Funkenschlag per Chip im Schuh
Ob in Berlin, New York oder Boston (beide USA) die Organisatoren der großen Marathonläufe vertrauen bei der Zeitnahme alle auf Radio Frequency Identification (RFID). Der RFID-Transponder sorgt dabei per Funk für eine exakte und fehlerfreie Zeitmessung. Mit den Firmen "ChampionChip" und "Bibchip" buhlen zwei große Anbieter um die Gunst der Laufszene.
Ein bunter Chip sorgt für die genaue Zeit (Foto: Chai)
Gemein haben sie beide die gleiche Technik. Herzstück des so genannten passiven Transponders (passiv da keine eigene Energieversorgung) ist ein Chip, der die Registrierungsnummer des Sportlers enthält. An einem Messpunkt zum Beispiel im Ziel oder Start, wird der Chip (durch Induktion) mit Energie versorgt. Dadurch kann er seine Daten an eine Antenne "funken" und eine genaue Zeit liefern. Erfasst wird dies mit einem Computer, der damit exakte und schnell verfügbare Ergebnislisten erstellt.Das System beschränkt sich natürlich nicht nur auf Messpunkte im Start- und Zielbereich, sondern es können auch Zwischenzeiten bestimmt werden. Somit kann man von zu Hause aus verfolgen – per Internet oder SMS-Service – wie sich der private Favorit schlägt. Dies ist nicht der einzige Vorteil der modernen Technologie.
Auch Betrügern lässt sich damit auf die Schliche kommen, wie Jörg Mika von der Firma "mika timing" zu erzählen weiß: "Wir können damit genau sehen, wie ein Läufer unterwegs ist. Wenn jemand beispielsweise für die erste Hälfte eines Marathons zwei Stunden benötigt und für die Zweite dann deutlich weniger, nehmen wir ihn in Absprache mit dem Veranstalter aus der Ergebnisliste. Er wird sich gut überlegen, ob er ein zweites Mal schummelt und damit riskiert wieder nicht in der Wertung zu landen."
Gleiche Bedingungen für alle
Große Marathonläufe wie Berlin hatten früher das Problem, eine exakte Zeitmessung für alle Starter zu gewährleisten. Läufer im hinteren Teil des Feldes haben manchmal erst nach einer halben Stunde die Startlinie überquert, mit dem RFID-Verfahren wird die Zeitnahme für jeden gleich ausgelöst.
Bei den meisten Läufen in Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen dabei die "Einweg"-Chips von "Bibchip", einer in München ansässigen Firma, zum Einsatz. Dieser wird an der Rückennummer angebracht und wird vom Veranstalter nur für die Dauer des Rennens zur Verfügung gestellt und kann im Anschluss entsorgt werden.
Erstmals 1994 im Einsatz
Auf eine mehr als zehnjährige Erfahrung kann der niederländische Anbieter "ChampionChip" zurückblicken. Geschützt durch ein Plastikgehäuse wird der Transponder meistens am Laufschuh befestigt. Seine Premiere feierte der "ChampionChip" schon 1994 beim Berlin-Marathon, und er findet heute seine Verbreitung bei mehreren tausend Sportveranstaltungen weltweit.
In der Herstellung teurer, kostet er dem Läufer entweder einen einmaligen Anschaffungspreis (28 Euro) oder eine Pfandgebühr, die im Vorfeld zu bezahlen ist. Durch das Einsammeln der Chips im Zielbereich und dem Auszahlen der Kaution entstehen zahlreiche Nebenkosten, die Veranstalter von kleineren Laufveranstaltungen oftmals zum preiswerteren "Bibchip" greifen lassen. Da "ChampionChip" bei fast allen großen Läufen verwendet wird, lohnt sich die Anschaffung für denjenigen, der bei diesen öfters startet.
Aber ob "Bibchip" oder "ChampionChip", beide Systeme liefern zuverlässige Zeiten und sorgen für den richtigen "Funkenschlag" zwischen Läufer und Messpunkt.