Sechs neue Weltrekorde in Duderstadt
Etwas zu kalt, viel zu windig und trotzdem gelangen am Samstag (20. Mai) gleich sechs neue Weltrekorde bei der "ParalympicChallenge" in Duderstadt. 120 Teilnehmer aus 32 Ländern waren zu diesem hochkarätigen Wettkampf des International Paralympic Committee eingeladen.
Vitalis Lanshima sprintete die 100 Meter in 11,17 Sekunden (Foto: Bock)
Rund 2.000 Zuschauer wurden mit Weltklasse-Leistungen dafür belohnt, dem April-Wetter im Mai zu trotzen und die Athleten anzufeuern. Der Weg der Leichtathleten zu den Paralympics in Peking 2008 führte über Duderstadt. Die Veranstalter hatten ausschließlich Athleten eingeladen, die Weltrekorde halten, Medaillen bei den Paralympics gewannen und in den Weltranglisten weit oben stehen.
Sechsfacher Rekordjubel
Die erhofften Weltrekorde stellten sich gleich sechsfach ein. Der beidseitig armamputierte Nigerianer Vitalis Lanshima lief die 100 Meter in 11,17 Sekunden. Die oberschenkelamputierte Annette Roozen (Niederlande) verbesserte sich auf der Kurzstrecke von 17,20 auf 16,90 Sekunden. Seinen eigenen Speerwurf-Weltrekord für Unterschenkelamputierte steigerte der Chinese Ming Jie Giao um 1,18 Meter auf 56,75 Meter. Bao Zhu Zheng (China) stieß die Kugel auf 9,65 Meter.
Einen sensationellen 100-Meter-Lauf zeigte die unterschenkel-amputierte April Holmes (USA) und blieb nur eine Hundertstel Sekunde über ihrer eigenen Weltrekordmarke. Bei ihrem Sprint in 13,14 Sekunden hatte sie 1,4 Meter pro Sekunde Gegenwind. Eine Woche zuvor in Leverkusen hatte sie ihren 200-Meter-Weltrekord um zwei Hundertstel verpasst. "Es fehlte wieder wirklich nur ein Hauch", kommentierte April Holmes ihr fabelhaftes Rennen in Duderstadt. Und trat dann gegen Ende der Veranstaltung über die 400 Meter an. Inzwischen Publikumsliebling in Duderstadt, ließ sie sich zu einem neuen Weltrekord in 1:05,64 Minuten anfeuern, den sie der Neuseeländerin Kate Horan abnahm (1:05,79 min).
China wird zum Maßstab
Yue Yang steuerte den dritten Weltrekord für China bei und erreichte im Diskuswurf der Unterschenkelamputierten 39,50 Meter. Die 18-köpfige Mannschaft aus China hat gut zwei Jahre vor den Paralympics in Peking deutlich gemacht, dass sie den in Athen erreichten Führungsanspruch im eigenen Land auszubauen gedenkt. Deutschland blieb bei diesem Stelldichein der Weltspitze ohne Sieg, holte aber mehrere zweite und dritte Plätze.
"Wir wollten zwischen den Paralympics für ein Highlight sorgen, bei dem die weltbesten Athleten ihre Form überprüfen können und das Publikum möglichst viel von der fantastischen Atmosphäre der Paralympics live miterleben kann", sagte Prof. Hans Georg Näder, Geschäftsführender Gesellschafter des veranstaltenden MedTech-Unternehmens Otto Bock. Das Konzept ging auf. "Die Stimmung ist klasse", sagte der Leverkusener Vorzeigeathlet Heinrich Popow. Und das trotz widriger Wetterbedingungen.
Dabei hatten Athleten und Zuschauer am Ende noch Glück. Der Sturm mit einer Windstärke um 100 Kilometer pro Stunde setzte erst bei der letzten Siegerehrung des Tages ein, fegte dann allerdings die Abdeckung des Wettkampfbüros und des Medien-Büros weg.