Frauen-Stabhochsprung - Aus Sechs mach Drei
Bei den deutschen Stabhochspringerinnen stehen die Vorzeichen auf Angriff. Bisher sind bereits sechs Athletinnen über die Hallen-EM-Norm von 4,30 Metern geflogen, und es zeichnet sich für die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig (17./18. Februar) wie bei den Männern ein harter Kampf um die drei Tickets für Birmingham (Großbritannien; 2. bis 4. März) ab.
Carolin Hingst hat das höchste Niveau gezeigt (Foto: Kiefner)
Die beste Vornote hat sich Carolin Hingst (USC Mainz) erarbeitet, die am 14. Januar in Ludwigshafen mit 4,70 Metern einen neuen deutschen Hallenrekord sprang. Der Trainerwechsel zu Andrei Tivontchik scheint ihr also neue Impulse zu verleihen.
Außer Carolin Hingst haben bisher Julia Hütter (LAZ Bruchköbel), Anna Battke (USC Mainz), Nastja Rysich (ABC Ludwigshafen), Silke Spiegelburg (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Martina Strutz (SG Dynamo Schwerin) die Qualifikationsnorm geschafft.
Neben Carolin Hingst schob sich vor allem Julia Hütter in den Vordergrund. Zuerst überflog sie in Hanau 4,45 Meter, um dann in Dresden noch fünf Zentimeter draufzulegen. "Sie zeigte sich gefestigter als in der Freiluftsaison 2006", urteilt der DLV-Disziplintrainer Herbert Czingon. Dabei hatte sie drei Jahre völlig mit dem Stabhochsprung ausgesetzt und erst vor zwei Jahren wieder mit dem Training angefangen. "Sie ist mit großem Abstand die Schnellste unserer Stabhochspringerinnen." Und sie zeigte fast als einzige neben Carolin Hingst Fortschritte gegenüber der letzten Saison, während es bei allen anderen noch Nachholbedarf gibt.
Noch nicht in Schwung
Nastja Ryshich hat nur ausgewählte Wettkämpfe absolviert, mit einem 4,43-Meter-Sprung in New York (USA) als bestes Resultat. "Sie hat damit noch nicht so richtig abgehoben, aber das kann noch kommen. Auch im Sommer kam sie nur langsam in die Saison hinein", meint Herbert Czingon.
Titelverteidigerin Martina Strutz (Schweriner SC), die in Neubrandenburg und Dresden 4,40 Meter überflogen hatte, zog sich in Wuppertal eine Muskelverletzung zu und musste danach etwas pausieren. Zuletzt kam sie in Valencia (Spanien) nur auf 4,21 Meter. Es bleibt abzuwarten, wie fit sie in Leipzig antreten kann.
Anna Battke mit längeren Stäben
Silke Spiegelburg, die in Leverkusen am 14. Januar die Norm sprang, hatte von vornherein ihren Studienbeginn in den Vordergrund gestellt, also keine volle Saison geplant. Allerdings will sie in Leipzig springen, und wenn es reicht, dann wird sie auch in Birmingham starten.
Anna Battke (USC Mainz) ist bei 4,44 Metern angekommen. Sie war im vergangenen Herbst nach Mainz gewechselt, und hat dort eine positive Entwicklung genommen. "Beachtlich war, dass sie in Potsdam erstmals mit längeren Stäben sprang, die sie vorher noch nicht in den Händen hatte", erklärt Herbert Czingon. "Wenn sie das noch richtig in den Griff bekommt, könnte sie in Leipzig vielleicht in Höhen von 4,40 Metern vorstoßen und wäre damit auch eine Kandidatin für die Hallen-EM."
Hallen-DM hat Gewicht
Der DLV-Disziplintrainer ist über die große Anzahl von Anwärterinnen für die Hallen-EM beileibe nicht unglücklich, auch wenn er weiß, dass in Birmingham die Medaillentrauben sehr hoch hängen und nach jetzigem Stand wohl nur Carolin Hingst eine Chance hat. "Mit 4,50 Metern hat man nur wenig Aussichten, überhaupt die Qualifikation zu überstehen und das Finale der letzten Acht zu erreichen."
Zum Nominierungsmodus meint Herbert Czingon: "Es ist eigentlich wie in jedem Jahr. Es gibt vor den internationalen Hallentitelkämpfen für die Stabhochspringerinnen nur sehr wenige Wettkämpfe, die wir als Maßstab für die Nominierung heranziehen können." Das war mit Wuppertal, Dresden, Potsdam und Valencia recht überschaubar, wobei nie alle möglichen deutschen Kandidatinnen im gleichen Wettkampf antraten. "Damit gewinnt die Deutsche Meisterschaft noch ein etwas größeres Gewicht als in der Freiluftsaison."
Keine Trials
Und , so fügt er hinzu, die Nominierungsrichtlinien unterscheiden sich in diesem Jahr nicht von denen der vergangenen Jahre, vielleicht sogar der letzten zehn Jahre. Sie lauten, frei formuliert: "Für die Nominierung werden die Leistungen der Hallensaison unter besonderer Berücksichtigung der Deutschen Meisterschaften herangezogen. Das bedeutet, dass wir keine Trials haben, aber eben ein Übergewicht der DM. Bei diesem Modus tritt immer dann ein Problem auf, wenn die Leistungen bei der DM nicht den Vorleistungen entsprechen."
Doch soweit muss es in Leipzig nicht kommen. Was aber vorhersehbar ist: Es wird ein spannender Wettkampf mit einigen neuen Gesichtern auf hoffentlich hohem Leistungsniveau werden.
Mehr zur Hallen-DM auf leichtathletik.de:
Microsite Leipzig