Georg Fleischhauer am Puls der 400 m Hürden
Mit seinem Lauf ins WM-Halbfinale (48,72 sec) und der ersten Zeit unter 49 Sekunden nach elf Jahren hatte Georg Fleischhauer 2011 für ein internationales Lebenszeichen der deutschen Langhürdler gesorgt. In diesem Jahr verhinderten Achillessehnenprobleme in der Vorbereitung auf den Sommer, dass er unmittelbar an diesen Erfolg anknüpfen konnte. Saisonbestzeit (49,37 sec) und ein Autogramm-Marathon beim ISTAF am Sonntag waren dann aber doch ein versöhnlicher Jahresabschluss.
49,37 Sekunden brauchte Georg Fleischhauer beim ISTAF im Berliner Olympiastadion für seine erste, mit Hürden gespickte Stadionrunde, die zweite Runde dauerte gut und gerne 49:37 Minuten. Vor mehr als 50.000 Zuschauern genoss der Dresdner eine ausgiebige Ehrenrunde. "Viele Kinder wollten Autogramme haben."Der Lauf, Rang vier und der Jubel der Fans waren für den Langhürdler ein gelungener Saisonabschluss. "Obwohl ich gerne wieder Dritter geworden wäre." Ganz vorne landete Olympiasieger Felix Sanchez (Dominikanische Republik; 48,89 sec).
Die Saisonbestzeit zum Abschluss macht eins klar: Der Sommer ist für Georg Fleischhauer nicht nach Plan verlaufen. Achillessehnenprobleme hatten ihn in der Vorbereitung im Training sieben Wochen lang behindert, das erste Rennen war erst im Juni möglich. Auf den letzten Drücker gelang mit dem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid die Qualifikation für die EM in Helsinki (Finnland).
EM-Sechster, Olympia verpasst
Dort sollte nach einem vielversprechenden Halbfinale (49,52 sec) im Endlauf die Olympia-Norm (49,30 sec) fallen, sogar eine Medaille schien im Angesicht der Absagen einiger starker Konkurrenten möglich. Doch im dritten Lauf innerhalb von drei Tagen machte sich die stockende Vorbereitung bemerkbar, die Kraft reichte nicht, um aufs Podium zu laufen - Platz sechs kam raus (50,11 sec). Dennoch: Es war der erste Finalplatz eines Deutschen bei einer großen internationalen Meisterschaft seit 18 Jahren in dieser Disziplin.
"Danach wollte ich es allen zeigen, das war aber schwierig, weil ich schon erst einmal einen Hänger hatte." Als die Konkurrenz in London (Großbritannien) um den Einzug ins Olympia-Finale lief, gewann der WM-Halbfinalist parallel ein Rennen in Mölndal (Schweden; 50,37 sec). "Der Lauf ist aber zu einem Trainingslauf verkommen. Es ist eben doch etwas anderes, ob 150 Leute an der Bande stehen, oder 80.000 im Stadion jubeln", erzählte der 23-Jährige mit etwas Wehmut.
Bei seinen Beobachtungen aus der Ferne war er nicht nur vom erneuten Olympiasieg von Felix Sanchez überrascht, sondern auch von den starken Zeiten insgesamt: Viele Athleten waren bis zu eine Sekunde schneller als im Vorfeld der Spiele - "Im Gegensatz zur WM in Daegu", sagte Georg Fleischhauer. "Ich bin gespannt, wie es im nächsten Jahr ist, wenn es wieder durch die Bank Blutkontrollen geben wird."
Aufwärtstrend im deutschen Lager
Stärker geworden ist auch die nationale Konkurrenz. Fünf Athleten sind sicher unter 50 Sekunden geblieben - keiner von ihnen ist älter als 23 Jahre. "Es ist das Ergebnis der tollen Arbeit von Bundestrainer Volker Beck. Er beobachtet unsere Entwicklung das Jahr über und steuert sie mit." Mit Silvio Schirrmeister (LAC Erdgas Chemnitz; 49,21 sec) schaffte es einer auch zu Olympia.
Mit sechs Läufen unter 50 Sekunden in diesem Jahr bleibt Georg Fleischhauer aber der konstanteste im deutschen Langhürden-Quintett. Zum Saisonabschluss blieb er neben dem Rennen beim ISTAF auf noch beim Diamond League-Meeting in Stockholm (Schweden) und Linz (Österreich) unter dieser Marke.
Bahn in Moskau soll brennen
Bevor es Ende September in den Urlaub geht, steht erst einmal noch Arbeit für die Uni an: Eine Projekt-Arbeit im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen muss fertig werden. Sportlich gehen die Gedanken schon ins nächste Jahr: Nach einer diesmal möglichst verletzungsfreien Vorbereitung sollen konstante Zeiten unter 49 Sekunden her.
Auf eine Hallensaison will der 1,95 Meter große Athlet des Dresdner SC 1898 möglicherweise verzichten, weil er darin eine Ursache für seine Achillessehnenprobleme in diesem Jahr vermutet. "Wenn ich durchtrainiere, kann ich früher in den Sommer einsteigen - vielleicht auch in große Rennen in der Diamond League kommen - am Puls der 400 Meter Hürden." Großes Ziel ist dann die WM in Moskau (Russland). "Dort wird die Bahn brennen."