Für Hannes Kirchler ist Kienbaum das Paradies
Hannes Kirchler hat einen Traum. Der sechsmalige Italienische Meister im Diskuswerfen will sich erneut für Olympia qualifizieren. Dafür geht er ungewöhnliche Wege. Der Meraner ist soeben von einem zehntägigen Trainingslager mit dem zweimaligen Weltmeister Robert Harting (SCC Berlin) zurückgekehrt.

Hannes Kirchler war Olympia-, WM- und EM-Teilnehmer. Um auch bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) dabei zu sein, lässt er nichts unversucht. Dank seiner persönlichen Freundschaft zu Weltmeister Robert Harting, mit dem er seit 2007 in ständigem Kontakt ist, durfte Hannes Kirchler jetzt zwei Wochen lang bis zum 4. Februar im ehemaligen DDR-Leistungszentrum in Kienbaum bei Berlin mittrainieren.
"Jetzt weiß ich auch, wieso die Deutschen so erfolgreich sind. Trainingsmethodik und Strukturen sind bis ins kleinste Detail durchdacht. Den Athleten fehlt es an nichts", schwärmt Hannes Kirchler. Dazu zählen windgeschützte Wurfhäuser und eigene Hallen, wo Diskuswerfer auch im Winter trainieren können.
Ungewohnte Kältekammer
Hannes Kirchler fühlte sich wie im Paradies. Am ungewöhnlichsten war mit Sicherheit die Kältekammer. Die sogenannte Kryotherapie war ursprünglich für Rheumapatienten gedacht. Sportlern soll sie beispielsweise zur schnelleren Regeneration dienen.
"Sich in Badebekleidung, mit Handschuhen, Mütze, Schuhen und Mundschutz zwei Minuten lang in einer Kammer bei minus 110 Grad Celsius zu bewegen ist gewöhnungsbedürftig aber durchaus auszuhalten", erzählt Hannes Kirchler. Einziger Wermutstropfen des Trainingslagers in Kienbaum war eine Ischiasnerv-Entzündung, die aber inzwischen fast abgeklungen ist.
Der Gegenbesuch von Robert Harting ist auch schon geplant. Der Weltmeister wird mit seinem Team und Hannes Kirchler vom 31. März bis 14. April im Verbandstrainingszentrum in Tirrenia trainieren.
Jagd nach dem Olympiaticket
Anschließend fährt Hannes Kirchler für 20 Tage (17. April bis 8. Mai) nach San Diego in Kalifornien (USA), um dort mit einigen der weltbesten Diskuswerfer zu trainieren und Wettkämpfe zu bestreiten. Der Carabiniere finanziert sich seine Trainingsaufenthalte aus eigener Tasche, um sich den Traum von Olympia zu verwirklichen.
65 Meter sind dafür gefordert. Diese Weite hat Hannes Kirchler im Jahr 2007 schon einmal übertroffen. Im Vorjahr schleuderte er den Diskus immerhin auf 63,58 Meter. "Ich weiß, dass ich es drauf habe", sagt der Südeuropäer. Seine wieder gewonnene Selbstsicherheit ist auch auf das Mentaltraining mit der ehemaligen Hürdenläuferin und Sportpsychologin Monika Niederstätter zurückzuführen, mit der er seit dem Vorjahr zusammenarbeitet.
Der Kampf um das Olympiaticket beginnt im Frühjahr. Die EM (A-Norm 63 m) vom 27. Juni bis 1. Juli in Helsinki (Finnland) ist für Hannes Kirchler eher zweitrangig. "Die EM ist sozusagen Plan B, falls es mit Olympia nicht klappen sollte. Aber natürlich möchte ich auf dem Weg zu Olympia auch die EM bestreiten."