| 60-jähriges Bestehen

Gala-Abend des LC Rehlingen: Eine Zeitreise durch die Vereinsgeschichte

Der LC Rehlingen hat am Samstag zum Saisonende sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Das Programm des fast fünfstündigen Gala-Abends mit vielen Ehrengästen war dabei eine Zeitreise durch sechs Jahrzehnte der Vereinsgeschichte. In der Festrede erinnerte sich auch 400-Meter-Hürden-Ikone Harald Schmid an seinen ersten Besuch.
Manuel Keil

Viele aktuelle und ehemalige Topathleten sind der Einladung des LC Rehlingen gefolgt. Der LC-Vorsitzende Thomas Klein konnte bei seiner Eröffnungsrede rund 800 Gäste in der Kultur- und Sporthalle in Rehlingen begrüßen. Grund zu feiern gab es reichlich, denn 2017 war nach neun internationalen Einsätzen eigener Athleten sowie zwei Silbermedaillen durch Langsprinterin Laura Müller bei der U23-EM und Platz sechs mit der 4x400-Meter-Staffel bei der WM in London (Großbritannien) das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte.

Der LC Rehlingen steht aber wie kaum ein anderer Verein im Saarland nicht nur für den Leistungssport, sondern auch für sein breites Angebot im Kinder- und Jugendbereich inklusive einem Zirkusprojekt. Darüber hinaus ist er auch im Gesundheitsbereich aktiv und bietet spezielle Programme für ältere Menschen und eine integrative Trainingsgruppe an, wofür er schon mehrfach ausgezeichnet wurde.

Strahlkraft Rehlinger Pfingstsportfest

Überregional ist der LC Rehlingen vor allem durch sein internationales Pfingstsportfest bekannt, das Jahr für Jahr Weltklasseathleten und mehrere Tausend Zuschauer ins Bungertstadion lockt. Das war auch der Anlass für den ersten Besuch von Harald Schmid in der heute 16.000 Einwohner zählenden Gemeinde. In seiner Festrede erinnerte er sich daran, wie er Anfang der 80er vom damaligen Präsidenten und Meetingdirektor Lutwin Klein kontaktiert wurde. Gerne wäre er natürlich auf seiner Paradestrecke gestartet, musste aber stattdessen die 400 Meter laufen.

„Wir haben keine Hürden“, wurde Harald Schmid vorab informiert. „Was muss das denn bitte für ein Dorf sein. Wo komme ich da bloß hin“, beschrieb er dem lachenden Publikum seine Gedanken von damals. Dieses Dorf und sein ambitionierter Verein hinterließen aber einen bleibenden Eindruck, so dass der fünffache Europameister selbst nach seiner sportlichen Karriere noch mehrmals zu Gast war. So leitete er gemeinsam mit dem Franzosen Stéphane Diagana, der ihn als Europarekordler über 400 Meter Hürden abgelöst hatte; auch einen internationalen „Kinder stark machen“-Workshop in Rehlingen.

Zukunftsmotto: „Wir haben keine Hürden“

Für die Zukunft gab Harald Schmid den Rehlingern mit auf den Weg sich nicht auf der erfolgreichen Vergangenheit auszuruhen. Der Verein müsse ein Begegnungsort bleiben, wo Freundschaften entstehen, wo Menschen gemeinsam Sport treiben, Kommunikation pflegen und Spaß haben. „Dies motiviert für den ehrenamtlichen Einsatz. Verliert das nicht“, plädierte er für das Erfolgsgeheimnis. Das passende Motto „Wir haben keine Hürden“ habe der Verein ja schon lange.

Eine frohe Kunde für die Zukunft gab es schon in der Begrüßungsrede von Sportminister Klaus Boullion. Der Vorsitzende der Sportministerkonferenz der Länder informierte, dass der Standort Rehlingen als Nachwuchsleistungszentrum durch den Bau einer Halle mit Laufschlauch und Sprunganlagen weiter gestärkt werden soll. Die Kosten des Drei-Millionen-Projektes würden zu 85 Prozent vom Land übernommen.

Zeitreise durch die Vereinsgeschichte

Höhepunkt des Gala-Abends war aber der Rückblick auf die Geschichte und Erfolge des LC Rehlingen. Lutwin Jungmann führte das Publikum mit Bildern und Anekdoten aus dem Vereinsarchiv in sechs Etappen durch eine Zeitreise der vergangenen Jahrzehnte. Unterstützt wurde er von ZDF-Sportreporterin Anja Fröhlich, die im LC Rehlingen groß geworden und bis zum Alter von 19 Jahren selbst dort aktiv war. Sie entlockte den Gästen am Mikrofon zahlreiche Erinnerungen alter Tage.

Die Zeitreise des LC Rehlingen begann am 29. Mai 1957 im Gasthaus Ortstein, wo Curt Jakobs von 22 Gründungsmitgliedern zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Er wurde bei der Jubiläumsgala gemeinsam mit 15 weiteren Personen für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Unter seinem Vorsitz machte sich der Verein zunächst als Läuferhochburg einen Namen. Nur sechs Wochen nach der Gründung konnte der erste Saarlandmeistertitel gefeiert werden. Im folgenden Jahr übernahm Edwin Klein den Vereinsvorsitz.

Erstes internationales Sportfest im Jahr 1962

1962 konnte man sich über den ersten nationalen Nachwuchstitel freuen und veranstaltete im kurz zuvor gebauten Bungertstadion das erste internationale Sportfest. Dessen Erfolgsstory nahm 1967 mit dem Start von Laufstar Harald Norpoth Fahrt auf. Der Olympiazweite über 5.000 Meter von Tokio (Japan) stellte vor 1.500 begeisterten Zuschauern auf der Aschenbahn in 2:22,2 Minuten den bis heute gültigen Stadionrekord über 1.000 Meter auf. Im selben Jahr trug Speerwerfer Karl John als erster LC-Athlet das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Heute ist er immer noch als Trainer im Verein aktiv.

1968 lief DDR-Flüchtling Jürgen May im 1.500-Meter-Studentenlauf eine Weltjahresbestleistung. Laura Müller erinnerte in einer kleinen Showeinlage an die damalige Zeit, indem sie in ein Rehlinger Originaltrikot aus den frühen 60er Jahren schlüpfte, das noch in Handarbeit aus schwarzen Feinrippunterhemden hergestellt wurde. Im Jahr 1970 übernahm Ludwin Klein von seinem Bruder Edwin den Vereinsvorsitz und wurde in seinen 42 Amtsjahren unermüdlicher Motor des Vereins und Meetings.

Karl-Hans Riehm erinnert sich an seine Weltrekorde

1975 machte das Pfingstsportfest weltweit Schlagzeilen, als Karl-Hans Riehm im Hammerwurf vier Mal den Weltrekord auf letztlich 78,50 Meter steigerte und mit allen sechs Versuchen über der alten Rekordmarke blieb. „Das war eine Sensation. Ich wusste gar nicht, wie gut ich damals wirklich war. Spätestens seit 1980 wusste dann jeder, wo Rehlingen liegt“, schmunzelte Ehrengast Riehm und erinnerte an eine weitere Glanzstunde in Rehlingen. Bei der Einweihung der neuen Kunststoffbahn stellte Dietmar Mögenburg mit 2,35 Metern den Weltrekord im Hochsprung ein.

Nach jahrelangen Bemühungen gelang es Ludwin Klein 1984, dass erstmals DDR-Sportler beim Pfingstsportfest starten durften. Die Topathleten Thomas Munkelt, Udo Beyer, Sabine Busch, Dagmar Rübsam und Petra Felke bescherten dem Meeting eine Rekordkulisse. Bereits Mitte der 70er Jahre begann die Tradition der Ostertrainingslager in Frankreich. Seit 1993 zieht es den LC Rehlingen immer nach Sainte-Maxime, teilweise mit bis zu 260 Teilnehmern.

Andreas Ruth erster Rehlinger Olympiateilnehmer

Bis es erstmals ein eigener Athlet zu den Olympischen Spielen schaffte, musste der LC Rehlingen bis 1996 warten. Andreas Ruth kam in Atlanta (USA) in der 4x100-Meter-Staffel zum Einsatz. Bis heute wurden anschließend auch Shanta Ghosh, Bianca Kappler und Laura Müller zu Rehlinger Olympionikinnen. Sie wurden gemeinsam mit den bisherigen Deutschen Meistern des Vereins am Ende der Jubiläumsgala geehrt.

Den letzten Titel sicherte man sich eine Woche vor der Jubiläumsgala als Teil der „Equipe Saar“ bei der Team-DM der Senioren. In der W30-Mannschaft war dort auch die stellvertretende Ministerpräsidentin des Saarlandes Anke Rehlinger am Start. Unter ihrem Mädchennamen Moos hält sie bis heute den Saarlandrekord im Kugelstoßen. Da wo sie früher hingestoßen habe, könne sie heute zwar nur noch hinschauen, die Leichtathletik mache ihr aber immer noch Spaß, so dass sie auch im kommenden Jahr wieder dabei sein möchte.

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