Frühstart! Die etwas andere Jahresvorschau (1)
Selbst die Arbeit für ein schnell-lebiges Medium wie dem Internet bedarf einiger Planung. So war es für unsere leichtathletik.de-Redaktion wenige Tage nach dem Jahreswechsel höchste Zeit, um wie schon in den letzten beiden Jahren die "Sportfreunde des Nostradamus" in den Tiefen des Oberpfälzer Waldes aufzustöbern und im Gekröse unserer Opfertiere herumzustochern, den Flug der Schwalben zu analysieren und schließlich Tonnen von Blei zu vergießen.
Eine griechische Leichtathletin sorgt auf der Trabrennbahn für Furore (Foto: Chai)
Das Ergebnis wollen wir Ihnen freilich als nicht ganz ernst gemeinten Zweiteiler unmöglich vorenthalten. Von Folgendem werden Sie 2005 aber vielleicht an gleicher Stelle noch ausführlicher lesen.Januar
Zur Rettung der von der Existenz bedrohten Trabrennbahn in München-Daglfing wird aus Griechenland die Edelstute "Fani H." eingeflogen. Erst nach dem mit Trainer Giorgos P. im Sulky gewonnenen Rennen wird bei einer Dopingkontrolle festgestellt, dass es sich bei "Fani H." trotz der wehenden Mähne und des perfekten Trabstils um kein Rennpferd, sondern eine griechische Leichtathletin handeln muss.
Bundesverteidigungsminister Peter S. gibt die Produktion eines Werbespots mit der Russin Yelena I. in Auftrag. Der Beitrag steht unter dem Motto "Mein Weltrekord, mein Haus, meine Yacht, mein Auto". Die Zielgruppe der Motivationshilfe: die neuesten, prominenten ST-Kader-Mitglieder des DLV, die noch der Sportfördergruppe angehören. Man will so aufzeigen, dass man auch ohne Kaderzugehörigkeit und Bundeswehrgehalt ein wohlhabendes Sportlerleben führen kann.
Februar
Bei einem Hallen-Meeting in Sachsen demoliert ein Stabhochspringer aus Frust über den verpassten Sechs-Meter-Satz nicht nur die Latte, sondern steckt die Anlage in Brand. Als daraus ein beeindruckendes pyrotechnisches Spektakel resultiert, stellen sich die Zuschauer und Journalisten die bohrende Frage, ob es sich dabei um ein neues Veranstaltungskonzept oder einen gutmütigen Anschlag handelt. Die Meldung, der Athlet würde die Kosten für den aus seiner Zerstörungswut entstandenen Schaden übernehmen, heizt die Diskussionen zusätzlich an. Ein Bekennerschreiben geht aber auch in den Tagen danach nicht ein.
Bei ihrer Abschiedsgala in Karlsruhe fliegt die deutsche Weitspringerin Heike D. - angespornt durch die Konkurrentin Jackie J.-K. - sieben Meter weit. Es folgt der Rücktritt vom Rücktritt: "Jetzt will ich zum dritten Mal Olympiasiegerin werden!" Am nächsten Tag verkündet das schwangerne Blondie Susen T. über "Super Illu": "Ich will auch noch mal, ich hab noch nicht."
März
Der DLV erweitert das Vorbereitungsprogramm auf die WM in Helsinki. Um sich an die zu erwartenden ungewohnten Traditionen und Temperaturen im hohen Norden zu gewöhnen, steht nun dreimal täglich finnische Sauna auf dem Trainingsplan. Hyvä Suomi!
April
Die Griechin Ekaterini T. sorgt im Motorrad-Grand-Prix als neue Amazone für Aufsehen. Als sie am 10. April beim ersten Rennen in Jerez in der Zielkurve in Führung liegend stürzt, und auf den letzten Metern zu Fuß noch den dem Sieg entgegenrasenden Valentino R. überholt, wirft man ihr vor, sie hätte den Unfall doch nur vorgetäuscht, um...
Der brasilianische Marathonläufer Vanderlei de Lima gibt vor seinem Start in Hamburg bekannt: "Ich habe einen Selbstverteidigungskurs gemacht, werde den Marathon mit einer Notfallausrüstung antreten und außerdem von einem Sondereinsatzkommando begleitet." Später stellt sich heraus, dass die Beamten die Aufgabe unterschätzt haben, nach 15 Kilometern gibt der letzte von ihnen auf. Bei Kilometer 30 donnert Vanderlei de Lima die Notfallausrüstung in den Straßengraben und sprintet die restlichen Kilometer in einem solchen Tempo, dass ihn kein Störenfried mehr auf dem Weg zum Sieg stoppen kann.
Mai
Der deutsche 400-Meter-Läufer Jens D. bereitet sich auf die Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid ganz speziell vor. Sechs Wochen lang lauscht er jedem Wetterbericht, lauert auf jeden Wolkenbruch, um dann flugs auf der Stadionrunde mit dem nassen Element eins zu werden. Es lohnt sich später. Er trotzt im DM-Vorlauf einem plötzlichen Gewitterregen und qualifiziert sich im Finale mit einer Hundertstel Vorsprung für die WM in Helsinki.
Juni
Fußball-Bundestrainer Jürgen K. ist auf der Suche nach Verstärkungen für die DFB-Auswahl fündig geworden. Die Leichtathleten Nils S. und Sebastian E. werden in das Aufgebot für den Confederations Cup berufen. Nachdem sie beim ersten Training aber schon nach 800 Metern die auch von der Haarpracht der Läufer irritierten Bundesliga-Kicker um Oliver K. zweimal überrundet haben, müssen sich ihre neuen Teamkollegen allesamt psychologisch betreuen lassen. Deshalb schickt Jürgen K. die beiden Gastakteuere umgehend wieder zurück nach Frankfurt und Gelsenkirchen - offizielle Erklärung: zum Grundlagentraining mit dem Ball.
Regensburgs Zehnkämpfer Florian S. entschließt sich unmittelbar vor dem letzten Bewerb beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen, die 1.500 Meter auf allen Vieren zu bestreiten. Die bereits im Vorjahr geprobte Technik bewährt sich. Er erkämpft sich als drittbester Deutscher das WM-Ticket nach Helsinki. Der DLV lässt daraufhin prüfen, ob die Vierbeiner-Taktik bei der Weltmeisterschaft zu Protesten anderer Nationen führen oder ungewollte Nachahmer finden könnte. Die Tschechen Roman S. und Tomas D. sollen nämlich umgehend Videoanalysen durchgeführt haben.
Hinweis in eigener Sache: Aus Rücksicht auf die Flutkatastrophe in Südasien erscheint diese nicht ganz ernst gemeinte Jahresvorschau mit einer Woche Verspätung. Alle User, die schon darauf gewartet haben, bitten wir um Verständnis!