Frühstart - Die etwas andere Jahresvorschau (1)
Selbst die Arbeit für ein schnell-lebiges Medium wie das Internet bedarf einiger Planung. So war es für uns zum Jahreswechsel höchste Zeit, um wie schon in den letzten Jahren die "Sportfreunde des Nostradamus" in den Tiefen des Oberpfälzer Waldes aufzustöbern und im Gekröse unserer Opfertiere herumzustochern, den Flug der Schwalben zu analysieren und schließlich Tonnen von Blei zu vergießen.
JanuarIm Stadion des hessischen Städtchens Bad Sooden-Allendorf steigt Ariane F. schon am Neujahrstag in die Saison ein. Bei Schneeregen schafft sie 1,99 Meter. Natürlich Jahresweltbestleistung. „Mit dem Wettkampf wollten wir ein Zeichen setzen und auch dem letzten Journalisten klar machen, wie hart und entbehrungsreich der Hochleistungssport ist“, erklärt ihr Trainer Günter E. Gestählt von diesem Härtetest wird Ariane F. später Hallen-Europameisterin und ist auch bei der WM in Berlin nicht zu schlagen. Februar
Das Organisationskomitee der Berliner WM (BOC) sorgt mit seiner Initiative für Unruhe, deutsche Athleten als WM-Botschafter zusammen mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu Terminen rund um den Globus reisen zu lassen. Als Stabhochspringer Raphael H. beim Stuttgarter Meeting nach einer Tour, die ihn innerhalb von drei Tagen nach Washington, Dubai und Singapur führte, kurz vor dem dritten Versuch über 5,70 Meter vom Jetlag ermüdet einschläft, greift DLV-Generalsekretär und BOC-Geschäftsführer Frank H. ein und beendet die Aktion „Athletes meet Politics“. März
Nachdem sich Stabhochspringer Tim L. nicht für die Hallen-Europameisterschaften in Turin (Italien) qualifiziert hat, erneuert er seinen Aufruf zur Revolution gegen den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Er tritt aus seinem Verein aus, gründet seinen eigenen Stabhochsprung-Verband und veranstaltet in München die ersten alternativen Europameisterschaften im Stabhochsprung. Zum Finale treten gegen ihn an: Charles F., der innerhalb von einer Woche vom Dreisprung zum Stabhochsprung gewechselt ist, und Michael M. Der Diskuswerfer erklärt: „Ich starte hier für die Revolution.“ April
Wieder eine deutsche Siegerin beim London-Marathon: Es ist aber nicht Favoritin Irina M., die an der Themse siegt. Auf den letzten Kilometern pirscht sich Ulrike M., die zwischenzeitlich schon zehn Minuten zurückgelegen hatte, an die Spitzengruppe heran und setzt sich kurz vor dem Ziel ab. Ihr Erfolgsgeheimnis: Im Winter war sie wochenlang zum Training in den peruanischen Anden. „Ich habe im letzten Jahr erfahren, dass einer meiner Onkel einen Cousin dritten Grades in Peru hat. Bei dem habe ich drei Monate in der Höhe gelebt“, erklärt die Sensationssiegerin. Mai
10.000-Meter-Europameister Jan F. muss alle Hoffnungen auf einen WM-Start in Berlin begraben. Seit Monaten ist er nicht gelaufen, konnte nur im Wasser trainieren. Aber es gibt auch gute Nachrichten für ihn: Nach dem Sponsoren-Ausstieg von Adidas beim Deutschen Schwimmverband ist F.‘s Ausrüster Nike bei den Schwimmern eingestiegen. Unter einer Bedingung: 10.000 Meter Aquajogging wird ins Programm der Deutschen Schwimm-Meisterschaften aufgenommen.
Ex-Hochspringer Stefan H. will wie angekündigt beim Göteborg-Marathon an den Start gehen. Eine Woche vorher bricht jedoch Panik im hohen Norden aus. „Ich kann nur mit meiner Glücksunterhose an Wettkämpfen teilnehmen“, erklärt er. Diese hatte er allerdings nach seinem letzten Hochsprungwettkampf für einen guten Zweck versteigert. Der neue Besitzer meldet sich einen Tag vor dem Halbmarathon-Start, um das gute Stück seinem ehemaligen Besitzer zu borgen – der Halbmarathonstart ist gerettet.