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Für Pierre-Ambroise Bosse geht's jetzt um EM-Gold

Pierre-Ambroise Bosse kommt um diese Favoritenrolle nicht mehr herum: Am Freitag hat sich der Franzose beim Diamond League-Meeting in Monaco über 800 Meter als Zweitplatzierter mit einer Weltklassezeit von 1:42,53 Minuten die Position des heißesten Goldkandidaten für die EM in Zürich (Schweiz) erlaufen.
Christian Fuchs

Die Emotionen danach waren greifbar. "Das ist ein ganz großer Tag für mich", stellte er mit Stolz nach seinem neuen französischen Rekord fest, "ich hatte diese Zeit nicht erwartet. 1:42, das ist unfassbar." Das Stadion Louis II. erwies sich einmal mehr als das ideale Pflaster für den erst 22-Jährigen: "Das ist eine magische Bahn." Dass er dort etwas Großes vollbringen und den Landesrekord knacken kann, spukte schon vorher bei ihm im Hinterkopf herum.

Nicht ohne Grund: Bereits im letzten Jahr brachte er in Monaco seine alte Bestzeit von 1:43,76 Minuten auf die Bahn. Jetzt steigerte sich Pierre-Ambroise Bosse um mehr als eine Sekunde. In der ewigen europäischen Bestenliste liegt er auf Platz vier. Schneller waren nur der gebürtige Kenianer Wilson Kipketer (Dänemark; 1:41,11 min), die britische Legende Sebastian Coe (1:41,73 min) und der Athen-Olympiasieger Yuriy Borzakovskiy (Russland; 1:42,47 min).

Mehdi Baala unter den ersten Gratulanten

Dass der bisherige französische Rekordhalter Mehdi Baala zu den ersten telefonischen Gratulaten von Pierre-Ambroise Bosse gehörte, zeigt den Respekt, den sich der neue Mittelstrecken-Star in seinen wenigen Karrierejahren schon erlaufen hat. Und auch, welch großes Husarenstück ihm tatsächlich gelungen ist. Die nächsten Erfolge und schnellen Zeiten scheinen vorprogrammiert zu sein.

Im Nachwuchsbereich konnte sich der 1,86 Meter große Athlet auch schon zwei Titel sichern und auf sein taktisches Feingespür vertrauen. 2011 wurde er in Tallinn (Estland) U20-Europameister, zwei Jahre später legte er in Tampere (Finnland) den U23-EM-Erfolg nach. Dazwischen schaffte er es als Dritter der EM in Helsinki (Finnland) bereits bei den Großen auf das Treppchen und zum ersten Mal nahm eine breitere Öffentlichkeit von ihm Notiz.

Pierre-Ambroise Bosse als Top-Favorit zur EM

Im letzten Jahr reichte es für Pierre-Ambroise Bosse bei der Weltmeisterschaft in Moskau (Russland) für den Finaleinzug und zu Platz sieben. Damit lag er als Sechster der Weltjahresbestenliste 2013 zwar im Soll, für jene Überraschung, die ihm einige zugetraut hatten, konnte er aber nicht sorgen. Immerhin blieben aber neue, ungemein wichtige Erfahrungen auf dem allerhöchsten Weltniveau.

Danach kurierte er erst einmal kleinere Verletzungsprobleme aus und stieg mit etwas Verspätung in das Wintertraining ein. Die Hallensaison ließ er entsprechend fast komplett links liegen und legte stattdessen den Fokus auf ein Trainingslager in Südafrika. Pierre-Ambroise Bosse kannte sein großes Ziel in diesem Sommer. Jetzt hat er die EM fest vor Augen.

Braunschweig als Lehre

Sollte er sich im August in Zürich auf den zwei Stadionrunden durchsetzen, dann wäre das längst keine Überraschung mehr, sondern die logische Konsequenz aus dem jüngsten Auftritt und seinem beeindruckenden Niveau.

Allerdings muss der Franzose erst mit dem neuen Druck klarkommen, der zwangsläufig auf ihm lasten wird. Schließlich ist er auch der zweitschnellste 800-Meter-Läufer weltweit in dieser Saison hinter dem Monaco-Sieger Nijel Amos (1:42,45 min) und damit eindeutig der Gejagte.

Doch Pierre-Ambroise Bosse ist vorgewarnt. Er will mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Vor allem den enttäuschenden vierten Platz bei der Team-EM in Braunschweig nimmt er als Lehre mit nach Zürich: "Das werde ich nicht vergessen." Demut und Respekt vor den Gegnern sind nicht die schlechtesten Begleiter, wenn es darum geht, eine bereits jetzt beeindruckende Saison tatsächlich zu vergolden.

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