Gelungene Generalproben in Chemnitz
Sieben der 16 deutschen Athleten, die im Kader für die nahende Hallen-WM in Moskau (10. bis 12. März) stehen, nutzten am Freitagabend das Hallen-Meeting in Chemnitz, um eine Woche vor dem Auftritt auf russischem Boden die Form noch einmal zu überprüfen. Zu einem sehr großen Teil konnten sie mit zufriedenen Gesichtern die Heim- und Weiterreise antreten.

Ralf Bartels ist in bestechender Form (Foto: Chai)
Zwei davon, Kugelstoßer Ralf Bartels und 400-Meter-Läufer Ruwen Faller, wagen an diesem Wochenende sogar einen Doppelstart in ihren Einzeldisziplinen und reisen am Samstag über Dresden weiter zum Hallen-Europacup, der dann tags darauf in Lievin (Frankreich) stattfindet.Der Neubrandenburger Weitenjäger sorgte zu Beginn der Veranstaltung mit einer Weite von 21,12 Metern auch gleich für eine Spitzenleistung, mit der er die Organisatoren dafür belohnte, dass sie die Kugelstoßanlage für diesen Wettkampf von Leipzig nach Chemnitz geholt hatten.
Ralf Bartels und Petra Lammert bestätigen Niveau
"Die 21 Meter waren heute eher ein Muss", sagte Ralf Bartels, der am letzten Wochenende bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe mit seiner Steigerung auf 21,43 Meter für einen echten Kracher gesorgt hatte, "am Sonntag möchte ich in Lievin wieder in diesen Bereich stoßen." Der WM-Dritte war damit in der Männerkonkurrenz der dominierende Athlet, nachdem der Leipziger Peter Sack, der ihn zur Hallen-WM in Moskau begleiten wird, mit 19,77 Metern die 20-Meter-Marke nicht zu knacken vermochte.
Bei den Frauen konnte sich wie schon in Karlsruhe die Neubrandenburgerin Petra Lammert (19,08 m) gegen die Olympia-Zweite Nadine Kleinert (SC Magdeburg; 18,91 m) in einem engen Zweikampf behaupten. Bereits im dritten Versuch hatte die U23-Europameisterin, die sich damit an ihrem 22. Geburtstag selbst ein tolles Geschenk machte, die Vorzeichen auf Sieg gestellt.
Während Nadine Kleinert ihre Leistung als "Okay" bewertete und erklärte, dass sie "so gut drauf wie noch nie" sei, aber noch technische Probleme habe, sagte eine zufriedene Petra Lammert: "Ich bin froh, dass ich die 19 Meter stoßen und damit meine Leistung von letzter Woche bestätigen konnte. Damit sieht man, dass das kein Ausrutscher war."
An den acht Metern gekratzt
Paralympics-Sieger Wojtek Czyz (TV Wattenscheid 01) gehörte im Weitsprung-Wettkampf zu den Athleten, denen die Sympathien zuflogen. Bereits im ersten Versuch stellte er den Hallen-Weltrekord in seiner Behindertenklasse auf 6,38 Meter.
In der Spitze sprangen die Männer um einen Hauch an der 8-Meter-Marke vorbei. Der Ire Ciaran McDonagh siegte aufgrund des besseren zweiten Sprungs vor dem Jamaikaner James Beckford (beide 7,99 m).
Der Weitsprung der Frauen stand ganz im Zeichen der Hallen-Europameisterin Naide Gomes. Mit drei ihrer vier gültigen Versuche, der weiteste davon wurde mit 6,48 Metern gemessen, hätte die Portugiesin den Wettkampf gewonnen.
One-Man-Stechen
Im Stabhochsprung war eigentlich ein Stechen zwischen dem Kölner Tim Lobinger und dem Leverkusener Lars Börgeling, die beide 5,70 Meter überflogen hatten, notwendig. Das wurde aber zur One-Man-Show von Tim Lobinger, weil sein Gegenüber wegen leichter Achillessehnenbeschwerden und seines morgigen Starts in Bad Oeynhausen auf seine weiteren Versuche verzichtete.
Der frühere Hallen-Weltmeister, der zur besseren Vorbereitung auf die Hallen-WM in dieser Woche weitere Starts in Tallinn und Bad Oeynhausen absagte, überflog aber der Papierform wegen letztlich erneut 5,70 Meter und sicherte sich so den alleinigen Meetingsieg: "So lange ich springen darf, gebe ich keinen Wettkampf verloren."
Olusoji Fasuba wieder schnell
Wie schon im Vorjahr war der Nigerianer Olusoji Fasuba der herausragende Sprinter. Im Vorlauf legte er die 60 Meter in 6,55 Sekunden zurück, später reichten ihm 6,59 Sekunden zum Sieg.
Die 60 Meter der Frauen gingen an Vida Anim (Ghana; 7,31 sec), während das Rennen über 200 Meter eine Kopie des Hallen-DM-Finales war. 23,46 Sekunden standen am Ende als Siegerzeit für Birgit Rockmeier, die ihre letzte Hallensaison bestreitet, zu Buche. Wie schon in Karlsruhe verlangte ihr die Mannheimerin Johanna Kedzierski (23,49 sec) einiges ab. Die Dortmunderin, die in ihrer Laufbahn in Chemnitz Stammgast war, verabschiedete sich nach dem Rennen von den Zuschauern und lobte die Veranstaltung als das "beste Hallen-Meeting in Deutschland."
Niederlage für Tobias Unger
Während die routinierte Sprinterin einen runden Abschied feierte, endete für den Hallen-Europameister Tobias Unger die Hallensaison mit einer Niederlage. Der Sprinter des LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg musste sich über 200 Meter in 21,35 Sekunden dem Polen Marcin Jedrusinski (21,08 sec) klar geschlagen geben.
Über eine schnelle Vorlaufzeit (7,64 sec) steigerte sich Hürdensprinter Thomas Blaschek im Endlauf noch auf 7,61 Sekunden. "Ich bin selten zufrieden, aber es ist eine gute Basis für die Hallen-WM", sagte der Leipziger, der sich für den Start in Chemnitz und gegen einen Auftritt beim Hallen-Europacup in Lievin entschieden hat. "Zwei Wettkämpfe so kurz vor Moskau wären für mich nicht so gut gewesen."
Trotz einer aufgrund der Witterungsverhältnisse beschwerlichen und verzögerten Anreise war im Frauenrennen über 60 Meter Hürden die US-Amerikanerin Lolo Jones (8,04 sec) die Schnellste.
Ruwen Faller offensiv
Ruwen Faller suchte über 400 Meter offensiv die Flucht nach vorne. Mit seiner Zeit von 46,78 Sekunden konnte der Magdeburger bei diesem Rennverlauf, bei dem er von seinen Konkurrenten nicht mehr gefordert wurde, zufrieden sein. "Ich wollte es anders versuchen als letzte Woche in Karlsruhe und offensiver angehen, aber ich war am Ende nicht mehr so geschmeidig. Ich bin aber insgesamt happy, dass ich konstant in diesem Bereich laufe."
Bei den Frauen setzten sich in einem rein deutschen Lauf auf den zwei Stadionrunden die Erfurterin Claudia Marx, die auf die Hallen-WM in Moskau verzichten wird, mit einer Zeit von 53,35 Sekunden durch.
Den Schlusspunkt der Veranstaltung bildeten die 800 Meter der Männer. In dem gut besetzten Rennen lief der Kenianer Wilfred Bungei mit einer bemerkenswerten Zeit von 1:45,94 Minuten einen ungefährdeten Sieg nach Hause.
Thomas Schönlebe erstmals Meeting-Direktor
Mit der elften Auflage des Hallen-Meetings begann zugleich eine neue Ära an der Spitze der Organisation. Ex-Weltmeister Thomas Schönlebe übernahm das Zepter als Meeting-Direktor von Dr. Bernd Schubert, der die Veranstaltung noch in beratender Funktion unterstützt.
Bei seiner Premiere schloss der frühere 400-Meter-Läufer nahtlos an die bisherigen Veranstaltungen an und durfte sich ebenso über eine volle Leichtathletik-Halle im Sportforum und damit rund 2.000 Zuschauer freuen.
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