Friedeks Traum vom Deutschen Rekord
Während im Weitsprung der Männer mit Schahriar Bigdeli (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Andreas Pohle (Team Erfurt) zwei junge Talente die deutschen Farben bei dieser EM vertreten, geht im Dreisprung mit Charles Friedek (ebenfalls Leverkusen) ein gestandener Athlet an den Start. Er kann auf zahlreiche internationale Erfolge verweisen, war unter anderem 1999 Weltmeister und Hallen-Weltmeister sowie ein Jahr später Hallen-Europameister.
Gelingt Charles Friedek bei der EM der große Satz? (Foto: Chai)
Bei der letzten EM 1998 in Budapest kam er allerdings nicht über Platz sechs hinaus. Eine Medaille ist sein Ziel für München, auch wenn der bisherige Saisonverlauf nicht unbedingt Anlass zur Euphorie gibt. Mit 17,13 Metern steht er auf Platz sieben der europäischen Bestenliste. Es ist nicht die Platzierung allein, die Friedek wurmt. Vor allem die Weite stellt ihn nicht zufrieden, zumal er sie auch noch beim ersten Saisonwettkampf in Wesel erzielte und sich anschließend nicht weiter steigern konnte.Seit Jahren träumt der von Bernd Knut trainierte 30-Jährige schon vom Deutschen Rekord. Den möchte er in seiner Karriere noch brechen. Ralf Jaros hat ihn im Jahr 1991 aufgestellt (17,66 m). Beim weitesten Sprung seiner bisherigen Laufbahn war Friedek nur sieben Zentimeter von dieser Marke entfernt.
Jonathan Edwards bringt die besten Empfehlungen mit
17,66 Meter wurden in diesem Jahr unter anderem schon vom Briten Jonathan Edwards überboten. Er hat 17,86 Meter zu Buche stehen und kommt als amtierender Weltrekordler (18,29 m), Weltmeister, Olympiasieger und Titelverteidiger nach München. Kein anderer EM-Starter bringt all diese Empfehlung auf einmal mit. Edwards ist der Favorit bei den Titelkämpfen. Rechnen muss man aber auch mit Christian Olsson (Schweden), der sich in dieser Saison schon packende Duelle mit dem Weltrekordler lieferte und Edwards auch in München die Stirn bieten will. Gleiches Ziel hat der zweite Brite im Feld: Philips Idowu landete am vergangenen Wochenende bei 17,68 Metern und avancierte damit zum Mitfavoriten.
Im Finale dabei zu sein, wäre für Bigdeli und Pohle ein Erfolg
Wenn am letzten EM-Tag um 16.25 Uhr das Weitsprung-Finale der Männer beginnt und ein deutscher Starter dabei ist, wäre das allein ein Erfolg. Am ehesten kommt Schahriar Bigdeli dafür in Frage. Der Sport-Student sammelte bei der WM in Edmonton erstmals internationale Erfahrung außerhalb der U23-Klasse. In diesem Jahr probierte er sich beim Europacup auf der großen internationalen Bühne. "Solche Wettkämpfe helfen mir als jungem Springer ungemein", sagt der 22-Jährige, dessen Bestleistung bei 8,15 Metern steht. Mit einem Sprung in diesen Bereich wäre die Finalteilnahme und vielleicht sogar eine Platzierung unter den besten Acht möglich.
Noch ein Jahr jünger als Bigdeli ist Andreas Pohle. Die EM ist seine erste große internationale Bewährungsprobe. Vielleicht knackt er ja in München erstmals die acht Meter. Mehr darf man von ihm sicher nicht erwarten.
Favoriten lassen sich im Weitsprung kaum ausmachen. Die europäische Bestenliste weist acht Springer aus, die 2002 schon über 8,20 Meter kamen. Sie alle liegen innerhalb von sieben Zentimetern. Beim Europacup langten 8,17 Meter zum Sieg. Diesen trug der Brite Chris Tomlinson davon. Er führt auch die kontinentale Bestenliste mit 8,27 Metern an, zeigte zuletzt aber Schwächen.