Bestzeit

Franziska Hofmann nimmt Schallmauer ins Visier

Vor der Sparkassen-Gala war viel über die Regensburger Rückenwind-Garantie geredet worden. Für die Hürdensprinter kam diese nicht zur Geltung. Doch Franziska Hofmann zeigte, dass es eine solche auch gar nicht braucht, wenn man sich mit einer starken Gegnerin duellieren kann. Die junge Chemnitzerin steigerte am Samstag ihre Bestzeit bei nur 0,1 Metern pro Sekunde Rückenwind deutlich von 13,20 auf 13,02 Sekunden.
Christian Fuchs

Die U20-WM-Vierte kratzte damit auf den 100 Meter Hürden bereits an der Schallmauer von 13 Sekunden. Sie konnte es selbst am allerwenigsten glauben. "Ich habe echt keine Ahnung, wie ich das gemacht habe. Ich habe überhaupt nicht mit so einer Zeit gerechnet. Das muss man erst einmal auf die Bahn bringen. Das ist wirklich Wahnsinn", staunte die 20-Jährige über sich selbst. Ihr Saisonziel, die eigene Bestleistung zu verbessern, konnte sie damit schon früh in der Saison abhaken.

Dabei hatte sie sich in Regensburg zunächst gar nicht so gut gefühlt. Aber schon im Vorlauf (13,22 sec) schüttelte sie die Zweifel trotz etwas Gegenwind ab und lief bis auf zwei Hundertstel an ihre Bestzeit heran. Damit war für sie auch die Rückenwind-Debatte kein Thema mehr: "Ich habe gesehen, dass es geht. Ich habe mir dann nicht weiter einen Kopf darüber gemacht."

Mit besonderen Wettkampfqualitäten

Im Finale war es die Norwegerin Isabelle Petersen, die sie zur Bestzeit trieb. "Sie hat mir echt von Anfang an richtig Konkurrenz gegeben. Ich konnte dranbleiben und sowas pusht mich einfach. Dann kann ich zeigen, was in mir steckt", erklärte sie ihre ausgesprochenen Wettkampfqualitäten. Denn eine Trainingsweltmeisterin ist Franziska Hofmann wahrlich nicht. "Ich bin ein bisschen träge im Training. Da muss ich mich echt pushen. Aber das ist schon viele Jahre so."

Mit dem Rennen in Regensburg ist für Franziska Hofmann sogar plötzlich die EM-Norm von 13,00 Sekunden in unmittelbarer Reichweite. "Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht", gestand die Blondine. Ihr Trainer Jörg Bretschneider liebäugelte zumindest schon mit einer Zeit unter 13,10 Sekunden und einer kleinen Chance, so vielleicht noch in den EM-Kader zu rutschen.

Allergischer Schock im Winter

Dabei sah es im Winter zwischendurch gar nicht so gut aus. "Ich hatte Anfang des Jahres eine Art allergischen Schock und die darauffolgenden Wochen große Kreislaufprobleme. Immer wenn ich trainiert hatte, ist irgendetwas angeschwollen. Keiner wusste so richtig, wo es herkommt. Ich habe dann lange Medikamente genommen und ab Februar wieder trainiert", berichtete Franziska Hofmann über ihre schwere Zeit.

Ein Start in der Hallensaison kam nicht mehr infrage. Die Konzentration galt dann voll der Vorbereitung auf den Sommer. Ab April, als auch ein Trainingslager auf Mallorca anstand, fühlte sich Franziska Hofmann dann auch wieder richtig gut und konnte durchstarten.

Hoffnung auf EM-Start

Nach dem Coup von Regensburg richtet sich ihr Blick weiter voraus. "Die Zeit lässt jetzt natürlich hoffen, dass ich vielleicht zur EM in Zürich mitfahren darf", hat sie den großen Saisonhöhepunkt vor Augen. Dass sie in ihrem ersten Jahr in der Frauenklasse nun in der deutschen Bestenliste aktuell hinter der Sindelfingerin Nadine Hildebrand auf Platz zwei steht, findet Franziska Hofmann "krass".

Sie wollte in diesem Sommer eigentlich nur den Anschluss zu den Etablierten herstellen und Stabilität in ihren Leistungen erreichen. "Jetzt habe ich den Anschluss geschafft mit der Zeit. Jetzt muss ich mir etwas Neues überlegen."

Mittelfristig hat sie auf jeden Fall die Olympia-Teilnahme 2016 in Rio (Brasilien) im Visier: "Dann bin ich 22, da kann man das schon anpeilen." Allzu weit ist die Hoffnungsträgerin von einem olympia-tauglichen Niveau auch gar nicht mehr entfernt.

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