Frühstart! Die etwas andere Jahresvorschau (2)
Selbst die Arbeit für ein schnell-lebiges Medium wie dem Internet bedarf einiger Planung. So war es für unsere leichtathletik.de-Redaktion wenige Tage nach dem Jahreswechsel höchste Zeit, um wie schon in den letzten beiden Jahren die "Sportfreunde des Nostradamus" in den Tiefen des Oberpfälzer Waldes aufzustöbern und im Gekröse unserer Opfertiere herumzustochern, den Flug der Schwalben zu analysieren und schließlich Tonnen von Blei zu vergießen.
Guten Morgen! Eine DLV-Sprinterin freut sich über die weltmeisterlichen Ausschlafzeiten (Foto: Chai)
Das Ergebnis wollen wir Ihnen freilich als nicht ganz ernst gemeinten Zweiteiler unmöglich vorenthalten. Von Folgendem werden Sie 2005 aber vielleicht an gleicher Stelle noch ausführlicher lesen.Juli
Kurz bevor der IAAF-Kongress die Nationenwechselregularien verschärfen kann, schlagen die Ölscheichs Katars noch einmal zu. 340 Athleten werden für ein monatliches Salär von 1.000 US-Dollar auf Lebenszeit verpflichtet. Unter den Packages, die von gewieften Managern geschnürt wurden, waren so klangvolle Namen wie die Hochspringer Patrik S., Stefka K. und Dwight S. oder die Sprinter Carl L., Leroy B. und Butch R.! Nachdem Katar aber keine Mannschaft zur nächsten Senioren-WM entsenden will, werden 339 Verträge wieder umgehend aufgelöst. Lediglich die Deutsch-Französin Melanie S. kann glaubhaft nachweisen, dass sie noch nicht älter als 40 Jahre ist.
August
Die deutsche Sprinterin Sina S. frohlockt beim Anblick des Zeitplans der WM in Helsinki. Die 100-Meter-Vorläufe finden erst am Nachmittag statt. "Dann kann ich ja endlich mal ausschlafen", freut sie sich.
Neutrale Beobachter wundern sich über den hohen Frauenanteil unter den Zuschauern bei der Eröffnungsfeier der WM in Helsinki. Doch als Skandinaviens heimlicher Superschwarm aus Belgien, Helmut Lotti, die Bühne betritt, um die finnische Nationalhymne zu schmettern, geht ihnen ein Licht auf. Die Massen toben, die Leichtathleten verlassen völlig unbemerkt das Olympiastadion. Um keinen Zuschauereinbruch zu erleben, muss Helmut Lotti auch an den nächsten WM-Tage auf die Bühne, jeden Sieger auf der Ehrenrunde begleiten und dabei seinen Verehrerinnen Handküsse zuwerfen.
Die deutschen Hammerwerferinnen Betty H. und Susi K. sorgen bei der WM in Helsinki mit ihren neuesten Wettkampfröckchen für neugierige Blicke bei den männlichen Zuschauern und endlosen Neid unter den Konkurrentinnen. Nicht nur, dass sich die Olympiasiegerin Olga K. beim russischen Geheimdienst beklagt, warum man ihr das nicht vorher gesagt hätte. Nein, die Münchner Nobeldiskotheken unterbreiten den beiden Weitenjägerinnen ein Fünf-Jahres-Angebot als Go-Go-Girls, um das schleppende Geschäft wieder anzutreiben. Dafür soll extra ein Hammerwurfring auf der Tanzfläche gebaut werden.
September
Der Weltverband gibt auf. Er konnte die originalen Staffel-Gold-Medaillen von der WM in Edmonton nicht auftreiben. Als Schadensersatz bekommen nun bei der Neuauflage des ISTAF in Berlin die DLV-Sprinterinnen Melanie P., Gabi R., Birgit R. und Marion W. von einem kanadischen Bärenjäger handgeschnitzte Faksimile überreicht und außerdem einen Gutschein, um diese beim Münchner Star-Goldschmied Hans L. selbst vergolden lassen zu können.
Der Weltverband IAAF führt im Rahmen des World Athletics Final in Monaco als neue Attraktion einen Karaoke-Wettbewerb durch. Sabrina M. aus Deutschland und Carolina K. aus Schweden gewinnen mit ihren Beiträgen "I'm a big, big girl in a big, big world" und "Ich will Spaß, ich will Spaß".
Oktober
Beim einem Casting des Fersehsenders ARTE für eine Dokumentation der Olympischen Spiele 1988 in Seoul setzt sich überraschend der Grieche Kostas K. gegen den früheren bayerischen 400-Meter-Meister Sebastian B. durch. Die Produzenten sind, nachdem sie die Ergebnisse der Dopingkontrollen in Händen halten, endlos begeistert: "Der Junge hat sich gezielt vorbereitet."
November
Die US Anti-Doping-Agentur spricht ein neues Rekordstrafmaß aus. Die inzwischen vergessene Marion J. wird ohne vorherige positive Dopingprobe lebenslänglich gesperrt. Außerdem wandert sie auf Betreiben von US-Präsident George W. B. für fünf Jahre hinter Gitter, weil sie einen Lügendetektor an der Nase herumgeführt hatte. Filmemacher Michael M. findet das eine schreiende Ungerechtheit der Politik und beginnt mit einem gewissen Tim Mo. in der Hauptrolle mit den Dreharbeiten für "THG 9,11". Erstaunlicherweise schadet das aber nicht dem Ansehen des Staatsoberhaupts.
Deutschlands Schnellster beim Journalistenlauf über 800 Meter bei der WM 2003 in Paris, Christian K., kündigt große Zukunftspläne an: "Ich ziehe auf eine Berghütte mit regelmäßig Schnee. Von dort surfe ich dann hin und wieder zu leichtathletik.de, schmunzele über die Entwicklungen der Sportart, diskutiere im Forum unter dem Alias 'Frank H.' und laufe selbst Marathon. Da ich auf einer Berghütte wohne, habe ich das allerbeste Höhentraining. Mit 94 werde ich dann Marathon-Weltrekordler für meine Altersklasse und löse den Brit-Inder ab, der mit 93 Jahren noch ein Rennen gemacht hat."
Dezember
Mathematikgenie und Stabhochspringer Tim Ma. will seinen erfolglosen Kollegen auf die Sprünge helfen und das Kopfrechnen erleichtern. Er lässt einen Rechenschieber patentieren, an dem man bei jeder Höhe Härte des Stabes und den Ständerabstand ablesen kann. Beim Kampfgericht in Athen soll das Hilfsgerät als gegenseitiges Weihnachtsgeschenk schon reißenden Absatz gefunden haben.
Januar
Fünf Lesern, zwei Journalisten und einem DLV-Funktionär gefällt diese Vorschau allen Ernstes und sie kündigen daraufhin ihr Abo des "Athletik-Magazins".
Hinweis in eigener Sache: Aus Rücksicht auf die Flutkatastrophe in Südasien erscheint diese nicht ganz ernst gemeinte Jahresvorschau mit einer Woche Verspätung. Alle User, die schon darauf gewartet haben, bitten wir um Verständnis!