| Nach Glasgow

Frischer Wind in der deutschen Laufszene

Als junge, eingeschworene Gemeinschaft. Mit Ausnahmetalenten und Aufsteigern der Hallensaison. Mit viel Enthusiasmus und großer Motivation: So haben sich bei der Hallen-EM in Glasgow die deutschen Läuferinnen und Läufer präsentiert. Zum Teamgeist trugen auch zwei Newcomer bei.
Silke Bernhart

„Hi, ich bin Sam.“ – „Hallo, ich bin Amos.“ Die beiden neuen Gesichter im deutschen Lauf Sam Parsons und Amos Bartelsmeyer (LG Eintracht Frankfurt) mussten in Glasgow (Großbritannien) viele Hände schütteln, um sich in der deutschen Hallen-EM-Mannschaft dem gesamten Team vorzustellen. Sie nahmen diese Herausforderung ebenso motiviert und schwungvoll an wie zuvor ihren ersten Auftritt auf deutschem Boden, als sie sich bei der Hallen-DM in Leipzig mit Platz eins und zwei über 3.000 Meter für die Hallen-EM qualifiziert hatten.

Das kleine deutsche Team in Glasgow profitierte von den beiden Newcomern, sowohl sportlich als auch menschlich. Denn die beiden <link news:67691>in den USA aufgewachsenen Athleten mit deutscher Mutter und doppelter Staatsbürgerschaft sorgten für viel Enthusiasmus und gute Laune – und mit Platz sechs und zwölf für zwei deutsche Finalplatzierungen.

Im Kreis der deutschen Läufer wurden Sam Parsons und Amos Bartelsmeyer in Glasgow schnell willkommen geheißen. An der Seite des erfahrenen Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) über 3.000 Meter. Und inmitten vieler weiterer junger deutscher Athleten, für die die Hallen-EM ebenfalls erst der Anfang einer erfolgreichen Karriere sein soll: Neben Orth (29) war Caterina Granz (LG Nord Berlin) mit ihren 25 Jahren schon die Älteste in der zehnköpfigen Läufer-Riege. Altersdurchschnitt: 23,4 Jahre. Bilanz: eine Silbermedaille, ein vierter Platz und insgesamt sieben Finalteilnahmen.

Es kommt was nach

Im Alter von 22 und 21 Jahren bereits in Europas Spitze angekommen sind die Ausnahmetalente Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Alina Reh (SSV Ulm 1846). Doch auch die weiteren Hallen-EM-Teilnehmer stehen dafür, dass Talente nachkommen im deutschen Lauf, der lange von den Erfolgen weniger Athleten zehren musste.

Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 23) verblüffte über 800 Meter als Vorlauf-Sieger und schrammte nur hauchdünn am Finale vorbei. Marius Probst (TV Wattenscheid 01; 23) fehlte am Ende aufgrund von Beugerproblemen nur sein sonst so starker letzter Kick für eine bessere Platzierung als Rang sechs. Auch Amos Bartelsmeyer (24) überzeugte als Sechster.

Klar, dass auch einige der jungen Läufer Lehrgeld zahlen mussten. „Meine Beine waren nicht da", und: „Ich lerne noch“, schnaufte Sam Parsons (24) nach einem 3.000-Meter-Finale, in dem er in der ersten Rennphase zu viele Körner gelassen hatte und schließlich am Ende des Feldes einkam. „Ich bin richtig enttäuscht von mir. Das hätte ich mir nicht mal in meinen schlimmsten Träumen vorstellen können, so eine Leistung abzuliefern“, musste Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 21) nach seinem Vorlauf-Aus über 800 Meter feststellen.

Deutschland – USA – Deutschland

Doch ob Freud oder Leid: Dass die Meisterschaften viel Schwung für die kommenden Herausforderungen gebracht haben, darin waren sich alle einig: „Jetzt bin ich super motiviert und weiß in jedem superharten Training, wofür ich das tue“, erklärte Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 22), der seine internationale Premiere mit dem Final-Einzug über 1.500 Meter feierte.

Für die Vorbereitung auf die Sommersaison trennen sich die Wege nun wieder. Zunächst für eine kurze Pause in der Heimat, dann für die meisten Athleten mit dem Start in unterschiedliche Trainingslager. Sam Parsons und Amos Bartelsmeyer nutzten den Aufenthalt in Deutschland nach Glasgow zuletzt noch, um gemeinsam mit dem Fahrrad die Gegend rund um Diez an der Lahn zu erkunden – die Heimat von Sam Parsons Mutter. Dann wird Parsons wieder mit der „Tinman Elite“-Gruppe in Boulder, Colorado Kilometer machen, Amos Bartelsmeyer in Seattle, Washington, wo er ein Master-Studium in Finanzen absolviert.

Im Sommer wieder vereint

Ein Wiedersehen gibt es ganz sicher im Sommer. Wenn jeder zeigen kann, was er in der Zwischenzeit an Fortschritten gemacht hat. Und wenn die Karten wieder ganz neu gemischt werden. Denn Amos Bartelsmeyer kommt eigentlich von den 1.500 Metern. Mit seiner Bestzeit von 3:39,64 Minuten wäre er 2018 Deutschlands Nummer Vier gewesen. Sam Parsons ist die 1.500 Meter schon in 3:38,18 Minuten und die 5.000 Meter in 13:29,53 Minuten gelaufen.

So werden sie auf der Bahn auf neu gewonnene Freunde treffen, die im Kampf um die deutschen WM-Startplätze zu Konkurrenten werden. Für alle deutschen Läufer der Titelkämpfe von Glasgow muss dann der nächste Schritt folgen: Bei 1:45,80 Minuten über 800 Meter, 3:36,00 Minuten über 1.500 Meter und 13:22,50 Minuten über 5.000 Meter liegen die 1. DLV-WM-Normen für Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober) – allein Florian Orth bringt über 1.500 Meter eine Bestzeit mit, die unter einem der anspruchsvollen Richtwerte liegt.

Auch Deutschlands Jahresbeste von 2018 Marc Reuther, Homiyu Tesfaye (beide LG Eintracht Frankfurt) oder Richard Ringer (LC Rehlingen) stoßen in den Freiluft-Rennen wieder dazu und greifen nach den WM-Tickets. Den Showdown auf den Strecken von 800 bis 5.000 Meter gibt’s bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin (3./4. August). Der frische Wind in der deutschen Laufszene wird dann ganz sicher auch durchs Olympiastadion wehen.

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