Gastgeber Russland in Moskau am stärksten
Gastgeber Russland war bei der Hallen-WM, die von Freitag bis Sonntag in Moskau stattfand, mit acht Titeln und insgesamt 18 Medaillen die stärkste Nation und konnte den erwarteten Zweikampf mit den USA (sieben Titel, 13 Medaillen) für sich entscheiden. Deutschland (ein Titel, drei Medaillen) kam im Medaillenspiegel auf Rang sechs.

Yelena Isinbayeva konnte die Hallen-WM nicht mit einem Weltrekord krönen (Foto: Chai)
So weltmeisterlich die russische Mannschaft auftrat, so zurückhaltend war das Publikum, das nur am Samstag- und Sonntagnachmittag in größerer Anzahl in der Olympia-Sportarena erschien. Zwar wurden die Leistungen der eigenen Athleten teilweise mit Standing Ovations gefeiert, aber die Hallensprecher hatten jede Menge Arbeit, um bei den Besuchern überhaupt den Ansatz einer echten Begeisterung zu erzeugen.Auch dass kein neuer Hallen-Weltrekord, die heißeste Anwärterin war dabei die russische Stabhochspringerin Yelena Isinbayeva, aufgestellt wurde, passte so insgesamt in das Bild der Veranstaltung, die von den Russen mit sehr viel Mühe, die es anzuerkennen gilt, aber vor allem im Wettkampfbetrieb selbst auch einigen Mängeln organisiert wurde. Diese Schwächen blieben dem Vernehmen nach auch auf höchster Ebene nicht verborgen, was noch am Wochenende für Ärger und Konsequenzen hinter den Kulissen gesorgt haben soll.
Insgesamt elf Entscheidungen fanden am Finaltag ohne deutsche Beteiligung statt.
Auf den 400 Metern verteidigte Alleyne Francique (Grenada; 45,54 sec) erfolgreich seinen Titel. Das gelang bei den Frauen der Russin Natalya Nazarova nicht. Die Russin lag eingangs der Zielgerade noch in Führung, dann platzten aber gleich alle Medaillenträume. Ihre Landsfrau Olesya Krasnomovets (50,04 sec) sprang in die Bresche.
Ohne russische Medaille für die Weltjahresbeste Olga Kotlyarova, die, nachdem sie zwischenzeitlich schon die Führung übernommen hatte, am Ende in 2:01,26 Minuten nur Fünfte wurde, endete das 800-Meter-Finale.
Wieder Maria Mutola
Der Weg war einmal mehr frei für Maria Mutola (Mozambique; 1:58,90 min), die ihren Titel erfolgreich verteidigte: "Mein siebter Hallen-WM-Titel ist etwas Besonderes für mich. Aber es war diesmal sehr schwer. Jetzt bin ich sehr motiviert für meine weitere Karriere. Am Montag fliege ich jetzt bereits weiter nach Melbourne zu den Commonwealth Games." Die Jamaikanerin Kenia Sinclair bestätigte als Zweite in einem neuerlichen Hallen-Landesrekord (1:59,54 min) den guten Eindruck aus dem Halbfinale.
Eine Hundertstel entschied im Männerrennen zwischen Sieg und Niederlage. Beinahe hätte dort der Kenianer Wilfred Bungei (1:47,15 min) durch seinen verfrühten Jubel noch Gold an den Titelverteidiger Mbulaeni Mulaudzi (Südafrika) verloren. Der russische Olympiasieger Yuriy Borzakovskiy (1:47,38 min) kämpfte dahinter vergeblich um mehr als Bronze.
Russischer Doppelsieg über 1.500 Meter
Auf den 1.500 Metern griff die Mitfavoritin Maryam Jamal (Bahrain), die letztlich in 4:05,53 Minuten Dritte wurde, ebenso wie die ambitionierte Französin Hind Dehiba zu früh an. Auf der letzten Runde konterten dann die beiden Russinnen Yuliya Chizhenko (4:04,70 min) und Yelena Soboleva (4:05,21 min), die bereits zu Anfang das Tempo gemacht hatten, und eilten zu einem russischen Doppelsieg, der keine Überraschung war. "Wir hatten eine taktische Marschroute, die aufging", sagte die Siegerin.
Kenenisa Bekele ließ über 3.000 Meter nichts anbrennen. Der Äthiopier untermauerte als Sieger in 7:39,32 Minuten in einem hochkarätig besetzten Feld seine Vormachtstellung im Langstreckenlauf und holte sich damit seinen ersten internationalen Hallentitel. "Indoorstarts sind neben den Freiluft- und Crossrennen eher Spaß für mich", erklärte er und damit auch, warum es so lange gedauert hatte, bis er unter Dach das Unternehmen Gold in Angriff nahm.
In den 4x400-Meter-Staffeln kam es zu keinen Überraschungen. Das US-Quartett (3:03,24 min) gewann bei den Männern ebenso wie im Frauenrennen die russische Formation (3:24,91 min).
Bitterer Durchgang für Concepcion Montaner
Der Frauen-Weitsprung war ein Drama für Concepcion Montaner. Die Spanierin sprang im sechsten und letzten Durchgang mit 6,76 Metern zwischenzeitlich auf Platz zwei, jubelte überschwänglich, aber dann doch zu früh. Unmittelbar danach verdrängten sie die Portugiesin Naide Gomes (ebenfalls 6,76 m) und die Freiluft-Weltmeisterin Tianna Madison (USA; 6,80 m) von den Medaillenrängen hinter der Russin Tatyana Kotova, die als erste Athletin in diesem Winter die sieben Meter, und zwar exakt, erreichte. Concepcion Montaner verließ mit Tränen in den Augen die Anlage.
Der Hochsprung entwickelte sich in Abstinenz der schwedischen Hallen-Weltrekordhalterin Kajsa Bergqvist zu einem Duell zwischen der Olympiasiegerin Yelena Slesarenko und der Kroatin Blanka Vlasic. Die Russin überquerte, nachdem das Duo 2,00 Meter gemeistert hatte, die 2,02 Meter im ersten Versuch. Danach ging es an die 2,04 Meter, die dann aber beide Springerinnen rissen, womit die Entscheidung gefallen war.
Das letzte Gold der Hallen-WM wurde im Dreisprung der Männer vergeben. Dort enttäuschte vor allem der Rumäne Marian Oprea (17,34 m; 4. Platz), der als Weltjahresbester mit der Ankündigung, den Hallen-Weltrekord attackieren zu wollen, angetreten war. Wie schon bei der letztjährgen Freiluft-WM in Helsinki war es wieder der US-Amerikaner Walter Davis, der mit 17,73 Metern, einer neuen persönlichen Bestleistung, im entscheidenden Moment seine Leistung brachte.
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