Gemischte Gefühlslage bei Berliner EM-Stars
Während der eine nach dem ISTAF in Berlin locker scherzte, haderte der andere mit seiner Leistung. Bei der EM in Barcelona (Spanien) hatten die Berliner Robert Harting und Carsten Schlangen im Diskuswurf bzw. über 1.500 Meter beide Silber gewonnen. Beim Heimspiel lief es nicht für beide wie erwünscht.

„Es war nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte, es würde mehr eine Belohnung als eine Qual, die es letztlich war. Ich habe schon nach 400 Metern gemerkt, dass ich nicht so locker laufen kann wie sonst. Vom Kopf her habe ich das Rennen schon super früh abgeschrieben“, sagte Carsten Schlangen nach dem Lauf. „Ich war einfach satt und platt und es ging nichts mehr.“
Gute Form für schnelles Rennen nutzen
Turbulent waren die Wochen nach seinem EM-Coup verlaufen. Presse- und Öffentlichkeitstermine, die er versucht hat, so knapp wie möglich zu halten. Der 29-Jährige hatte einiges für sein Studium zu tun und trainierte zudem noch einmal richtig hart. Er wusste um seine Form und wollte sie noch einmal für ein richtig schnelles Rennen nutzen. Eine Zeit im Bereich der Bestzeit von Dieter Baumann (3:33,51 min) oder gar eine Zeit um 3:32 Minuten hatte er sich für das ISTAF vorgenommen.
Dass er in 3:36,50 Minuten eine neue deutsche Jahresbestzeit aufstellte, konnte seine Laune kaum verbessern. „Wenn man weiß, dass man die bisherige deutsche Jahresbestleistung selbst aufgestellt hatte, wie man da drauf war und wie locker das Rennen in Metz lief, wo ich fast alleine an der Spitze gelaufen bin, dann befriedigt das nicht“, sagte er.
Nur ein schnelles Rennen würde noch locken
Auf einen Start beim Continental-Cup in Split (Kroatien; 4./5. September) verzichtet Carsten Schlangen. „Ich fand es einfach eine Frechheit, dass man einen Tag nach dem EM-Finale eine definitive Zusage geben musste für einen Wettkampf, der fünf Wochen später stattfindet“, erklärt er. Und auch beim „Decanation“ in Annecy (Frankreich; 11. September) wird er nicht dabei sein. „Ich brauche jetzt jeden Tag für meine Diplomarbeit. Nur ein wirklich schnelles Rennen würde mir jetzt noch etwas bringen.“
Ein wirklich schnelles Rennen könnte es beim Diamond League-Finale am kommenden Freitag (27. August) in Brüssel geben. „Ich hatte eine Zusage, aber ich weiß nicht, ob die nach meiner Leistung in Berlin noch gilt“, sagte Carsten Schlangen. Zumindest auf der vorläufigen Startliste für das Meeting in Belgien ist er nicht zu finden.
Wieder Bestweite im letzten Versuch
Viel zufriedener war der Berliner Robert Harting mit seinem Auftritt in seinem „Wohnzimmer“. Etwas schwerfällig, auch wegen zahlreicher Unterbrechungen seines Wettbewerbs zu Beginn, kam er ins Rollen. Im dritten Versuch legte er dann mit 65,53 Metern eine Weite vor, die bereits kein anderer Athlet an diesem Tag mehr übertreffen sollte. Wie bei der WM vor einem Jahr gelang ihm sein weitester Wurf im letzten Versuch - 68,24 Meter.
„Es war ein angenehmer Nachmittag, der Kaffee hat gut geschmeckt, und es hat Spaß gemacht“, sagte er danach locker gelöst. Mit etwas Abstand konnte er auch analysieren, weshalb ihm bei der EM eventuell nicht der goldene Wurf gelungen war: „Zur EM bin ich vielleicht zu entspannt gefahren, weil die Ergebnisse davor sehr gut waren und es einfach lief. Das war wohl der größte Fehler, den ich machen konnte. Jetzt bin ich richtig heiß.“
Vor allem auf das ISTAF war er heiß. In seiner Heimatstadt vor seinem Publikum. „Neben der EM und WM ist das der wichtigste Wettkampf für mich im Jahr. Der steht in meiner Prioritätenliste ganz oben, weil ich hier wohne“, erklärte er. Aber nicht nur die Gefühlslage nach dem Berliner ISTAF war bei den beiden Lokalmatadoren unterschiedlich. Auch ihre weitere Saisonplanung ist es. Robert Harting wird den Continental-Cup noch in Angriff nehmen. Dafür hat er sogar eine geplante Operation verschoben.