Für Ana Guevara hat der Olympia-Countdown begonnen
Der Countdown läuft! Ana Gabriela Guevara sitzt schon in den Startlöchern. Mit Raul Barreda, ihrem kubanischen Trainer, einem Arzt und einer Physiotherapeutin hat sie ich in Hermosillo, einem Urlaubsort im Norden Mexicos, niedergelassen. "Ich freue mich, dass ich wieder in Hermosillo bin", erklärte die 400-Meter-Spezialistin, die bei der WM in Paris nicht zu bremsen war in ihrem Elan, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Agence France Press", "hier beginnt meine Vorbereitung für die Sommerspiele." 2004 in Athen plant sie den großen Coup: Gold bei Olympia.
Ana Guevara konzentriert sich voll auf die Olympischen Spiele. (Foto: Kiefner)
Die Sombreros flogen durch die heiße Luft daheim in Mexiko, als Ana Guevara im "Stade de France" die wertvollste aller Medaillen holte, was vor ihr noch keiner Landsfrau gelungen war. Da kochte das Blut der Mexikaner, die an diesem historischen Tag eine riesige Fiesta feierten.Gewissheit, dass die nächste Niederlage kommt
In Griechenland will sie noch eins draufsetzen. "Ich konzentriere mich hundertprozentig auf die Olympischen Spiele", betonte Ana Guevara, "deshalb werde ich vorher auch nicht so viele Wettkämpfe bestreiten." Bereits in dieser Saison hatte sie sich rar gemacht in den europäischen Stadien, weil ihr ganzes Augenmerk auf die WM gerichtet war.
Die einstige Basketballerin krönte in Paris ihre Dominanz. Denn seit der Weltmeisterschaft 2001 in Edmonton, wo sie Dritte wurde hinter Amy Thiam Mbacke und Lorraine Fenton, blieb sie bis zum WM-Finale ungeschlagen in 22 Rennen über 400 Meter. "Ich bin auch nur ein Mensch und werde eines Tages eine Niederlage einstecken müssen", hatte Ana Guevara nach ihrem Auftritt im "Stade de France" und dem 23. Sieg in Serie kund getan, "bloß gut, dass es nicht ausgerechnet hier passiert ist." Mit der Favoritenbürde, die zentnerschwer auf ihren muskulösen Schultern lastete, war sie prima klar gekommen.
Die Verbesserung des Weltrekords ist "äußerst schwierig"
In Hermosillo will sie mit ihrem Clan bis Ende des Jahres verweilen. "Wir werden kräftig trainieren", sagte Ana Guevara, "und die Grundlage schaffen für die Saison 2004, wobei die Olympischen Spiele die wichtigste Etappe sind." Dank einer Bestzeit von 48,89 Sekunden bei ihrem Gold-Lauf in Paris gilt sie als erste Anwärterin auf das begehrte Edelmetall.
Einige trauen ihr in naher Zukunft sogar einen Weltrekord zu. Den hält seit 1985 die Rostockerin Marita Koch mit 47,60 Sekunden. Davon will Ana Guevara allerdings nichts wissen. "Es ist äußerst schwierig, diese Zeit zu erreichen", meinte sie voller Respekt im Februar dieses Jahres, als ihr in Havanna der Preis für die beste lateinamerikanische Athletin überreicht wurde, "ich will mich den 48 Sekunden nähern." Was ihr im WM-Endlauf endlich auch geglückt ist.
Eines Tages auch über 800 Meter
Auch die doppelt so lange Distanz, die 800 Meter, reizen sie langfristig. "Mein erstes Ziel ist der amerikanische Rekord." Den hält die Kubanerin Ana Fidelia Quirot mit 1:54,44 Minuten, während die Tschechin Jarmila Kratochvilova schon seit 1983 als Weltrekordlerin (1:53,43 min) geführt wird. "Das sind beachtliche Zeiten." Doch momentan widmet sie sich den 400 Metern. Da ist sie die Nummer eins auf diesem Erdball.
Alles andere, bemerkte Ana Guevara, sei Zukunftsmusik. Athen 2004 zählt! Dafür trainiert sie tagein, tagaus in Hermosillo. Hinterher, wenn diese Trainingsphase abgeschlossen ist, geht die 26-jährige Power-Frau, in die Höhe, wahrscheinlich auch daheim in Mexiko, wo sie so populär ist wie keine Sportlerin vor ihr.