Fünfter Gugl-Sieg für Tim Lobinger
Für Stabhochspringer Tim Lobinger bleibt Linz ein gutes Pflaster. Der Kölner holte sich am Dienstagabend vor rund 10.000 Zuschauern mit 5,70 Metern seinen fünften Sieg bei der Veranstaltung in Österreich: "Ich springe und gewinne gerne in Linz. Das ist eine Anlage, auf der man eine Chance auf sechs Meter hat." Für die beste Leistung des kühlen Leichtathletik-Abends sorgte der kubanische Hürdensprinter Dayron Robles mit seiner Spitzenzeit von 13,05 Sekunden.
Tim Lobinger trotzte in Linz den widrigen Bedingungen (Foto: Chai)
Die 20. Jubiläumsausgabe des Gugl-Meetings fiel insgesamt aber bescheidener aus als geplant. Dreispringerin Yargelis Savigne (Kuba) war neun Tage nach Ende der Titelkämpfe in Osaka (Japan) als einzige der angekündigten frischgebackenen Einzel-Weltmeister übrig geblieben, die den Weg nach Oberösterreich gefunden hatte.Der frühzeitig angekündigte Weitspringer Irving Saladino (Panama) traf in Linz ebenso wenig ein wie Kugelstoßerin Valerie Vili (Neuseeland) und Speerwerferin Barbora Spotakova (Tschechische Republik), die kurzfristig wegen einer Ellbogenverletzung verzichtete, aber noch auf ihre Starts beim DKB-ISTAF in Berlin (16. September) und beim Weltfinale in Stuttgart (22./23. September) hofft.
Nicht nur die wenigen wirklich klangvollen Namen, sondern auch das nasskalte Wetter mit Regen und Temperaturen nur etwas über 10 Grad sorgte dafür, dass das Stadion in der Sportstadt nur zur Hälfte gefüllt war. Den Leistungen der übrig gebliebenen Top-Athleten tat das zu Beginn der Veranstaltung zunächst keinen Abbruch.
Dayron Robles sensationell schnell
Der Kubaner Dayron Robles zauberte dem Regen trotzend in 13,05 Sekunden ein angesichts der äußeren Bedingungen geradezu sensationelles Rennen auf die blaue Bahn, nach dem kein Geringerer als der begeisterte Meeting-Direktor Percy Hirsch mit dem WM-Vierten auf eine Ehrenrunde ging. "Der zweite Sieg in Linz, das ist ein Riesenfeeling für mich", sagte der 20-Jährige, der nur fünf Hundertstel über seiner Bestleistung geblieben war, nach dem neuen Meetingrekord. Die alte Hausmarke stand bei 13,06 Sekunden und wurde seit 1992 vom Kanadier Mark McKoy gehalten.
Im Hürdensprint der Frauen war wie im letzten Jahr Perdita Felicien vorne. Die Vize-Weltmeisterin aus Kanada, die für die Veranstaltung auch als Covergirl fungierte, gewann in 12,73 Sekunden mit einer Zehntel Vorsprung auf die Jamaikanerin Vonette Dixon. "Ich bin angesichts des Wetters wirklich sehr froh über die Zeit. Ich hoffe, dass ich nun mit Brüssel, Berlin und Stuttgart als nächste Wettkämpfe vielleicht eine Serie starten kann. Linz sollte der Anfang dafür sein."
Ein deutsches Quartett stellte sich im Stabhochsprung, der wegen des Regens erst verspätet beginnen konnte, vor. Bei immer noch widrigen Bedingungen hatten die Athleten sichtlich Mühe, sich zurechtzufinden. Drei Springer, darunter auch der Olympiasieger Tim Mack (USA), lieferten dementsprechend auch bei der Einstiegshöhe von 5,30 Metern einen "Salto Nullo" ab.
Diskussionen um die Hand Tim Lobingers
Der Leverkusener Lars Börgeling war schließlich bei 5,50 Metern der erste Deutsche, der sich verabschiedete. Ihm folgten bei 5,60 Metern Alexander Straub (LG Filstal) und Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), der die vorausgegangenen Höhen jeweils erst im dritten Anlauf übersprungen hatte.
Der Russe Yevgeniy Lukyanenko kristallisierte sich schließlich als derjenige heraus, der einen schwarz-rot-goldenen Sieg des noch übrig gebliebenen Tim Lobinger (ASV Köln) vereiteln konnte. Der erst 22 Jahre alte WM-Sechste leistete sich erst bei 5,70 Metern, nachdem er zuvor 5,50 Meter übersprungen hatte, den ersten Fehlversuch. Ein weiterer bei dieser Höhe kostete ihm dann den Sieg, denn Tim Lobinger flog im zweiten Anlauf über die Latte, auch wenn es Diskussionen um den Versuch gab, nachdem der Wahl-Münchner die Hand zu Hilfe genommen hatte. Allerdings war die weiße Fahne des Kampfrichters nach oben gegangen. "Das war eine Tatsachenentscheidung", sagte Tim Lobinger entsprechend, "in der Zeitlupe hatte man aber schon gesehen, dass ich mit der Hand dran war."
Spaß und mangelnder Biss
Als Erfolgsrezept für seinen fünften Erfolg in Linz nannte der 35-Jährige "Spaß und mangelnden Biss". Er sei wirklich entspannt gewesen, was auch an dem verspäteten Beginn des Wettkampfs lag. "Der Tag war eigentlich schon durch. Wir haben in der Halle nebenan bereits wieder trainiert und dort 16 Läufe gemacht, als es plötzlich hieß, es hört auf zu regnen. Da musste ich erst dreimal tief durchatmen. Die Bedingungen waren dann aber schon brutal."
Über den dritten Platz durfte sich der Filstaler Alexander Straub (5,50 m) freuen. Er hatte erst am Vormittag, an dem er noch eine Prüfung schrieb, von seinem Startplatz in Linz erfahren und war dann fünf Stunden nach Österreich unterwegs. "Ich habe mich relativ sicher und fit gefühlt. Ich war trotz der Bedingungen noch motiviert, auch wenn es nicht so einfach war."
Den Dreisprung gewann standesgemäß die Weltmeisterin Yargelis Savigne, die damit neben Dayron Robles eine weitere Top-Leistung aus dem kubanischen Lager lieferte, mit 14,73 Metern aus dem zweiten Durchgang vor ihren früheren und inzwischen abgewanderten Landsfrauen Magdelin Martinez (Italien; 14,03 m) und Yamile Aldama (Sudan; 13,97 m). Im Weitsprung der Männer setzte der Jamaikaner James Beckford (8,06 m) die in Linz seit bereits 1990 andauernde Serie der Sieger mit Acht-Meter-Weiten fort.
Günther Weidlinger Vierter
Auf der Kugelstoßanlage war im Gegensatz zum letzten Jahr, als die gesamte Weltelite versammelt war, mit der Vize-Weltmeisterin Nadezhda Ostapchuk nur eine Top-Athletin in Linz präsent. Die Weißrussin bestimmte die Konkurrenz mit 19,43 Metern nach Belieben.
Die Zeiten, in denen österreichische Aushängeschilder wie die früheren Mittelstrecklerinnen Stephanie Graf und Theresia Kiesl die Zuschauer anlockten, schienen am Dienstagabend ebenfalls vorbei zu sein.
Alles hatte sich aus heimischer Sicht zum Abschluss auf den Auftritt den Hindernisläufers Günther Weidlinger fokussiert. Der bei der WM noch böse gestürzte Vorzeigeathlet der Alpenrepublik erarbeitete sich in 8:26,55 Minuten einen vierten Platz hinter drei Kenianern, die von Wesley Kiprotich (8:24,35 min) angeführt wurden.
Ergebnisse:
Männer
100m (- 0,4 m/sec):
1. Marc Burns (Trinidad & Tobago) 10,18, 2. Matic Osovnikar (Slowenien) 10,34, 3. Darvis Patton (USA) 10,36
400m:
1. Ato Modibo (Trinidad & Tobago) 46,35; 2. Clemens Zeller (Österreich) 46,56; 3. Rickey Harris (USA) 46,74
110m Hürden (- 1,2 m/sec):
1. Dayron Robles (Kuba) 13,05; 2. Serhiy Demydyuk (Ukraine) 13,32; 3. David Oliver (USA) 13,40
3.000m Hindernis:
1. Wesley Kiprotich (Kenia) 8:24,35, 2. Julius Nyamu (Kenia) 8:25,45, 3. Collins Kosgei (Kenia) 8:25,99, 4. Günther Weidlinger (Österreich) 8:26,55
Weitsprung:
1. James Beckford (Jamaika) 8,06, 2. Olexiy Lukasevich (Ukraine) 8,04, 3. John Moffitt (USA) 7,91
Stabhochsprung:
1. Tim Lobinger (ASV Köln) 5,70, 2. Yevgeniy Lukyanenko (Russland) 5,50, 3. Alexander Straub (LG Filstal) 5,50, 4. Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) 5,50, 5. Lars Börgeling (TSV Bayer 04 Leverkusen) 5,30
Frauen
100m (- 0,9 m/sec):
1. Sheri-Ann Brooks (Jamaika) 11,38, 2. Chandra Sturrup (Bahamas) 11,38, 3. Mikele Barber (USA) 11,43
200m (- 0,3 m/sec):
1. Lashauntea Moore (USA) 23,19; 2. Sheri-Ann Brooks (Jamaika) 23,40; 3. Joyce Maduaka (Großbritannien) 23,58
1.000m:
1. Erin Donohue (USA) 2:39,50, 2. Faith Macharia (Kenia) 2:39,67, 3. Svetlana Cherkasova (Russland) 2:39,88
3.000m:
1. Bizunesh Urgesa (Ethiopien) 9:25,23; 2. Mahlet Melese (Äthiopien) 9:27,10; 3. Lucie Sekanova (Tschechische Republik) 9:44,64
100m Hürden (- 1,3 m/sec):
1. Perdita Felicien (Kanada) 12,73; 2. Vonette Dixon (Jamaika) 12,83; 3. Angela Whyte (Kanada) 12,87
Dreisprung:
1. Yargelis Savigne (Kuba) 14,73, 2. Magdelin Martinez (Italien) 14,03, 3. Yamile Aldama (Sudan) 13,97
Kugelstoßen:
1. Nadezhda Ostapchuk (Weißrussland) 19,43
Speerwurf:
1. Mariya Abakumova (Russland) 59,36; 2. Barbara Madejczyk (Tschechische Republik) 57,61; 3. Oksana Gromova (Russland) 57,27