Ganztagsschule - Bedrohung oder Chance?
Die wichtige Rolle, die der Sport in der Gesellschaft und bei der Entwicklung von Kindern spielt, ist unbestritten. Doch vielen der rund 90.000 Sportvereine in Deutschland fällt es immer schwerer Nachwuchs zu finden. Nun wird auch hierzulande die Ganztagsschule das Leben der Familien immer mehr bestimmen und die Zeit von Kinder- und Jugendlichen am Nachmittag beanspruchen. Stellt dies eine Bedrohung oder Chance für Sportvereine dar?

Die Runde auf dem Podium war prominent und fachkundig besetzt. Dagmar Freitag (Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages und DLV-Vizepräsidentin), Klaus Böger (Präsident des Landessportbundes Berlin), Elke Janke (Rektorin der Janusz-Korczak-Schule in Berlin), Bob Hanning (Geschäftsführer Füchse Berlin) und die Rehlinger Weitspringerin Bianca Kappler diskutierten.
Aus Begeisterung in die Vereine
Einig waren sich die Teilnehmer, dass die Entwicklung im Schulbereich eine Herausforderung für die Vereine darstellt. Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass die Ganztagsschulen auch als Chance genutzt werden können. „Die Schulen müssen sich öffnen und Vereine auf die Schulen zugehen. Dann kann man Synergien entwickeln“, sagte Bob Hanning, dessen Füchse mit Schulen in den Berliner Bezirken Reinickendorf und Spandau kooperieren. Rektorin Elke Janke bestätigte diese Einschätzung: „Ich kann nur darum bitten, dass die Vereine in die Schulen kommen. Wir werden sicher Wege für eine Kooperation finden.“
Anwesende Vertreter von Vereinen wiesen zu Recht auf die Probleme der Finanzierung sowie der Auslastung von Sportstätten hin. Dagmar Freitag warb für das Ehrenamt bei den Trainern und Übungsleitern. „Wir wollen diejenigen haben, die aus Begeisterung in die Vereine gehen“, sagte die Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses und DLV-Vizepräsidentin. Auch Bob Hanning verwies auf die Begeisterung mit der bei den Füchsen Studenten in der Nachwuchsförderung tätig seien.
Bianca Kappler baut auf Trainer
Bianca Kappler berichtete von ihrem eigenen Werdegang und wie sie den Unterschied zwischen Schulsport und Vereinssport erlebte. „Im Verein habe ich das gemacht, was mir Spaß macht. Und alle anderen hatten auch Spaß. Im Sportunterricht habe ich nie Lehrer gehabt wie die Trainer im Verein. Diese Leute müssen wir gewinnbringend ins Boot holen, dann kann das eine Supersache werden“, erzählte die Weitspringerin.
Dagmar Freitag verteidigte das Konzept der Ganztagsschule: „Bei allen Problemen, sind Ganztagsschulen das richtige Angebot für Kinder. Wir können das Rad nicht zurückdrehen und sollten die Herausforderung annehmen. Vereine vor Ort sollten mit den Schulen vor Ort zusammenarbeiten.“
Vereine sollen sich an Schulen wenden
Optimistisch zeigte sich Klaus Böger, Präsident des Landesportbundes Berlin (LSB), der als ehemaliger Bildungssenator der Hauptstadt beide Seiten gut kennt. Von den 400 Grundschulen in Berlin hätten bereits rund 250 Kooperationen mit Vereinen. Man fange in Berlin also nicht bei Null an.
Klaus Böger ermunterte die Vereine sich direkt an Schulen zu wenden: „Wir wollen ein zusätzliches sportliches Angebot machen. Ich bin überzeugt, das kann eine wichtige Rolle in der Erziehung spielen. Der Weg wird nicht immer einfach sein, auch einmal holprig. Doch wir können das packen. Am Ende siegt die Freude am Sport.“
Berliner Sportgespräch (Foto: DKB)