Fritz Steinmetz - Seele der Leichtathletik
Fritz Steinmetz, langjähriger Geschäftsführer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), ist am Montag verstorben. Gustav Schwenk blickt auf das Leben und die Verdienste des 91-Jährigen zurück, der für die Leichtathletik gelebt hat.
Als sich im November des Hungerjahres 1947 abgemagerte Delegierte aus deutschen Landen im Kraichtalstädtchen Unteröwisheim – auf halber Strecke zwischen Karlsruhe und Heidelberg gelegen – zu einer Tagung trafen, um die Wiedergründung eines Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf den Weg zu bringen, da dominierten ehemalige Meister und Nationalmannschafts-Mitglieder.Unter ihnen war aber auch ein 30-Jähriger aus dem SC Charlottenburg, dem berühmtesten deutschen Verein in der olympischen Sportart Nummer eins. Er vertrat die Berliner „Spartenleitung“ aus der von vier Mächten besetzten Stadt und war der jüngste und vielleicht auch der damals am wenigsten bekannte Teilnehmer. Später lernten viele, viele junge und alte mit der Leichtathletik verbundene Menschen den ehemaligen Mittelstreckler Fritz Steinmetz kennen und schätzen.
Mehr als nur Geschäftsführer
Unvergessen bei den Älteren ist nicht nur seine bienenfleißige Tätigkeit an der Seite des ungewöhnlich tatkräftigen Generalsekretärs Karl Beuermann in der Kasseler Geschäftsstelle des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), unweit von der Wohnung und der Arzt-Praxis des langjährigen Präsidenten Dr. Max Danz.
Doch der ehemalige Textilkaufmann, der 1946 begonnen hatte, sich journalistisch und bald darauf auch mit sporthistorischen Arbeiten zu betätigen, war mehr als nur Geschäftsführer des DLV. Die Leichtathletik war auch in seiner Freizeit sein ständiger Begleiter. Er engagierte sich in den Wohnorten stets auch ehrenamtlich in Vereinen wie dem SCC, dem KSV Hessen Kassel und dem ASC Darmstadt.
Ehren-Vizepräsident im HLV
Der Hessische Leichtathletik-Verband (HLV) würdigte seine langjährige Tätigkeit mit der Wahl zum Ehren-Vizepräsidenten. Für den SCC trug er beim 100-jährigen Jubiläum viel zur Festschrift bei. Und natürlich gehörte er zu den Programmheft-Schreibern beim „Berlin-Marathon“. Im DLV erhielt er den Ehrenring, eine Auszeichnung, die stets höchstens zehn lebende Männer oder Frauen tragen dürfen.
Auf seiner alten Schreibmaschine – nicht etwa mit einem Computer, wie es heutzutage üblich ist – brachte Fritz Steinmetz die Ergebnisse seiner sporthistorischen Forschungen zum Teil in vielen im Selbstverlag erschienenen Büchern, aber vor allem auch in dem von ihm Anfang der Fünfziger Jahre mit initiierten „DLV-Jahrbuch“ und auch in der Fachzeitschrift „leichtathletik“ unter die Leser.
„Seele“ der deutschen Leichtathletik
Zu seinen „runden Geburtstagen“ in den letzten beiden Jahrzehnten oder zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Juni 2004 wurde der vielfach Begabte in der Presse als „Gedächtnis“, als „Historiker“ oder als „Seele“ der deutschen Leichtathletik bezeichnet. Kurz nach der Vollendung des 90. Lebensjahres, als er seinen Lebensabend in einem Kasseler Seniorenheim verbrachte, sah man ihn 2007 in Erfurt zum letzten Mal auf der Ehrentribüne bei Deutschen Meisterschaften, die er wie insgesamt 500 Veranstaltungen als Ansager begleitet hatte.
Ein Jahr später starb der ehemalige Berliner, der in Hessen heimisch wurde, in seinem langjährigen Wohnort Kassel im Alter von 91 Jahren. 61 Jahre nach der wegweisenden Tagung in Unteröwisheim, deren letzter noch lebender Zeitzeuge er in den letzten Jahren gewesen war. Sein mit viel Fleiß zusammengetragenes Archiv wurde erhalten: zum Teil im Deutschen Sportmuseum seiner Vaterstadt Berlin und im Haus des Deutschen Leichtathletik-Verbandes in Darmstadt.