Frühstart - Die etwas andere Jahresvorschau (2)
Selbst die Arbeit für ein schnell-lebiges Medium wie das Internet bedarf einiger Planung. So war es für uns zum Jahreswechsel höchste Zeit, um wie schon in den letzten Jahren die "Sportfreunde des Nostradamus" in den Tiefen des Oberpfälzer Waldes aufzustöbern und im Gekröse unserer Opfertiere herumzustochern, den Flug der Schwalben zu analysieren und schließlich Tonnen von Blei zu vergießen.
JuliDiskuswerfer Robert H. aus B. hat für die DM in Ulm eine Sondergenehmigung für den Start als Hürdensprinter erhalten. Sensationell zieht er ins Finale an, muss dann aber auf Bahn acht seiner noch unausgereiften Technik Tribut zollen. Nach stundenlangen Protesten, Gegenprotesten und Videoanalysen wird, ist und bleibt er disqualifiziert. Daraufhin zerreißt er ein Trikot und wirft mit seinem Diskus einen neuen Weltrekord. Oder umgekehrt.
Das russische WM-Aufgebot wird mit über jeden Zweifel erhabenen Schachspielerinnen und Schachspielern aufgefüllt, nachdem sich die Anzahl der Sperren in den letzten neun Monaten verdreifacht hat. Damit sich die Brettkünstler im Luschniki-Stadion heimisch fühlen, wird der Rasen als Schachbrett aufbereitet.
August
Der deutsche Stabhochspringer Björn O. hat eine besondere Anreise zur WM gewählt. Er landet mit einer Cessna auf dem Roten Platz in Moskau und lässt sich von den Touristen feiern. Danach zieht er noch unbehelligt von den Resten des KGB von dannen und in seine Athletenunterkunft.
Nachdem die WM-Kampfrichter auf dem irritierenden Schachbrett-Rasen den Überblick über die vielen Wettbewerbe verloren haben und immer wieder für Verwirrungen sorgen, befördert man tags darauf die deutsche Hammerwerferin Betty H. und die deutsche Siebenkämpferin Lilli S. an die Spitze von Kampf- und Schiedsgericht. Von da an läuft alles reibungslos, wenn auch manchmal zur Sicherheit mit Maßband und gesundem Augenmaß. Die russischen Schachasse haben allerdings bis dahin schon fünf Goldmedaillen gewonnen.
Diskuswerfer Robert H. verliert beim Party-Hopping nach seiner WM-Titelverteidigung wieder seinen Rucksack und seine Akkreditierung. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit landet er nicht in der Moskauer U-Bahn, sondern auf dem Jaroslawler Bahnhof und dort in der Transsibirischen Eisenbahn. Eine Reise ins Ungewisse beginnt.
Eberstadt Teil zwei: Carlo T. ist wieder da. Er steigert seinen M55-Rekord im Hochsprung auf 1,90 Meter, die Massen jubeln ihm zu. Mit der Zigarette danach wird er das neue Testimonial einer bekannten Tabakfirma.
Eine Sitzblockade der weltbesten Hammerwerfer vor dem Athletenhotel des Diamond League-Finales in Zürich hat Erfolg. Meetingdirektor Patrick M. nimmt die Disziplin mit einer neuen Innovation in das Programm auf. Geworfen wird nicht im Stadion, sondern an der Promenade in den Zürichsee. Die Hämmer werden dabei mit einer besonderen Pyrotechnik ausgestattet und geben auf dem Weg über dem Wasser einen Feuerschweif, der dann mit einer spektakulären Explosion im kühlen Nass erlischt.
September
Robert H. ist über Vladivostock auf rätselhafte Weise in Peking angekommen. „Bild“ berichtet exklusiv über die Odyssee. Ehe er den Rückflug nach Berlin antritt, beantragt er höchst vorsorglich schon einmal seine WM-Akkreditierung für 2015 - in doppelter Ausfertigung.
Oktober
Die Organisatoren des Frankfurt-Marathon lassen sich eine neue Innovation einfallen. Sie wollen einen Weltrekord im Kühlschrank ins Guiness-Buch der Rekorde bringen. Die gesamte Strecke wird vereist. Auf Schlittschuhen sind die Kenianer aber ohne Chance. Die witterungsmäßig auf alles vorbereitete Regensburgerin Corinna H. kommt bei ihrem Marathondebüt mit den Bedingungen am besten zurecht und ist noch vor den Männern im Ziel. Der Guiness-Eintrag wird sofort beantragt.
Beim DLV-Verbandstag wird ein neuer Vize-Präsident für die VVIP-Akquise gesucht. Ein Regensburger Jungfunktionär meldet sich sofort und übernimmt die Aufgabe voller Elan und Begeisterung.
November
Stabhochspringerin Martina S. hat im Herbst eine neue Leidenschaft entdeckt. Beim Bikini Bullriding auf dem Strip in Las Vegas zeigt sie sich von ihrer unbekümmerten und unerschütterlichen Seite. Sie stellt mit einer Lanze in der Hand alle Möchtegern-Models in den Schatten und räumt den ersten Platz samt Preisgeld von 100.000 US-Dollar ab.
Dezember
Nachdem sich Langstrecklerin Sabrina M. bei einem Straßenlauf selbst verballert hat, meldet sie sich zum Schießtraining an. Weil sie in ihrer Heimat obendrein noch beim Langlauf-Training auf Skiern entdeckt wurde, verkündet die „Bild“ exklusiv den Wechsel zum Biathlon.
Die Deutschen Hallen-Meisterschaften müssen in die Arena auf Schalke verlegt werden, da die VIP-Räumlichkeiten in den Leichtathletik-Hallen nicht mehr genug Platz bieten. Der Regensburger Jungfunktionär hat als Lobbyist nämlich ganze Arbeit geleistet und nicht nur die komplette IAAF- und EAA-Family, sondern auch den gesamten Bundestag sowie den Präsidenten des Leichtathletik-Verbandes auf Palau als Ehrengäste geworben.
Frühstart - Die etwas andere Jahresvorschau (1)